Aktuelle News Wunschanalyse Stahl News vom 14.05.2008, 18:54 (Gastkommentar) Wunschanalyse Stahl Herzlich willkommen zur Wunschanalyse von Sharewise in Zusammenarbeit mit dem Heibel-Ticker.de Börsenbrief. Unsere Mitglieder haben sich diese Woche eine Analyse von Salzgitter gewünscht.
KENNZAHLEN der Salzgitter lt. Sharewise.com:
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Die Salzgitter AG aus Salzgitter bei Braunschweig ist der zweitgrößte Stahlkocher Deutschlands. Der Schwerpunkt liegt auf hochqualitativen Röhren, die für Öl- und Gas-Pipelines verwendet werden. Eine beneidenswerte Geschäftsposition, wenn Sie den Ölpreis von 125 USD/Fass bedenken.
Denn Stahl ist nicht gleich Stahl: Röhrenstahl braucht ganz andere Eigenschaften als Schiffsstahl, Stahlträger in Gebäuden, Maschinenstahl oder Stahlnägel. Struktur, Schweißeigenschaften, Temperatureigenschaften und vieles mehr wird durch die verschiedensten Legierungen genau für die künftige Anwendung optimiert. Lassen Sie sich also nicht abschrecken von Zahlen der chinesischen Stahlproduktion: Derzeit hat Salzgitter noch einen komfortablen Qualitätsvorsprung.
Und diese Qualität lässt sich das Unternehmen bezahlen: Der Stahlpreis hat sich in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht. Allein im laufenden Jahr 2008 sprang der Dow Jones Stahlpreisindex von 345 auf 543 Punkte. Die steigenden Rohstoffkosten sowie die immer teureren Energiepreise können Stahlkocher derzeit also noch locker an ihre Kunden weitergeben.
Doch erste Zweifel werden laut, dass dies künftig nicht mehr gelingen könnte: Die Stahlkapazitäten weltweit werden derzeit ausgebaut und schon Ende 2008 werde das Angebotsdefizit, das derzeit zu den explodierenden Stahlpreisen führt, beendet sein.
Ich werde nun zunächst einmal die fundamentalen Daten der Salzgitter AG betrachten undanschließend die Situation auf dem Weltstahlmarkt beleuchten, damit wir besser abschätzen können, ob die Stahlhausse weitergeht oder ob das Ende naht.
Fundamentaldaten von Salzgitter 2007 2008 2009 KGV 9 10 11 Dividendenrendite 1,85% 1,85% 2,22% Umsatzwachstum 21,4% 10,7% 1,7%
Schon das Jahr 2007 wurde als Rekordjahr gefeiert: 1,5 Mrd. Euro wurden verdient. Dabei sind jedoch 907 Mio. Euro aus dem Verkauf der Vallourec-Beteiligung enthalten. Diesen Sondereffekt müsste man eigentlich herausrechnen und so hat Salzgitter im Jahr 2007 nur 593 Mio. Euro verdient.
Für das Jahr 2008 erwartet man nun einen Gewinn von 800 – 950 Mio. Euro, also eine Gewinnsteigerung von 26-60%. Wenn Sie sich jedoch insbesondere die Analysen der angelsächsichen Finanzhäuser anschauen, dann wird dort der Sondereffekt des Verkaufs der Vallourec-Beteiligung gar nicht herausgerechnet. Vielmehr steht dort, und auch auf den deutschen Finanzseiten, meist ein Gewinnrückgang in den Prognosen. Und daraus wird dann gefolgert, dass die steigenden Rohstoffpreise die Gewinne auffressen würden.
Nun, das ist schlichtweg falsch. Salzgitter hat im laufenden Jahr bereits die Preise angehoben und kündigte bereits weitere Preisanhebungen an. Im Stahlgeschäft ist es bislang sehr selten gewesen, dass die Preise gleich zweimal in einem Jahr angehoben wurden. Doch ich sehe keine Probleme für Salzgitter, dieses doppelte Preiserhöhungsrunde durchzusetzen, wie ich weiter unten zeigen werde.
Rechnet man also den Sonderertrag durch den Anteilsverkauf heraus, so notiert die Aktie auf obigem KGV von aktuell 9. Für ein Unternehmen, dessen Umsätze mit aktuell rund 10% anwachsen, halte ich jedoch ein KGV von 17-20 für angebracht. Fundamental ist die Salzgitter Aktie meiner Ansicht nach also stark unterbewertet. Doch schauen wir einmal, was die Weltmarktentwicklungen zum Stahlmarkt sagen, vielleicht finden wir dort einen Haken:
RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN STAHLMARKT
Sie werden sich sicherlich noch an die spektakuläre Übernahmeschlacht des indischen Stahlmagnaten Mittal erinnern, der letztlich die französische Arcelor kaufte. In den vergangenen Jahren fand weltweit eine Konsolidierung auf dem Stahlmarkt statt, Preiskampf und Übernahmeschlachten haben die Stahlkonzerne an den Rand des Ruins gebracht. Wer dort nicht seine Hausaufgaben machte (will heißen: Effizienzsteigerungen, Konzentration auf das Kerngeschäft), der war schnell von der Bildfläche verschwunden.
Inzwischen wird der Weltstahlmarkt also von weniger Stahlkochern bedient, als noch vor fünf Jahren. Wie immer nach einer Phase der Konsolidierung können die Überlebenden, oder die Gewinner, in der Folgephase die Preise stark anheben und ihre Gewinne steigern. Auch Salzgitter hat dies getan, der Kurs der Aktie stieg seit 2003 von 6,50 auf 157 Euro im vergangenen Sommer.
Es folgten US-Immobilienkrise, Rezessionsängste und Zweifel an der Nachhaltigkeit des BRIC-Booms (BRIC – Brasilien, Russland, Indien, China, also die vier größten Schwellenländer). Der Stahlpreis stieg nicht mehr weiter an, im vergangenen Herbst brach er sogar ein. Die Argumentation der Angst war: Eine strauchelnde US-Immobilienlandschaft verbaut weniger Stahl, die Nachfrage nach Stahl sinkt, gleichzeitig trifft auch die Rezession auf die Nachfrage seitens der USA und diese beiden Ereignisse wiederum könnten dafür sorgen, dass die in China produzierten Güter dieser Welt keinen Abnehmer mehr finden. Also würde auch China weniger schnell wachsen, weniger Stahl einkaufen und gleichzeitig die eigenen Stahlkochkapazitäten ausweiten.
Nun, das ist eben nicht so einfach, wie man sich das wünscht. China kann zwar inzwischen jede Menge Stahl produzieren, aber den können Sie gerade einmal für Nägel verwenden. Wer unter dem chinesischen Kapazitätsausbau leiden wird ist Posco, der koreanische Billigstahlanbieter.
Nachdem der Stahlpreis also seit Mitte 2007 stagnierte, schoss er Anfang dieses Jahres in die Höhe und erreicht seit März fast täglich neue Rekordstände. Die Nachfrage von 1,3 Mrd. Chinesen nach Stahlkonstruktionen hängt eben doch nicht mehr davon ab, ob die Amerikaner Plastikeimer und gefälschte Markenprodukte kaufen. Die Chinesen haben inzwischen eine eigene funktionierende Wirtschaft und bauen, was das Zeug hält.
Es sieht also so aus, als würde sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre nun wieder fortsetzen. Und auch die Salzgitter Aktie hat sich wieder in einen Aufwärtstrend begeben. Schauen Sie selbst:
Die Korrektur an den Rohstoffmärkten hat die Salzgitter Aktie von 157 Euro nochmals unter 100 Euro gedrückt. Seit dem Jahresbeginn erfolgte nun die Aufholjagd und der Kurs steht bereits wieder bei 142 Euro.
Der Aktienkurs der Salzgitter AG wird genau dann wieder neue Höchstkurse erzielen, wenn nicht nur die Stahlpreise wieder steigen, denn das tun sie ja seit Anfang des Jahres. Auch die neuen Höchstkurse, die seit einigen Wochen täglich erzielt werden reichen nicht aus, um die Salzgitter Aktie wieder auf neue Rekordhöhen zu heben. Es fehlt noch etwas, das die Zukunft sichert...
KÜNFTIGE ENTWICKLUNGEN AUF DEM STAHLMARKT
...und dies Ereignis fand in dieser Woche statt. Ich spekuliere nicht gern mit Katastrophen und als ich in der vergangenen Woche die fünf Stahlwerte vorschlug, da war von dem Erdbeben in China noch keine Spur zu sehen. Doch nun hat ein Erdbeben der Stärke 7,8 große Teile Chinas verwüstet und 20-40.000 Opfer gefordert, so dass dieses Ereignis nicht ignoriert werden kann.
Moral: Immer wieder habe ich mir Gedanken gemacht, ob man an solchen Katastrophen finanziellen Vorteil nehmen darf. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich dadurch die Entwicklungen nicht beeinflusse. Und wenn ich dann tatsächlich Gewinne erziele, die ich andernfalls nicht erzielt hätte, dann ist es sicherlich moralisch nicht verwerflich, diese Gewinne, oder einen Teil davon, für die Katastrophenhilfe zu spenden. Ich denke, damit tut man mehr Gutes, als wenn man solche Ereignisse für die Einschätzung der Entwicklungen an den Finanzmärkten nicht berücksichtigt.
Also: In China hat ein Erdbeben nun weite Landstriche verwüstet. Es können nun zwei Dinge passieren: Entweder China verfällt wieder ins Mittelalter, schottet sich gegen die Außenwelt ab und verarmt, oder China investiert Milliardenbeträge, um diese Landstriche schnellstmöglich wieder aufzubauen. Da China nun die größten US-Dollar Währungsreserven angehäuft hat, würde ich einmal vermuten, dass ausreichend Geld für die zweite Option vorhanden ist.
Die Folgen des Bebens werden also nicht eine Schwächung der chinesischen Wirtschaft sein, sondern ein außerordentlicher Nachfrageschub nach Zement, nach Architekturleistungen, nach Sandstein, nach Energie, ... und nach Stahl sein. Und Stahl ist übrigens äußerst erbebensicher, wenn er sinnvoll verbaut wird.
Ich glaube also, der nächste Nachfrageschub nach Stahl, der bis zum heutigen Tage noch nicht in den Prognosen der Analysten, nicht in den Prognosen der Stahlkonzerne und nicht in den Prognosen der Stahlpreisentwicklung enthalten ist, wird durch den Wiederaufbau der Erdbebenregionen Chinas kommen. Dieser Nachfrageschock, der den Stahlpreis nochmals höher katapultieren wird, sollte meiner Einschätzung nach ca. ein Jahr in Anspruch nehmen.
DIE SALZGITTER AKTIE
Die Salzgitter Aktie ist übrigens ein heißer Kandidat, demnächst in den DAX aufgenommen zu werden. Es gibt einige mögliche Absteiger (TUI, Hypo Realestate) und wenige mögliche Aufsteiger (Salzgitter, K+S). Die Aufnahme in den DAX würde einen Nachfrageschub - nicht nach Stahl ;-) – sondern nach Salzgitter Aktien nach sich ziehen. Viele DAX-Fonds, die den DAX abbilden, müssen dann zu einem entsprechenden Anteil Salzgitter Aktien im Fonds halten. Ich finde das bullish.
Übrigens: Morgen, am 15. Mai, wird das Unternehmen seine Quartalszahlen vorlegen. Die Erwartungen sind gedämpft, da man allerorten über die gestiegenen Einsatzkosten klagt. Ich erwarte, dass dennoch ein positiver Ausblick gegeben wird und dass, vielleicht nach einer kurzen Korrektur, die Aktie weiter ansteigt.
FAZIT
Alles in allem fallen mir wenige negative Punkte ein, wenn ich die Salzgitter Aktie anschaue. Okay, der exorbitante Kursanstieg der vergangenen Jahre. Aber der sollte nach der Konsolidierung des vergangenen Herbstes nun verarbeitet sein: Alle spekulativen Kurzzeitanleger werden in solchen Konsolidierungsphasen aus der Aktie getrieben, es bleiben die Langzeitinvestoren.
Somit erwarte ich, dass die Aktie von Salzgitter weiter ansteigt: Im laufenden Jahr 2008 werden die Preissteigerungen zu weiteren Gewinnsteigerungen führen. Und auch im kommenden Jahr bleibt der Stahlmarkt in einem Angebotsdefizit, weil China nun neue Projekte aus dem Boden stampfen wird.
Ein KGV von 17 bis Ende 2008 würde einen Kursanstieg auf 260 Euro bedeuten. Das attraktive daran: Nach unten ist die Aktie nach der Konsolidierungsphase abgesichert. Ich würde diese Aktie also kaufen.
Wie gewohnt würde ich dabei in zwei Schritten vorgehen: Einen ersten Teil würde ich noch vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am morgigen Donnerstag kaufen. Anschließend würde ich auf schlechte Zahlen hoffe, die zu einem Ausverkauf in der Aktie führen. Dann könnte der Kurs kurzfristig nochmals unter 130 Euro rutschen. Dort würde ich dann nochmals nachkaufen.
Folgt kein Ausverkauf, so wäre ich zumindest mit einer halben Position dabei.
----------- Wilhelm Busch: "Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders, als man glaubt."
Gruß Pichel
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