sondern einen Reinigungsprozess, bei dem momentan die größten Marktirisiken beseitigt werden - und damit wird der Boden für einen grandiosen Aufschwung der Aktienkurse weltweit gelegt. Nur naive Naturen glauben, dass die Zockerei der letzten Jahre nicht über erhöhte Risikoprämien in die Kurse eingepreist war - ein anderes Risiko war (so kann man inzwischen fast sagen) der Bushkrieger. Verschwinden die beiden größten Plagen der Menschheit der letzten zehn Jahre - die Bängster und der Bushkrieger - verschwinden auch die sehr hohen Risikoprämien und die enormen Differenzen zwischen dem Aktien-KGV und dem Renten-KGV.
Ich halte zwar den Chefredakteur Werner von Euro am Sonntag für einen Scharlatan, aber manchmal fällt auch einem Scharlatan teilweise Vernünftiges ein:
"Nie hatte Schumpeter so recht wie heute: Die schöpferische Zerstörung isf das für den Kapitalismus wesentliche Faktum. Und diese Revolutionen sind nicht eigentlich ununterbrochen, sie treten in unsteten Schüben auf, die voneinander durch Spannungen verhältnismäßiger Ruhe getrennt sind. Genau das erleben wir gerade: Die Schwierigkeiten der Finanzindustrie und der Kursverfall an den Börsen sind Ausdruck dieser Zerstörung. Das Übermaß an Schulden, das in der Wirtschaft steckt, wird abgebaut, die Banken mit den größten faulen Krediten verschwinden. Das alles tut weh, aber ist eben der Preis von Fortschritt und Wachstum. Natürlich gibt es in Nordkorea keine Bankenkrise, aber eben auch keine Antibiotika und nichts zu fressen."
Wie immer ist allerdings der Werner ein schrecklicher Vereinfacher und das kommt in seiner Aussage zum Übermaß der Schulden zum Ausdrück - das beschränkt sich auf einige Bängster, die ihre das Gehalt bestimmenden hohen Eigenkapitalrenditen nicht durch Leistung, sondern über den Leverage-Effekt, also über eine Erhöhung der Verschuldung hergestellt, haben. Der Unternehmenssektor ist dagegen weltweit so gut finanziert, wie in den letzten 100 Jahren nicht mehr, fast alle Staaten der Welt haben ihre Staatsschulden entweder absolut oder zumindest relativ (Schuldenwachstum kleiner als BIP-Wachstum) zurückgeführt und die durchschnittliche Weltsparrate der Privaten ist auf einmaligen Höchstständen. Diese geringe Nachfrage nach Kapital einerseits und das hohe Angebot andererseits sind auch die Ursache für die niedrigen Kapitalmarktzinsen, die nicht irgendwelche Notenbanker machen, sondern der Markt. Diese strukturellen Faktorne für niedrige Kapitalmarktzinsen, die andauern, sind neben den verschwindenen Risikofaktoren "Bushkrieger" und "Bängster" ein weiterer Treibsatz hin zu einem wesentlich höheren Kursniveau an den Börsen weltweit.
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