JahrestagStern des SüdensVor einem Jahr raste Jörg Haider in den Tod. Nun bereitet sich Kärnten darauf vor, einem weltlichen Heiligen zu huldigen. Beinahe hätte Gerhard Finding an diesem Samstag im Oktober seinen Frühstückskaffee verschüttet, als er aus dem Radio die Neuigkeit erfuhr. »Das kann nicht wahr sein«, dachte er. »Der Haider lebt doch ewig.« Er war fassungslos. Weil Finding ein pflichtbewusster Mann ist, begab er sich unverzüglich an seinen Arbeitsplatz, das Bergbaumuseum, das in einem ehemaligen Luftschutzbunker im Botanischen Garten von Klagenfurt untergebracht ist. Er wollte dem Anruf zuvorkommen, der ihm auftragen würde, über dem Eingang eine schwarze Fahne zu hissen. In den Straßen waren nur wenige Autos unterwegs. An einer Ecke erspähte er ein merkwürdiges Bild. Vor einem Dreieckständer, der noch vom Nationalratswahlkampf übrig geblieben war, kniete eine Frau, hielt eine brennende Kerze vor ihrer Brust und betete ein Plakat des gerade tödlich verunglückten Landeshauptmanns an. Da keimte in dem 53-jährigen Museumspädagogen die Idee: Eine Ausstellung über Leben und Sterben des abgöttisch verehrten Idols würde ein Publikumsmagnet sein. In den drei Jahrzehnten, in denen Finding das einzige städtische Museum von Klagenfurt leitet, hat er bereits 31 Sonderausstellungen gestaltet, über Minerale ebenso wie über Kelten, die Schlachten am Isonzo oder die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges. Keine einzige davon hat über die Stadtgrenzen hinaus sonderliches Aufsehen erregt. Diesmal fiebert scheinbar die halbe Welt der Eröffnung entgegen. Der Klagenfurter Stadtrat Alfred Gunzer, für Kultur und Finanzen zuständig, finanziert das Projekt mit 80.000 Euro und erwartet sich nun 100.000 Besucher. Vor allem aber hat der BZÖ-Politiker dem amtierenden Landesvater und Haider-Nachfolger Gerhard Dörfler die Show bei den landesweiten Andachten gestohlen, mit denen das verwaiste Kärnten in den nächsten Tagen seinem vermeintlichen Messias huldigt. http://www.zeit.de/2009/42/A-Kaernten-Haider ----------- Dieses Posting begründet keine Verpflichtung des Autors, es sei denn dies wäre durch schriftliche Vereinbarung mit dem Leser vereinbart.
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