Wiesloch.Im Zuge des Sparprogramms sollen bei Heidelberger Druckmaschinen am Stammsitz Wiesloch mehrere hundert Arbeitsplätze wegfallen. Das sagte Gesamtbetriebsratschef Ralph Arns am Dienstag. Eine konkrete Zahl nannte er nicht. Die Arbeitnehmervertreter verhandeln derzeit mit dem Vorstand über einen Interessenausgleich und Sozialplan für den Standort, an dem insgesamt rund 5000 Beschäftigte arbeiten.„Die Gespräche sind in vollem Gange. Ich kann mir vorstellen, dass wir bis Ende Mai zu einer Einigung kommen“, sagte Arns. Auch ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, man liege mit den Verhandlungen im Zeitplan.
Betriebsratschef Arns hält es unterdessen nach eigenen Angaben nach wie vor für denkbar, dass der Stellenabbau in Wiesloch sozialverträglich – also ohne betriebsbedingte Kündigungen – über die Bühne gehen könnte. „Nicht zuletzt wegen der Altersstruktur der Belegschaft sehe ich ein Potenzial von mehr als 1000 Mitarbeitern, die über freiwillige Programme ausscheiden könnten“, sagte Arns. Den Beschäftigten sollen dazu mehrere Modelle angeboten werden – unter anderem Altersteilzeit, Abfindungen oder der Wechsel in eine Transfergesellschaft. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen schon rund 600 Altersteilzeitverträge mit Beschäftigten im Stammwerk abgeschlossen.
Betriebsbedingte Kündigungen sind durch eine seit 2018 geltende Standortvereinbarung in Wiesloch ohnehin weitestgehend ausgeschlossen, zumindest bis Ende März 2022. Allerdings hat das Unternehmen die Möglichkeit, 85 Beschäftigte pro Jahr freizusetzen.
Heidelberger Druckmaschinen hatte Mitte März ein umfassendes Sparprogramm angekündigt, in dessen Zuge weltweit bis zu 2000 Arbeitsplätze wegfallen sollen. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt etwa 11 700 Menschen. In Wiesloch wird unter anderem die Produktion von zwei Maschinen eingestellt, die dem Unternehmen hohe Verluste bescherten. Der Druckmaschinenhersteller befindet sich schon seit längerem im Umbruch, bereits vor der Corona-Krise litt er zudem unter einem schwachen Geschäft in Deutschland und Europa. Der Vorstand senkte in diesem Jahr bereits zwei Mal seine Prognose. Für dieses und das kommende Geschäftsjahr werden inzwischen rote Zahlen erwartet.
Der Großteil der Mitarbeiter am Stammsitz Wiesloch befindet sich unterdessen nach wie vor in Kurzarbeit. Nach Angaben des Unternehmenssprechers sind momentan nur etwa 1000 Beschäftigte im Werk. Ein Teil der Belegschaft arbeite im Homeoffice. „Wir planen mit der Kurzarbeit zunächst bis Ende Mai, danach sehen wir weiter“, sagte der Sprecher. Die Lage werde derzeit im Zwei-Wochen-Rhythmus immer wieder neu geprüft.
Durch die Corona-Krise war zuletzt vor allem der weltweite Markt für Werbedruck – also beispielsweise Prospekte oder Plakate – deutlich zurückgegangen. Inzwischen gebe es aber eine leichte Stabilisierung. Auf weitere Besserung in dem Bereich hofft der Druckmaschinenbauer dadurch, dass derzeit in vielen Ländern die strengen Einschränkungen gegen die Corona-Pandemie wieder gelockert würden.
Das Auslandsgeschäft ist für Heidelberger Druckmaschinen immens wichtig, etwa 80 Prozent der produzierten Maschinen werden exportiert. Relativ stabil sei der Verpackungsdruck, für den das Unternehmen ebenfalls spezielle Maschinen anbietet. Damit werden beispielsweise Verpackungen für Medikamente oder Lebensmittel bedruckt. © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 13.05.2020
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