Der Börsengang von Borussia Dortmund ist gerettet. Einiges spricht dafür, dass die Konsortialbanken in die Bresche gesprungen sind. Die konsortialführende Deutsche Bank hatte vor einigen Wochen angedeutet, dass mit einer großen Nachfrage der Privatanleger zu rechnen sei. Deutlich mehr als die üblichen "30 oder 40%" sollten es schon werden, hieß es. Doch der erhoffte Run der Südkurven-Fans auf die Aktien der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA (BVB) ist ausgeblieben. Bei inländischen Privaten wurde nur ein Viertel der Titel platziert, 3% erhielten die 11000 Vereinsmitglieder. Alle privaten Zeichner wurden voll zugeteilt, zumindest im Retailsektor gab es also keine Überzeichnung. Da unter den Fondsmanagern über Nacht wohl keine Fußball-Euphorie ausgebrochen ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Konsortialbanken ihre Beteiligungsportfolios angezapft und die überzähligen Aktien in die eigenen Bücher genommen haben. Das wäre nicht verwunderlich, denn der Börsengang des BVB ist prestigeträchtig. Außerdem stehen die Borussen mit 70 Mill. Euro in der Kreide. Bis zu 20% des Emissionsvolumens sollen für die Schuldentilgung verwendet werden. Bei Investmentbanken, die nicht an der Platzierung beteiligt sind, wird vermutet, dass die Mitglieder des Konsortiums zu den Instituten zählen, die Kredite an den BVB vergeben haben. Insofern würde bei einer Beteiligung der Konsorten das Geld in den eigenen Reihen bleiben. Eine solche Beteiligung müsse nicht unbedingt den Kursverlauf der Aktie belasten, hieß es in Konsortialkreisen beschwichtigend. Denn Institute wie die Deutsche Bank seien in der Lage, Beteiligungen lange zu halten. "Die werden den Deckel draufhalten", sagte ein Vertreter einer nicht beteiligten Bank. Blieben die Beteiligten diszipliniert, könne sich der BVB trotz der Startschwierigkeiten noch zu einem Renner auf dem Parkett entwickeln. Dieses Szenario ist denkbar, aber eher etwas für Optimisten. Zum einen dürften viele Privatanleger verdutzt feststellen, alle gezeichneten Aktien auch tatsächlich erhalten zu haben. Das kann von Anfang an für Abgabedruck sorgen. Bereits gestern rutschten die Kurse im Per-Erscheinen-Handel unter 11 Euro, den Ausgabekurs. Sollte sich der Kurs der schwarz-gelben Aktie wider Erwarten positiv entwickeln, wird der Anreiz für die Banken immer größer, aus den Beteiligungen auszusteigen. Zumal die Fußball-KGaA vermutlich in der näheren Zukunft keine allzu großen Gewinne erwirtschaften oder gar hohe Dividenden auszahlen wird. Zudem ist der Wert wegen der geringen Platzierung im Retailsektor sehr eng. Jedes Spielergebnis wird den Kurs erheblich nach oben oder unten treiben. Sollten sich die Banken eines Tages von den vermuteten Beteiligungen trennen, dürften die Käufer fehlen. Denn bisher sind Fonds nach Einschätzungen in Konsortialkreisen nur beteiligt, um ihren guten Willen zu demonstrieren. Außerdem ist es fraglich, ob es überhaupt Aussichten auf eine langfristige Haltedisziplin gibt. Denn das Engagement könnte das IPO-Geschäft mit anderen Klubs stören, wird in Konsortialkreisen vermutet. Der Interessenkonflikt sei offensichtlich. Zudem sei die Möglichkeit beschränkt, über eine weitere Beteiligung einen problematischen Börsengang zu retten. Denn die Statuten der europäischen Fußball-Organisation Uefa untersagen, dass ein Investor mit größeren Beteiligungen bei verschiedenen Klubs engagiert ist, die miteinander im Wettbewerb stehen.
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