800 Mio. DM Kursverluste für 34 Mio. DM weniger Aufträge Der Kommentar von w:o-Chefredakteur Martin Beier
Die Herren waschen ihre Hände in Unschuld und kriegen die Selbstherrlichkeit nicht ab, mit der Kursmacher Millionen vernichten. Bittere 800 Mio. DM sind es, die binnen weniger Stunden aus dem Börsenwert verschwunden, seit DG (Genossenschafts)-Bank und Dresdner Bank den Daumen über der Aktie des Maschinenbauers Singulus senkten und den Kurs in den Keller schickten von 60 auf 45 Euro.
Die genossenschaftlichen Kursmacher kümmert es wenig, dass sie wenige Tage zuvor ihren besten Kunden gerade die Singulus-Aktie in einer exklusiven Veranstaltung besonders ans Anleger-Herz legten. Unwichtig auch, dass wenige Tage nach dem Kurssturz eine 51seitige „Strategie-Broschüre Aktien“ der DG Bank erscheint. Darin zeigt der Pfeil für die Singulus-Aktie klar nach oben - bei einem Kurs von 54,75 Euro. Vergessen zudem, dass Singulus im Frühjahr in feierlichem Rahmen von den Genossenschaftsbankern für vorbildliche Unternehmensleistungen ausgezeichnet wurde. Wie wahr: 76 Mio. DM Nettogewinn aus 530 Mio. DM Umsatz, wie sie Singulus in neun Monaten 2000 erzielt hat, schaffen nicht viele Unternehmen in Deutschland. Zum Jahresschluss werden es 100 Mio. DM Nettogewinn sein. Das sei angesichts der guten Auftragslage gar nicht zu vermeiden, heißt es dazu in der Chefetage des Hersteller von Maschinen zur Herstellung von CDs und anderen optischen Speichermedien im hessischen Alzenau.
34 Mio. DM nicht geschriebener Aufträge sind letztlich der Anlass um 800 Mio. DM Börsenwert zu vernichten. Das ist das Resultat der Arbeit der Analysten, die ansonsten besonders um die Vermögenswerte ihrer Kunden besorgt sind. „Das ist unser Job“, beteuert der zuständige DG-Analyst und sieht den Auftragsrückgang als Anfang einer von wichtigen asiatischen Kunden ausgehenden Kaufzurückhaltung, die zudem noch mit einem Preiskampf der Wettbewerber einhergehe. Rational müsse der Analyst an die Entwicklung herangehen und nicht emotional agieren, wie Singulus-Manager auf die Abstufung ihrer Aktien reagierten. Natürlich würden die Auftragseingänge schon im jetzt laufenden 4. Quartal wieder anziehen, versichern sie und dass ihr Haus nach weiter um 20 Prozent pro Jahr wachsen würde. Angesichts der Milliarden, mit denen „mancher Luftballon“ in Kurs- und Analystenlisten bewertet sei, sitzt der Ärger über die teure Abstufung tief.
Die Dresdner Bank muss sich seither des Verdachts erwehren, den Kurs gezielt für einen neuen Investmentfonds herunter geprügelt zu haben. Der konnte danach günstig einsteigen, genauso wie spezielle Hedge Fonds, die neuerdings offenbar auch in Deutschland ihr Spekulationswesen betreiben. Die versprochene Stellungnahme seitens der DIT-Dresdner-Bank-Gruppe blieb aus. Der Singulus-Aktienkurs zieht bei hohen Umsätzen wieder an. Mit 1,7 Mrd. Euro Börsenwert scheint die Weltfirma in der Tat nicht hoch bewertet.
Die Singulus-Aktie (WKN 723890) notiert mit 48,30 Euro um 1,3 Prozent erholt
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