Der Neue Markt - ein Fall für die Todesliste ?

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neuester Beitrag: 10.11.00 00:05
eröffnet am: 03.11.00 14:49 von: salinger Anzahl Beiträge: 13
neuester Beitrag: 10.11.00 00:05 von: salinger Leser gesamt: 2759
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03.11.00 14:49
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491 Postings, 9141 Tage salingerDer Neue Markt - ein Fall für die Todesliste ?

hallo,

für die banken und broker waren die letzten monate das pardies auf erden.
jedes noch so stümperhaft geführte unternehmen konnte man uneingeschränkt an die börse bringen, da sich immer einige käufer dafür fanden, die sich schon ausmalten, was passieren würde, wenn ihre pommesbude.com oder superbionetmedia.com, rivalen wie microsoft oder aol und quiagen ausstechen würden und sich die aktien in ihren depots verhundertfachen.
und nun ?
der neue markt liegt am boden. Das vertrauen ist gleich null und nach der großen party scheint alles in trümmern zu liegen – weit gefehlt!
zwar wird es ein wenig dauern, bis das vertrauen in diesen markt wieder zurückkommt, jedoch ist vom tode desselben noch nicht zu sprechen.
die deutsche börse ag und die konsortialbanken werden sich nun ENDLICH zusammensetzen müssen und über verfahrensweisen nachdenken, die in zukunft ein ähnliches debakel, wie wir es in den letzten tagen erleben konnten und welches schon vor 12 monaten abzusehen war, verhindern bzw. einschränken können.
es müssen strengere gesetze her und ein bawe, das nicht nur als papiertiger taugt.
der neue markt war und ist eine der großartigsten erfindungen der letzten 50 jahre, wobei man es leider versäumt hatte, strenge verfahrensweisen (spielregeln) einzusetzen, die diesem markt trotz risikoanlage noch berechenbar machen.

wie wäre es mit folgenden spielregeln ? :

die lock-up periode für altaktionäre 18 monate für den vorstand grundsätzlich 36 monate.

maximal 50 neuemissionen/jahr

die konsortialbanken müssen für 24 monate garantieren, dass bei zahlungsunfähigkeit des jeweiligen unternehmens bzw. der pleite die NEUaktionäre 70% des emissionspreises ausgezahlt bekommen.


die liste darf fortgeführt werden ....



gruß – sali.
 

03.11.00 15:00

14 Postings, 9133 Tage masiweitere Punkte

Wenn Altaktionaere oder Vorstandsmitglieder Aktien verkaufen wollen,
so sollte diese vorher angekuendigt werden.  

03.11.00 15:04

34698 Postings, 8880 Tage DarkKnightSagte ich doch schon: Kreditrisikoverlagerung.

Aber jetzt mal im Ernst:

wir wissen alle aus eigener Erfahrung, daß sich Dinge manchmal verselbständigen. Ich glaube nicht, daß die Banken generell unseriös vorgegangen sind, aber Konkurrenz- und Margendruck gibt's überall und wenn mal einer anfängt ...

Ich stelle hier nochmals die Behauptung auf: Die WP-Branche ist schuld an dem ganzen Desaster. Diese selbsternannten Experten und Unternehmensbewerter schaffen es wochenlang über den sog. Betafaktor für die Abzinsung trefflich zu streiten und entscheiden in nicht vorhandenen Dokumentationen, warum ein Unternehmen 100 mio oder 2 Milliarden wert sein soll. Alles verpackt in unangréifbarem, wachsweichem Gesülze (genannt: "Gutachterliche Stellungnahme zum Unternehmenswert der pommes.com AG"), das nur zur Nervenberuhigung der Bänker dient.

Könnt' Ihr euch vorstellen, daß zwei Leute ca. 10 Jahre vor sichhinprogrammieren, hier und da mal einen Auftrag an Land ziehen und von heute auf morgen einen Konzern mit 500 Leuten führen und eine sinnvolle Internationalisierung schaffen? Klar konnten wir das: der Laden heißt Infomatec und wahrscheinlich sind die nur an die Börse, weil ihr zuständiger Wirtschaftsprüfer diese Idee vorgeschlagen hatte (und nebenbei mal eine halbe Mio fees "generiert" hat).

DAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN VERTRAUEN UND MISSTRAUEN, ZWISCHEN GEWINN UND VERLUST, ZWISCHEN GELDSACK UND DRECKSACK.  

03.11.00 15:05

155 Postings, 9055 Tage BeweHallo salinger

Das einzige was gemacht werden muß ist eine bessere Boersenaufsicht mit einem Regelwerk nach NASDAQ. Was du sonst ansprichst könnte man auch als Versicherung für Dummheit ansehen. Jeder muß selbst sehen wo er investiert.
Klar, kriminelle Machenschaften von Banken ,Vorständen etc. siehe oben. mfg Bewe  

03.11.00 15:17

479 Postings, 9109 Tage AliMentelächerlich

also von desaster in den letzten monaten am NM habe ich nix bemerkt: eine korrektur, das ablassen von luft aus einer spekulationsblase(geplatzt ist sie definitiv nicht!)sehe ich nicht als desaster. wenn ein paar kleinanleger auf die nase gefallen sind, weil sie keine ahnung von börse und aktien haben, aber statt erstmal in bluechips zu investieren gleich dachten, sie können mit nebenwerten rumzocken, dann tut mir das nicht leid: ich bezeichne sowas als lehrgeld! gigabell, informatec, fortunecity usw., tja pech gehabt, wer noch nie was von chance-risiko-relation gehört hat, muss auch mal bestraft werden; wo kämen wir denn hin wenn jede hausfrau pro jahr ihr vermögen verdoppelt weil sie wahllos mit akttien rumfummelt(sorry liebe hausfrauen, manche von euch sind bestimmt auch im aktien-bereich bewandert ;-))


ok ich gebs zu ich hab auch mal fortunecity gehabt: bei 19 gekauft und bei 28 verkauft.


allerdings war ich, bevor ich mich zu sowas hab hinreissen lassen, schon etliche jahre an der börse aktiv(hab auch brav mit blue chips angefangen).
und trotzdem betrachte ich o.g. deal zu 70% als glückstreffer, betreffs des
timings, und nicht nur als resultat meiner erfahrung und cleverness ;-)!

in diesem sinne

AliMente

 

03.11.00 15:27

479 Postings, 9109 Tage AliMenteanmerkung zu massnahmen

die in den o.g. postings genannten massnahmen halte ich für völlig überflüssig!
ich möchte die konsortialbank sehen, die 24 monate 70% des emmisionspreises den anlegern garantiert im falle der insolvenz! damit würden sich für die banken unkalkulierbare risiken ergeben(nicht jede insolvenz ist ja so absehbar, wie die von diversen cashburners).
diese massnahme ist absolut lächerlich, realitätsfern und dumm, sorry salinger für diese direktheit;-), ist nicht persönlich gemeint!

mfg
AliMente

p.s. der fortunecity deal in meinem vorigen posting war von "prahlen ein"
"prahlen aus" tags umrahmt(ich wollte halt mal was für mein ego tun), diese wurden leider im board nicht angezeigt.;-)  

03.11.00 16:16

491 Postings, 9141 Tage salingernaja.... du bist schon ein toller Ali...

den kleinanlegern, die auf ihren nasen gefallen sind, hat der n.m und auch diejenigen, die aus diesem marktsegment bisher gewinne schöpfen konnten, vieles zu verdanken.
entdeckt wurde dieser markt nicht von den institutionellen, die sich noch monate nach dessen eröffnung herablassend über diesen ausließen, sondern vom "kleinen mann".
diesen gilt es in irgendeiner form zu schützen, da es wiederum müller oder schulze sein wird, der eine eventuell kommende, neue rally massgeblich mitgestaltet.
die von mir genannten punkte besitzen mit sicherheit einen diskussionsbedarf und können in dieser form, nicht zuletzt aufgrund einer nahezu allmächtigen banker-lobby, wohl kaum umgesetzt werden, wobei ich diesbezüglich äußerungen wie "lächerlich", "realitätsfern" und "dumm" für phantasielos, arrogant und unkonstruktiv halte.

der neue markt war ein großes experiment, welches nach einem tollen und nie dagewesen start nun langsam droht ins chaos zu driften.
die frage ist nun einfach die, wie man ein solches szenario aufhalten bzw. verhindern kann und nicht, ob ich ein toller hecht bin und die anderen, die durch teilweise kriminelle machenschaften einen großteil ihres vermögens verloren haben, alle dumm oder "hausfrauen" sind.

sali.




 

03.11.00 16:30

21160 Postings, 9409 Tage cap blaubärgibt ja schon Urteile die ok sind

hatte hier ja mal was reingehauen vom OLG Köln(Bank musste 150000 zurückgeben)also wie heißt es so schön das Problem iss erkannt,fehlt nur noch  ne ordentliche Klagen die PR bringen und der geneigte Anlegerabzocker wird überlegen ob das Rendite+Reputationsfördernd wirkt.
blaubärgrüsse  

04.11.00 22:35

147 Postings, 8864 Tage Wachmannsalinger du solltest in ein land auswandern,

das noch die planwirtschaft unterstüzt. am neuen markt holen sich firmen mit guten aber auch schlechten geschäftmodellen kurzfristig und ohne risiko zum nulltarif fremdkapital von leuten, die deren geschäftsideen gut finden oder eine ähnliche vision haben. (vision = cargolifter)
es ist kein markt, wo du einmal ein paar aktien kaufst und nach 10 jahren nachschaust was daraus geworden ist, wenn du selber in einzelwerte investierst mußt du dich schon eingehend über die "auserwählte" firma informieren und permanent über den markt und die einzelwerte "wachen". wer von einer gigabell-pleite überrascht war, sollte sein geld vielleicht lieber einem dax-30 fond oder rentenfond anvertrauen.
es gibt nicht viele gute analysten, die sich eingehend mit jeder noch so kleinen klitsche befassen können und es macht auch gar keinen sinn, weil für die anleger gar nicht genügend aktien vorhanden sind. stell dir vor jeder wolle sein geld in phenomedia investieren - da gibt es aber nur ca. 4 mil. stück es wäre schon fast ein glücksfall welche zu bekommen...
die wertpapierabteilung deiner bank kennt phenomedia vielleicht gar nicht - und das macht auch sinn, weil eine kaufempfehlung durch die marktenge und die damit verbundenen risiken für eine seriöse bank und bei langfristigen anlagen in aktien, bei den wenigsten werten wohl in frage kommen würde.
ich habe noch nie jemanden jammern hören, weil er in 5 tagen vielleicht 100% gewinn gemacht hat - das nimmt man als selbstverständlichkeit hin, fährt jemand die karre aber mal in den dreck ist das jammern groß.
je größer die chancen - desto größer sind schon immer auch die risiken gewesen. das kontrollorgan ist gut - jede firma muß quartalsberichte veröffentlichen und es hat sich bei allen firmen, die am neuen markt  schlecht stehen schon lange im vorfeld die finanzielle misere abgezeichnet.
wenn du im monat 3000 mark verdienst und gibst jeden monat 5000 aus, dann ist dir doch auch klar, daß irgendwann jemand an deiner türe klingelt und dir den hahn zudreht.
bilanzen werden und wurden schon immer schön geschrieben das ist können und nicht das werk von "dilettanten" wie hier schon mal jemand schrieb. pleiten von aktiengesellschaften gibt es nicht nur am neuen markt - und kurse wurden auch schon immer durch gerüchte und spekulationen oder als reaktion auf mögliche oder bevorstehende ereignisse gemacht.
salinger - "schulz und müller" können auch keine rally auslösen - bedenke, daß weit weniger als 10% aller wertpapiere sich in privathand befinden - du kannst also als kleiner privater anleger nur mit den wölfen mitheulen aber du mußt den ton halten, den sie dir vorgeben...

der neue markt ist wie ein pfau, der seine bunten federn zeigt und mal nicht zeigt - und während er das tut stolziert er zwischen den beinen der grauen dickhäuter umher... -  und das soll auch so bleiben.

grüße vom wachmann





 

06.11.00 11:04

491 Postings, 9141 Tage salingerHalo "wachmann"....

die von mir beschriebenen änderungen haben nichts mit planwirtschaft oder sonstigen einflußnahmen des staates zur unterstützung des kapitalflusses zu tun, sondern mit einer neugestaltung der "spielregeln" für ipo´s am neuen markt.
wenn diese neuerungen durch die dbag vollzogen werden sollten, so könnte man wohl kaum von einer planwirtschaft sprechen....
das man mit aktien auch einen totalverlust hinnehmen kann, ist mir schon durchaus bewußt. ich habe auch nichts dagegen, wenn das geschäftsmodell einer firma nicht aufgehen sollte und diese daraufhin in den konkurs geht. was mich jedoch stört, ist die abzockermentalität der diversen "konsortial-banken", die teilweise nicht-überlebensfähige firmen an den n.m bringen nur um das geld der anleger abzuschöpfen. hier wird dann kein kapital für junge untenehmen gesucht, sondern lediglich geld gemacht auf kosten der investoren.
das die von mir aufgezeigten regularien möglich sind, hat doch die emission der t-aktie eindrucksvoll bewiesen.
hier wurde von einer konsortialführenden bank den kleinaktionären folgendes angebot unterbreitet:
"sie legen die aktien für 4 jahre bei uns fest und überschreiben uns ihr stimmrecht und die dividenden. nach vier jahren können sie die aktien verkaufen und bekommen den marktkurs bzw. mindestens ihren einstandskurs ausgezahlt." (commerzbank)
quasi eine versicherung gegen kursverluste. hier war man sich auf seiten der banken sicher, dass man keinen "schrott" an die börse bringt, sondern ein überlebensfähiges unternehmen. planwirtschaft ?

gruß - sali.
 

06.11.00 11:22

34698 Postings, 8880 Tage DarkKnightWürde gerne wissen, wie die CoBank das Ding

bilanziert?  

09.11.00 01:43

147 Postings, 8864 Tage Wachmann@sali - hab jetzt besser verstanden, was du meinst

niemand darf glauben, daß banken seriöse firmen sind oder es jemals werden - leider...
momentan wird dem anleger jeder dreck angedreht - vielen fehlt das nötige branchenwissen, was auch keiner für alle bereiche haben kann - um das alles noch zu überschauen - wenn eine bank so einen pleitegeier als z.b. eine zweite "intershop" od ä. anpreist, sollte sie wirklich dafür haftbar gemacht werden können..
in der praxis sieht es aber so aus, daß auch schon genügend firmen die banken abgezockt haben - was allerdings auch wieder der kleine mann ausbaden darf..
wo würdest du eine grenze ziehen? welche firma ist noch börsenwürdig welche nicht?

ich glaube nicht mal daß es grundsätzlich bei vielen neubörslingen vorsatz ist schlechte zahlen zu schreiben und das geld auf den kopf zu hauen - dem management fehlt oft die erfahrung und ist plötzlich mit der größe der eigenen firma überfordert, oder stellt fest, daß der markt für ihre produkte nicht mehr da ist oder sich so stark oder schnell wandelt, daß sie den anschluß verlieren - die bank kann dann auch nicht mehr viel machen - und ich sehe darin auch nicht unbedingt die aufgabe der banken.
eine neutrales kontrollorgan wäre nicht schlech, aber was ist wie lange neutral bei den summen die da ständig umgesetzt werden?

nachdenkliche grüße vom wachmann  

10.11.00 00:05

491 Postings, 9141 Tage salingerre

hallo wachmann,

ich kann dir in deinen ausführungen nur zustimmen – man kann die banken nicht für alles negative, was an der börse abgeht zur verantwortung ziehen – mir würde es schon reichen, wenn sie für die vorsätzlich durchgeführten neuemissionen von absehbaren pleitekandidaten, zu einer teilhaftung herngezogen würden.
auf deine frage: „wo soll man die grenze ziehen, welches unternehmen noch zum börsengang zugelassen werden darf und welches nicht“, kann ich dir keine antwort geben, da ich mit meinen denkanstössen keine ipo´s verhindern möchte, sondern lediglich eine veränderung der spielregeln für zukünftige neuemissionen befürworte.
wenn die verlängerung der lock-up für vorstand und altaktionäre, sowie eine ebenfalls terminierte teilhaftung der emissionsbanken, eine unüberwindbare barriere für ein entsprechendes, „börsenwilliges“ unternehmen darstellen sollte, dann frage ich mich, was wir durch einen gescheiterten börsenganges einer solchen firma verlieren würden ?
klar, durch die limitierung der ipo´s/jahr auf 50 müsste natürlich eine selektion erfolgen, deren genaues prozedere, jedoch nicht unbedingt qualitativen ursprungs sein müsste, sondern durchaus chronologische aspekte beinhalten könnte.

meine absicht war es jedoch nicht fertige lösungen zu produzieren, sondern bestand darin eine diskussion über das für und wieder von veränderungen bezüglich des bisher sehr erfreulich verlaufenden experimentes „neuer markt“, zu entfachen.
nur durch den mut dieses segment ins leben zu rufen, konnte dasselbe erschaffen werden – nur durch den mut zur „reform“ wird man es auch noch in zukunft „erfolgreich“ nennen können.

gruß – sali.
 

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