Heute in der Frankfurter Rundschau steht ein recht interessanter Artikel über den NM und die gesamte Entwicklung der Aktienmärkte. Mittels der Darstellung der üblichen Anleger(anfänger)fehler wie Gewinne nicht laufen zu lassen und Verluste zu spät oder gar nicht zu begrenzen und einer wirklich beeindruckenden (wenn auch ernüchternden) Grafik über die Kurs- und gewinnentwicklung der letzten 120 Jahre rückt dieser Artikel vor allem die Psychologie in den Vordergrund der Betrachtung. Anhand historischer Vergleiche werden immer wiederkehrende Muster menschlichen (Fehl-)Verhaltens wie Gier und Neid dargestellt, die selbst besonnene und überwiegend rational denkende Anleger zu Fehlern verleiten. Mit dem ökonomischen Lehrbuchmenschen "homo oeconomicus" jedenfalls habe das Verhalten an den Kapitalmärkten herzlich wenig zu tun. Recht kritisch gehen die Autoren auch mit der weit verbreiteten Ansicht um, dass Aktien bezüglich der Rendite langfristig jede andere Anlageform schlagen. Ihrer Meinung nach lässt sich die vergangene Entwicklung nicht ohne weiteres in die Zukunft fortschreiben (womit sie aber nicht ausschliessen, dass es doch so sein wird). Zu guter Letzt wird in dem Artikel auf die Gefahren hoffnungslos aufgeblähter Aktienmärkte (Spekulationsblase) für die gesamte Gesellschaft hingewiesen. Buchgewinne sind eben keine realisierten Gewinne und verleiten dennoch eventuell dazu, sich finanziell allzu sicher zu fühlen und andere Bereiche wie Bildung oder alternative private Altersvorsorge zu vernachlässigen. Man stelle sich rein hypothetisch vor, ein Arbeitnehmer, dessen private Altersvorsorge hauptsächlich auf Aktien basiert, ginge Ende dieses Jahres in Rente und hätte sein Aktienvermögen nicht schon vorher sukzessive umgeschichtet.
Persönliches Fazit: Obwohl wir doch eigentlich alle wussten, dass die Kursentwicklung vor allem zur Jahreswende bis in den März 2000 jeglicher Grundlage entbehrte, haben wir alle das Spiel gerne mitgespielt, solange es weiter hoch ging ( = Die Hausse nährt die Hausse). Unterschwellig wusste doch (fast) jeder von uns, dass eine scharfe Korrektur überfällig war. Jetzt sind wir (gottlob) auf dem Boden der Tatsachen angelangt und um wertvolle Erfahrungen reicher. Es bleibt nur die entscheidende Frage: Werden wir uns dieser Erfahrungen zukünftig auch wirklich bedienen oder wird wieder die völlige Irrationalität vorherrschen ? Die Antwort auf diese Frage überlasse ich jedem Einzelnen, auch wenn ich sie bereits zu glauben kenne.
Eine etwas tiefergehende Beschäftigung mit der Behavioural Finance scheint mir jedenfalls durchaus interessant und lohnenswert.
|