Auch mir ist bewusst, dass man nicht immer einer Meinung sein muss. Was mir bei sehr Dir gut gefällt ist, dass Du Deine Meinung auch begründest, auch wenn Du Dich dabei manchmal auf andere Annahmen stützt als ich. Mit anderen Annahmen kommt man halt auch zu einer anderen Schlussfolgerung. Manche hier stellen nur Behauptungen auf, ohne sie zu begründen. Das finde ich nicht gut und behalte mir vor, so jemanden im Wiederholungsfall zu ignorieren, egal ob pro oder contra WDI. Zum Veröffentlichungszeitpunkt "darf Hr. Holtermann von der Dursuchung berichten wenn er von einem Informationen angerufen wurde und er nen Gegencheck bekommen hat (StA, BaFin, anderer WDI Mitarbeiter, Journalist vor Ort) und wenn ja, wann darf er es?"
Selbstverständlich darf er das dann machen. Es ist allerdings auffällig, dass er wieder mal als erster mit den Negativschlagzeilen dabei ist. Er scheint tatsächlich auffällig gut vernetzt zu sein. Das spricht dafür, dass er entweder wirklich gut darin ist, oder dafür, dass jemand mit sehr viel Geld, Einfluss und möglicherweise sogar Insiderwissen, der außerdem ein großes Interesse an solchen Negativschlagzeilen über WDI hat, ihm solche Informationen zuspielt. Außerdem sollte er den Artikel doch wohl vor der ersten Veröffentlichung möglichst noch mal korrektur lesen und nicht danach. Gerade bei WDI, wo man aus der Vergangenheit weiß, wie extrem "irrational" "der Markt" auf solche Nachrichten reagiert, wäre es doch besonders angebracht, auch in Sachen Formulierungen mit großer Sorgfalt zu arbeiten. Das heißt für mich aber nicht, negative Formulierungen zu wählen, für die gerade so nicht rechtlich belangt werden kann, sondern eben möglichst neutral und objektiv. Und das waren seine Artikel in der letzten Zeit wirklich selten. Es ging mir auch nicht um dieses Einzeleregnis, sondern bei ihm ist es das Gesamtbild aus den letzten Monaten, dass einen sehr unschönen Beigeschmack hat. Nahezu alle Artikel von ihm sind in der ersten Version extrem tendenziös und reißerisch (denken wir an die Rezo-Vorwürfe), lösten fast alle (nicht notwendigerweise ursächlich) innerhalb von wenigen Minuten einen Kurssturz aus, und nachdem der Schaden dann schon passiert ist, wurden die Formulierungen im Nachinein entschärft.
Nachträgliche Änderungen am Artikel
"Zu dem Online-Artikel: nehmen wir mal den Tag des Anschlags in Halle im letzten Jahr. M.E. gab es an diesem Tag auf n-tv einen Haupt-Artikel, der an dem Tag ca. 25x aktualisiert wurde wann immer neue Informationen reingeflattert sind - und nicht 26 Einzel-Artikel. Und in dem Haupt-Artikel wurde nicht 25x mal geschrieben, was sich ggü dem vorherigen gerade geändert hat. Also ganz ehrlich: ich stehe da etwas auf dem Schlauch, welche Theorie da versucht wird, aufzustellen. Dass Du schreibst, dass der Kurs max 5% gefallen wäre, wegen Hr. Holtermann aber 10% und dass „Holtermann einfach nur den Vorwand geliefert“ hat – bei solchen Aussagen werden wir in der Tat nie auf den gleichen Nenner kommen. Müssen wir zum Glück auch nicht."
Ich habe selbst jahrelang die NTV-App verwendet um auf dem Laufenden zu bleiben. Im Laufe der Zeit war ich allerdings von der Qualität der Berichterstattung enttäuscht und nutze inzwischen andere Quellen. Deshalb würde ich persönlich die jetzt nicht gerade als Goldstandard ansehen, wenn es um journalistische Sorgfalt geht. Ich selbst habe NTV letztes Jahr in einer Email einen Artikel zu einer wissenschaftlichen Studie scharfe Kritik geübt. Sehr positiv war: Sie haben sich bei mir Entschuldigt und mir für die Hinweise gedankt. Die Überarbeitung des Artikels hat keine Stunde gedauert, und, soweit ich mich erinnere, war ein Hinweis mit Änderungen zumindest eine Zeit lang explizit als Fußnote zu erkennen. Inzwischen gibt es so einen Hinweis allerdings nicht mehr.
Doch auch wenn ich jetzt nicht weiß, welchen Artikel Du konkret meinst sehe ich da eine vollkommen andere Situation. Es gibt auf NTV immer wieder mal bei schockierenden Ergeignissen solche "quasi-live" Artikel die alle paar Minuten ein update mit neuen Informationen bekommen. Das ist auch jedem Leser eigentlich immer eindeutig klar und sogar gewünscht, Hinweise auf Änderungen sind da wohl nicht notwenig. Vielleicht war der Halle-Artikel ja auch so einer, keine Ahnung.
Herr Holtermann hat aber, soweit ich das beurteilen würde, keine neuen Informationen eingebaut, sondern nur seine Formulierungen entschärft (bitte um Korrektur falls ich falsch liege). Da bei börsenrelevanten Infos aber vor allem der erste Eindruck einer Nachricht wirklich wichtig ist, helfen dem wissbegierigen investierten die nachträglichen Änderungen nicht mehr, da hat ja so mancher verängstigte Kleinanleger schon mit 10% Minus verkauft. Ich habe kein Abo vom Handelsblatt (und das werde ich auch nicht in Betracht ziehen), aber soweit ich es mitgekriegt habe, werden die Korrekturen dort von ihm nicht transparent dokumentiert, was meines Erachtens nach die Pflicht eines aufrichtigen Journalisten ist, oder nach meinem Empfinden zumindest sein sollte. Tatsächlich gehört in meinen Augen zu einer größeren Korrektur auch eine Stellungnahme sowie eine Entschuldigung dazu! Wolfgang Bergland hat vorhin ein Dokument von 2016 getweeted, woran man erkennen kann, dass es 2016 bis zu 50K GBP für negative Artikel über WDI gab. Ich wage zu bezweifeln, dass es solche verlockenden Angebote heutzutage nicht mehr gibt. D.h. dass es solche unmoralischen Angebote an Journalisten defintiv gegeben hat, vermutlich immer noch gibt. Die Frage ist also für mich, hat Herr Holtermann der Versuchung widerstehen können, sich für solche Zwecke einspannen zu lassen? Ich denke es ist schon auffällig, dass Dan McCrum in letzter Zeit auffällig kleinlaut geworden ist, wenn es um WDI geht. Dafür ist zeitgleich Holtermann immer mehr mit den negativen Artikeln über WDI in den Vordergrund gerückt. Ich glaube da langsam nicht mehr an Zufall.
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