Wie fing das ganze "Unheil" an? Hier steht´s
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neuester Beitrag: 04.01.01 21:41
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eröffnet am: | 04.01.01 14:29 von: | Fellmann | Anzahl Beiträge: | 7 |
neuester Beitrag: | 04.01.01 21:41 von: | zit1 | Leser gesamt: | 3042 |
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Den ersten Anhaltspunkt in der Geschichte der Börse finden wir in Belgien,
genauer gesagt im 14. Jahrhundert in Brügge. Aus den üblichen Warenmärkten und -messen entstand, unter dem Einfluß italienischer Kaufleute, eine neue, börsenähnliche Handelsform. Die flämische Stadt Brügge war zu jener Zeit der Handelshauptplatz des Nordens und für die führende Handelsnation des frühen Mittelalters, Italien, ein begehrter Umschlagplatz für neue exotische Güter wie feines Tuch - und nicht zu vergessen den regen Geldverkehr. Bereits im Jahre 1111 wurde in Lucca, Italien, Angebot und Nachfrage an einem auserwählten Ort regelmäßig geplant und organisiert. Gemäß ihrem Vorbild Italien, trafen sich in Brügge Käufer und Verkäufer auf einem bestimmten Platz, der nach einem Händler namens "ter buerse" benannt war. Dieser Name Buerse ist wiederum aus dem lateinischen "Bursa", Geldbörse, abgeleitet.
Im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Eroberung neuer Welten, entstand ein noch nie dagewesener Handelsverkehr. Portugal beherrschte nach der Öffnung der Kaproute zu Beginn des 16. Jahrhunderts den gesamten Handel mit Gewürzen. Zum Leidwesen der alten Machtzentren wie Venedig. Der gesamte Pfefferhandel Portugals für Nordeuropa lief über eine Stadt, um die Preise möglichst hoch zu halten. Eine neue Handelsmetropole war geboren: Antwerpen. 1460 entstand die erste Börse im eigentlichen Sinne, denn im Vergleich zu Brügge waren es nicht ausschließlich italienische Kaufleute, die sich in Antwerpen trafen, sondern die Stadt wurde der zentrale Handelsknoten für europäische Kaufleute. Die Monopolstellung der Portugiesen auf dem Antwerpener Markt bedurfte intensiverer Handelsarbeit. Jeder wollte die
begehrten Waren zu den günstigsten Konditionen. Doch die Vorherrschaft auf
dem Markt der Gewürze sollte nur von kurzer Dauer sein. Antwerpen liegt 80
Meilen von der Nordsee entfernt und ist nur über den Fluß Schelde zu
erreichen. So blockierte der italienische Prinz Parma 1585 kurzerhand die
Mündung der Schelde solange, bis der gesamte Handel seines unliebsamen
Konkurrenten erstickt war. Dies hatte zur Folge, daß etwa 19 000 Händler von
Antwerpen nach Amsterdam umsiedelten und quasi über Nacht eine neue
Metropole des Handels etablierten.
Die Entwicklung der Börse ist nur schwer von der Entwicklung des Geld- und
Bankwesens zu trennen. Denn von Anbeginn der Geschichte der Börse gingen
Geld- und Warenhandel durch die Währungsunterschiede Hand in Hand.
Dieser regsame Handel mit Geld war europaweit bestimmt, durch die aus
Südeuropa eingeführten Wechselscheine - ein unabdingbares
Finanzierungsinstrument auf Warenmessen zur Überbrückung von
Währungsunterschieden. Durch den internationalen Handel wurde es
zunehmend wichtiger, größere Beträge sicher und nach Möglichkeit bargeldlos
abzuwickeln. Die Wechsel- und Geldbörsen sind in der Geschichte des Geldes,
des Devisenhandels, ein Phänomen in sich. Für den einfachen Kaufmann
stellten die Wechselstuben, in den Niederlande ”Wisselbanken“ genannt, die
Anlaufstelle für den Tausch von Wechselscheinen in Bargeld, den
Aufbewahrungsort für das eigene Geld und die Kreditanstalt dar. Diese
Wisselbanken wurden vornehmlich von Juden geführt. Grund dafür war das
europaweite Verbot, welches Juden untersagte, Boden zu besitzen und ein
Handwerk auszuüben. Folglich etablierte sich diese Religionsgemeinschaft auf
einem Gebiet, das ihnen nicht verwehrt wurde. Dies zum Verständnis des
tradierten Geldhandels der Juden und des Vorurteils, ”der Jude” sei geldgierig,
das uns insbesondere in der Geschichte der Börse immer wieder begegnet.
Nachteile dieser Wechselgeschäfte zeigten sich bald. Hatten 5 Goldstücke bei
einer Wechselstube den Wert eines Pferdekarrens, konnte ein Pferdekarren
bei einer anderen Wechselstube 10 Goldstücke wert sein. Um dieser Willkür
ein Ende zu setzen, entschieden sich die Stadtväter von Amsterdam 1609 zur
Gründung der Bank von Amsterdam. Das Bankwesen war seit dem Handel
der Italiener nichts neues mehr, allerdings ist anzumerken, daß die Bank von
Amsterdam keine wie sonst üblich private, sondern eine staatliche Bank war.
Aus den Handelsbüchern des Spätmittelalters geht hervor, daß die Zahl der
Wechselgeschäfte innerhalb des Börsengeschäftes oft größer waren als der
eigentliche Handel. Man erkannte schnell, daß mit diesen Geldsugoraten hohe
Gewinne auch ohne Handelsbewegung zu erzielen waren. Man kann sagen,
daß dieser Handel unphysisch war. Auf einer Handelsmesse erwartet man die
ausgehandelte Ware. Bei der Wechselbörse wechseln ”Schecks” den Besitzer
und wurden gutgeschrieben. Demnach ist dieses börsenmäßige Geschäft der
heutigen Form des Börsenhandels vergleichsweise näher. Während der
Warenhandel mit der heutigen Form des Warenterminhandels vergleichbar
wäre.
Amsterdam und die ersten Aktien
Wie wir wissen, hat China es geschafft, sich sein Geheimwissen über die
Erstellung von Seide über Jahrhunderte zu bewahren, folglich mußte jeder
Ballen Seide über die Meere erst beschafft werden. Das war nicht nur
mühsam, sondern auch gefährlich. Neben den Gefahren, die das Meer mit sich
bringt, war auch die militante Verfechtung der Seewege der Konkurrenten
nicht ganz ungefährlich. Es konnte vorkommen, daß drei Schiffe aufbrachen,
aber nur eines mit der Ware wieder zurückkam. Das gilt für alle Seemächte,
die an der starken kolonialen Expansion beteiligt waren, wie z.B. England,
Spanien, Portugal und natürlich auch die Niederlande. Dieses riskante
Geschäft trieb die Preise hoch, denn die Handelsgesellschaften hatten das
volle Risiko zu tragen.
Um solche Geschäfte zu finanzieren, daß heißt, ein Schiff zu bauen, eine
Mannschaft zu bezahlen usw. benötigt man Unsummen von Kapital. Dies war
die Geburtsstunde der Aktien. Man verkaufte Anteilscheine einer
Handelsgesellschaft, die im Begriff war nach Indien zu fahren, um wertvolle
Handelsware nach Europa zu bringen. Zum Beispiel gab die 1602 in
Amsterdam gegründete Vereinigte Ostindische Kompanie (VOK) Anteile im
großen Stile aus und garantierte eine jährlich Gewinnausschüttung,
"Dividende", von 25% bis zu 75%. Aktien wurden üblicherweise als
Namensaktien gehandelt. Der Besitzer wurde auf dem Anteilschein namentlich
aufgeführt, das bedeutet, daß der Verkauf einer Aktie immer eines notariellen Aufwandes bedurfte, was wiederum zu einem, im heutigen Vergleich, recht trägen Markt führte.
1609 belief sich der Wert einer Aktie auf 3000 Gulden. Mal abgesehen von der
Wertsteigerung, war bereits diese Summe ein halbes Vermögen. Es kam
deshalb nicht selten vor, daß sich mehrere Aktionäre eine Aktie teilten. So
kam es zu einer theoretischen Aufteilung, dem Ducaton. Ein Ducaton war
keine richtige Aktie, sondern eine imaginäre Einheit, die an der Börse nur in Form einer Buchungseintragung verwaltet wurde. Der Ducaton repräsentierte
ein Zehntel des Wertes einer Aktie. Diese kleine Abwandlung vom üblichen
Aktiengeschäft, genannt Derivat, führte zu einer neuen spekulativeren
Handelsform. Bereits bei der Einführung erkannte man die großen
Handelsmöglichkeiten, was schnell dazu führte , daß der Ducaton unabhängig
vom Kurs ein Eigenleben entwickelte. Die Geschichte der VOK-Aktie ist
geradezu beispielhaft für das Auf und Ab von Wertpapieren an der ach so
bösen Börse.
Die ersten Börsenspekulationen
Seien Sie sich im klaren darüber, daß Sie in dem Moment, in dem Sie
versuchen die Entwicklung einer Aktie zu prognostizieren, bereits spekulieren. Sie spekulieren durch eine positive Meldung über eine Aktiengesellschaft auf steigende Kurse, eine Negativ-Meldung läßt Kursverluste erwarten. Obwohl Berichte, Hoffnungen, Erwartungen und Gerüchte der Hauptmotor der Finanzmärkte sind, gilt Spekulation als böse Ausgeburt der Börse. Was das Zusammenspiel aller Komponenten bewirken kann, verdeutlicht eine kleine Geschichte der Spekulation aus dem 17.
Jahrhundert:
1688 machte eine Nachricht über die Schiffe der Vereinigten Ostindien
Kompanie (VOK) die Runde. Man meldete noch vor dem Eintreffen der
Schiffe, sie hätten erfolgreich das Kap der Guten Hoffnung passiert - ein
berüchtigter Stolperstein auf dem Seeweg nach oder von Indien. Aufgrund
dieser frohen Botschaft stieg der Aktienkurs der Gesellschaft kräftig an.
Plötzlich kam das Gerücht auf, die Schiffe seien auf einer Sandbank
aufgelaufen. Raten Sie, was passierte: Der Kurs stürzte rapide in den Keller. Kurz darauf wurde die Nachricht verbreitet, es seien mehr Schiffe auf dem Rückweg als anfangs erwartet. Die Freude war groß und, wie zu erwarten, stieg der Kurs wieder steil an. Doch auch dies war noch nicht das Ende der Spekulation. Denn als die Schiffe endlich im Hafen eintrafen, stieg die Unsicherheit: War der Ertrag die Aufregung und den Kursanstieg wert
gewesen? Nein, denn die Schiffe hatten weniger Gold an Bord als erwartet, ja
sogar weniger als im Vorjahr! Das schlug sich natürlich im Kurs nieder, rief
jedoch die nächsten Spekulanten auf den Plan. Schließlich sollten die Schiffe bald wieder auslaufen...
Der Beginn des organisierten Börsenhandels
Die Börse von Amsterdam entstand 1611 nach Vorbild der Börse von
Antwerpen. Sowohl Waren als auch Wertpapiere wurden hier gehandelt. Die
Abwicklung der verschiedenen Geschäfte fand bereits damals in
zugewiesenen Bereichen des Börsenhauses statt. Die Amsterdamer Börse
hatte schon im 17. Jahrhundert dieselbe Form von Handelsgeschäften und
grundsätzlich dieselben allgemeinen Bestimmungen (Börsenordnung) wie wir
heute. Selbst die in den 80er und 90er Jahren unseres Jahrhunderts
angepriesenen Neuerungen wie Aktienindizes und Termingeschäfte waren in
Amsterdam bereits im Gebrauch.
Üblich war zu dieser Zeit:
- der Kauf von Aktien gegen sofortige Barzahlung.
- der Kauf von Wertpapieren auf Kredit.
- monatliche Fälligkeitstage, d.h. die Zahlung erfolgte regelmäßig am 25. des Monats.
- Handel per Termin, also eine Wette auf Aktienkurse in der Zukunft.
1714 führte Amsterdam endlich einen Kurszettel ein, auf dem die
Bewegungen der Kurse von immerhin 34 Aktiengesellschaften notiert waren.
Warum endlich? Weil der damals kleinere und unbedeutendere Londoner
Handelsplatz bereits 1697 einen solchen Kurszettel eingeführt und an
Marktplätzen angeschlagen hatte. Die Londoner verstanden früher, wie wichtig
es ist, informiert zu sein, um richtige Entscheidungen an der Börse zu tätigen. Die Niederländer konnten bis 1714 nur direkt an der Börse erfahren, wie die Kurse standen. In der Amsterdamer Börse warteten die Makler auf den
Kunden, der im Gegensatz zu heute nicht durch eine Bank vertreten wurde.
Jeder Privatmann konnte seinen Auftrag direkt bei einem Makler abgeben.
Diese Geschäfte wurden per Handschlag besiegelt. In Amsterdam gab es zwei
Arten von Maklern. Zum einen den vereidigten Makler, und zum anderen den
freien Makler. Die freien Makler unterstanden keiner Aufsicht und wurden nur
selten kontrolliert. So konnten sie ohne Gefahr gewisse Geschäftspraktiken
ausüben, mit denen sie eindeutig ihre Kunden übervorteilten. Wie heute war
Betrug auch damals in Amsterdam ein nicht wegzudenkender Bestandteil der
Börse.
Die Tricks der Makler
1688 schrieb der Börsenmakler Joseph De La Vega in Amsterdam das erste
Buch über die Börse und beschrieb bis ins Detail, mit welchen Strategien die
Finanzmärkte zu jener Zeit manipuliert wurden:
Eine Gruppe von Börsenmaklern (Syndikat) einigte sich zu Beginn einer
Aktion darauf, jede nur erdenkliche Summe Bargeld zu beschaffen und somit
das Signal zu geben, man gedenke Wertpapiere in einem großen Volumen zu
kaufen. Danach wurde alles gekauft, was der Markt zu bieten hatte. Alle
anderen Anleger wurden euphorisiert und sprangen mit auf den Zug. Die
Kurse kletterten unaufhörlich. Nachdem die Aktienpreise genug aufgeblasen
waren, begann das Syndikat mit einem Verwirrspiel, das nur für sie
durchschaubar war:
Zuerst verkauften die Makler bei möglichst hohen Kursen sowohl an der
Parkettbörse als auch am Terminmarkt (wo Wetten auf den zukünftigen Kurs
eines Wertpapiers abgeschlossen werden) alle Aktien. Durch die Verkäufe
fielen die Aktienpreise. Damit wurden Kleinanleger irritiert und verunsichert. Der Markt schien kurz vor einem Crash zu stehen. Gleichzeitig kauften die Makler am Terminmarkt sogenannte Put-Optionen, also Wettscheine auf fallende Kurse, mit denen sie bei einem Crash profitieren würden. Außerdem überredeten sie eine neue Person, ebenfalls zu verkaufen. Wenn diese das eigentlich nicht wollte, weil die jetzigen Kurse der Aktien unter den Kaufkursen dieser Person lagen, kamen die Makler für diese Differenz auf. Denn sie wußten, das der Aktienverkauf eines weiteren, vermeintlich
unabhängigen Marktteilnehmers die Panik vergrößern würde. Was nun folgte,
war der wichtigste Schritt: Das Streuen von Gerüchten und fingierten
Nachrichten, die "zufällig" zu den wichtigen Leuten gelangten. So fielen die
Kurse immer weiter, und die Makler verdienten sich dank ihrer Put-Optionen
eine goldene Nase und konnten wieder billig in den Aktienmarkt einsteigen.
Das Fingieren von Neuigkeiten spielte an der Börse immer eine wichtige Rolle.
Ein Beispiel hierfür war übrigens die Spekulationsgeschichte der Vereinigten
Ostindien Kompanie. Die kleinen Boote, die die Nachricht überbrachten, das
mehr Schiffe der Gesellschaft mit Waren aus Indien zurückkehrten als
erwartet, hatten die Schiffe nie getroffen. In Wirklichkeit hatten sie nur außer Sichtweite des Hafens eine Runde gedreht, um mit fingierten, aber plausiblen Nachrichten für die fiebernde Menge der Spekulanten zurückkommen zu können.
Die Makler nutzten aber noch weitere Tricks, um sich zu bereichern: Das
sogenannte "Front Running" wurde bis vor kurzem noch fleissig betrieben.
Front Running: Das unseriöse Geschäft
Eine der lukrativsten Geschäftspraktiken zur schnellen Bereicherung der
Händler und Makler, die diese schon im Amsterdam des 17. Jahrhunderts
benutzten, ist das sogenannte "Dual Trading". Dieses Dual Trading bedeutet
soviel wie ein doppelter Handel für den Makler. Ein Kunde gibt einen Auftrag
von einem größeren Volumen auf. Der Makler weiß, daß dieser große Auftrag
den Kurswert der betreffenden Aktie immens beeinflussen wird. Folglich hält
er den Auftrag des Kunden zurück und kauft erst einmal für sich selbst einen
gewissen Posten der Aktie ein, um so von dem erwarteten Kursaufschwung zu
profitieren. Umgekehrt funktioniert das genauso: Es steht ein
kursbeeinträchtigender Verkauf eines großen Wertpapiervolumens bevor. Der
Makler weiß um die Auswirkung an der Börse und verkauft erst seine eigenen
Anteile, bevor er den Auftrag des Kunden umsetzt. Im Börsenjargon heißt
dieser Handel der Makler, in dem er vor den kursbewegende Aktionen eigene
Geschäfte einschiebt, "Front Running".
Erleichtert wird dieses Front Running durch eine an der Börse generell übliche Praxis: Kauft der Makler ein Wertpapier, muß er erst einmal nur einen Teil der anfallenden Summe selbst bezahlen, der Rest wird ihm als Kredit gewährt. Kauft und verkauft der Makler am selben Tag, fällt der Kredit kaum ins Gewicht.
Diese unseriöse Arbeitsform war in dem Terminbörsen-Skandal in den späten
80er Jahren des letzten Jahrhunderts in den USA eine gängige Masche für
Händler und Makler. Theoretisch ist diese Methode mit dem "Insider-Handel"
gleich zu setzen. Ob nun ein immenser Kurssprung durch einen Großauftrag
zu erwarten ist, oder ob ein Insider um eine positive oder negative Nachricht einer Aktiengesellschaft weiß und daraufhin Papiere vor den anderen kauft oder verkauft: Beides ist ein Delikt des verbotenen geldwerten Vorteils. Es ist eigentlich eine Lizenz zum Diebstahl. Der Makler arbeitet nicht im Sinne des Aktionärs, sondern in erster Linie nur zu seinen Gunsten. Diese Form des Geldscheffelns ist heute unter Strafe verboten (beim Insider-Handel erwartet den Delinquenten eine Haftstrafe von bis zu 5 Jahren).
Heute regelt die Börsenaufsicht den Handel an den Finanzmärkten. Dennoch
ist nicht auszuschließen, daß auch weiterhin Manipulationen betrieben werden. Investmentbanken, Maklergesellschaften und Brokerhäuser dominieren durch ihr immenses Kapitalvolumen das Geschehen am Markt. Stößt einer dieser
Großhändler seine Wertpapier im größeren Stile ab, gibt es unter Garantie
Irritationen, und die Preise werden gedrückt. Im schlimmsten Falle bricht
Panik aus, die einen Crash verursachen kann - eine Situation, die an die
"Tricks der Makler" im 17. Jahrhundert erinnert.
Wall-Street 1929: Der Krach, der die Welt veränderte
Monat um Monat hatte die Börse einen Rekord nach dem anderen
gebrochen. 200 ... 250 ... 300 Punkte... - der Dow-Jones-Index, das
Kursbarometer des amerikanischen Aktienmarktes, kannte offenbar
keine Grenzen. Anfang September 1929, nach einem neuen Rekord
bei 400 Punkten, wurden die Börsianer zwar zum erstenmal nervös,
beruhigten sich aber schnell, als die Kurse wieder zulegten. Doch
keine zwei Monate später brach an der Börse der Sturm los, der die
Kurse an der Wall Street ins Bodenlose stürzen ließ und innerhalb
kürzester Zeit riesige Vermögen vernichtete.
Im Oktober 1929 hatte die amerikanische Wirtschaft einen ungewöhnlich
langen konjunkturellen Aufschwung hinter sich. Es war weit mehr als eine der
Boomphasen, wie sie üblich im Auf und Ab der Konjunkturzyklen vorkommen.
In den USA hatte sich das Zentrum des wirtschaftlichen Fortschritts etabliert. Mit großem Erfolg machten sich die Amerikaner daran, Produktionsabläufe zu straffen, effizienter zu organisieren und so ihre Gewinne zu steigern. Im ganzen Land herrschte ein Klima der Innovation. Dank eines neu entfachten Unternehmergeistes stieg die Zahl der Produktionsbetriebe sprunghaft an. Der Wert der Industrieproduktion wuchs mit Jahresraten von sechs Prozent. Es schien, als gebe es in der Wirtschaft nur noch den Zustand des Aufschwungs. Diese Erfolge ließen auch die Finanzbranche nicht ruhen. Die Amerikaner, die zu Wohlstand gekommen waren, wollten ihr Vermögen weiter vermehren und spekulierten an der Börse. An der New Yorker Wall Street kam es zu einem nie dagewesenen Aktienboom. An guten Tagen wechselten mehr als fünf Millionen Aktien den Besitzer. Häufig war die Technik diesem Ansturm nicht gewachsen, so daß die Kursticker oft den realen Ereignissen um bis zu zwei Stunden hinterher hinkten. Die Stars unter den Aktien, das waren die Werte mit den besten Wachstumschancen in der Zukunft: High-Tech-Werte. Zum Teil stiegen ihre Kurse um bis zu 300 Prozent.
Der Traum vom großen Geld ließ die von hohen Kursgewinnen verwöhnten
Kleinanleger schnell leichtsinnig werden. Spekulieren war einfach, denn die
Anleger kauften ihre Aktien auf Pump. Lediglich zehn oder zwanzig Prozent
mußten sie bei den Börsenmaklern anzahlen. Der Rest der Anlage wurde
durch einen Kredit finanziert, der mit den künftigen Kursgewinnen
zurückgezahlt werden sollte. Die Spekulationsblase wurde immer größer.
Zwar gab es hin und wieder kleine Rückschläge, so daß die eine oder andere
kritische Stimme von einem Ende des Aktienbooms sprach. Doch stets
wurden die schwarzseherischen Prognosen von der Realität widerlegt.
Das Ende der Goldenen Zwanziger
Bis zu jenem Oktober ´29. Nach einem hektischen Wochenbeginn eröffnete
der Markt am Donnerstag, dem 24. Oktober, eher ruhig. Am Vormittag
begannen die Kurse ein wenig zu bröckeln und mit einem Mal brach der Sturm
los. Eine Masse einst notorischer Optimisten geriet in Panik - ohne
erkennbaren Auslöser. Um jeden Preis wollten sie schnell ihre Aktien
verkaufen und Bares dafür sehen. Doch wenn alle verkaufen und niemand die
Papiere für billig hält und kauft, dann sausen die Kurse nach unten. Rund 13
Millionen Aktien wurden an diesem Tag gehandelt. Einige Banken haben
versucht, Schlimmstes zu verhindern und den Kursverfall zu stoppen. Die
Vorstände der renommiertesten Kredithäuser des Landes hatten sich zu einer
Krisensitzung zusammengetroffen. Sie beschlossen, Aktien gemeinsam zu
kaufen, um so Zuversicht auszustrahlen. Zumindest an jenem Donnerstag
und an den beiden folgenden Tagen, gelang es ihnen, den Sturz des Dow
Jones Index zunächst abzuwenden. Doch das Kursgewitter, das sich am
Morgen des Schwarzen Donnerstages entlud, leitete das Ende der goldenen
zwanziger Jahre ein. Doch vom darauffolgenden Montag und Dienstag an gab
es kein Halten mehr. Die Kurse stürzten ins Bodenlose. Innerhalb eines
Monats verlor der Dow Jones Index über 50 Prozent seines Wertes.
Abgesehen von einigen Erholungsphasen, erreichte die Wall Street erst drei
Jahre später - im Juni 1932 - den Tiefpunkt. Der amerikanische Leitindex war
innerhalb weniger Jahre von 400 auf 40 Punkte gesackt. Sein Hoch von 1929
erreichte er fast ein Vierteljahrhundert später wieder.
Es stürmt der Bulle, es zaudert der Bär
Bulle und Bär gehören zur Börse wie Dow und Dax. Die Symbolik der
beiden Maskottchen ist unumstritten. Ein Bär ist jemand, der
pessimistisch ist und mit fallenden Kursen rechnet, ein Bulle
dagegen ist optimistisch und erwartet steigende Aktien. Doch wie
der Bulle und der Bär auf das Parkett der Börsen kamen, darüber
kursieren unterschiedliche Legenden.
Der Ursprung - darüber herrscht Einigkeit - ist in England zu finden. Eine eher kuriose Geschichte ist auf die schon damals wilde Spekulationslust der
Händler zurückzuführen. Die Anleger trafen sich im 17. Jahrhundert in den
Londoner Kaffee-Häusern, um Unternehmensanteile zu handeln. Es gab
Spekulanten, die in der Hoffnung auf Kursstürze Aktien verkauften, die sie gar nicht besaßen. Sie trugen sich einer Redewendung zufolge "den Tadel ein", sie verkauften das Bärenfell, ehe sie ihn geschossen hätten. Von da an wurden die Händler, die sinkende Kurse erwarteten, als Bären bezeichnet. Doch wie kam bei dieser Legende der Bulle dazu? Am wahrscheinlichsten klingt die Erklärung, daß sich die Londonder Broker damals nach der Arbeit beim
Wetten auf Bären- und Bullenkämpfe vergnügten. So wurde der Bulle im
nachhinein zum natürlichen Pendant des Bären.
Mit Kämpfen hängt auch eine weitere Geschichte für den Ursprung der
Ausdrücke zusammen. Die Anleger hätten sich wie die beiden Tiere
benommen, wenn sich ihre Erwartungen nicht erfüllt hätten. Das scheint
glaubwürdig, wenn man bedenkt, daß die Händler im Jahre 1761 wegen
"rowdyness" aus den königlichen Handelssälen verbannt wurden und in der
Folge die spätere Londoner Börse gründeten.
Die meisten Börsianer ziehen aber eher das Verhalten der Tiere als Erklärung
heran. Der Bulle ist offensiv und stürmisch. Er begegnet dem Gegner
aufgerichtet und angriffslustig und wirft ihn mit seinen Hörnern nach oben -
und steht somit für den rasanten Aufschwung am Aktienmarkt (Hausse oder
engl. bullish). Der Bär dagegen verhält sich beim Kampf eher defensiv, ruhig
und gelassen. Im aufrechten Gang läßt er sich beim Angriff auf seine Feinde
herabfallen. Ähnlich wirken die Erwartungen von Börsen-Bären beim
Abschwung der Kurse (Baisse oder engl. bearish).
Der Kampf zwischen Bulle und Bär versinnbildlicht den Streit der Börsianer,
ob es nun rauf oder runter geht. Mal siegt der eine, mal der andere.
Langfristig aber konnte der Bulle bisher immer den Bären bezwingen. Bleibt
zu hoffen, daß der Bulle noch lange bei Kräften bleibt.
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In den letzten 17 Jahre von 1983 bis 2000 legte der DOW wieder eine sagenhafte Ralley von weiteren 1100% bis zu 11000 Punkte hin. Was folgt jetzt??? Ein Crash??? Ein Seitwärtstrend???
Der Nasdaq Composite konnte seit 1983 einen Anstieg um 3100% auf 5000 Punkte hinlegen, seit der Korrektur bis zu heutigen Niveau gab dieser aber 50% wieder ab, somit liegt die Performance seit 1983 bei +1500%. Im Vergleich zum DOW eigentlich moderat. Was folgt jetzt??? Ein Crash??? Ein Seitwärtstrend mit 2500 Punkte Handelsspanne (=100% zum Tief)???
mfG: Speculator
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Wie ich heute morgen schon gepostet habe, befürchte ich im Dow eine zähe Seitwärtsbewegung mit Absturzrisiko (sehe ich ähnlich wie im DAX). Wenn aber viele Marktteilnehmer langjährige Zuwachsraten von oberhalb 15% für "moderat" halten, dann tendiere ich mit meiner Prognose vielleicht besser in Richtung JAHRHUNDERTCRASH.
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Vergleich mal die Entwicklung des Dow und Nasdaq von 1990 bis 2000, dann wirst Du erkennen, das beim Vergleich der Indizes von 1983 bis heute, diese wesentlich enger in ihrer Performance zusammen liegen!
Im übrigen halte ich einen neuen All Time High im Dow für sehr wahrscheinlich.
mfG: Speculator
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