Das glaube ich leider nicht. Man muss nur die Menge an Kleinanlegerposts von heute mit anderen Tagen vergleichen und kann sich vorstellen, dass die meisten Kleinanleger nicht verkauft haben. Auch mir wäre es lieber, wenn die meisten Kleinanleger draussen wären (aus verschiedenen Gründen), aber wer verabschiedet sich jetzt mit einem Verlust von 50% und mehr.
MMn bauen die Indexfonds ab und es finden sich einfach keine Käufer, die das zu höheren Preisen kaufen würde. Sonst hat sich aber nicht geändert, denn es gibt keine neuen verwertbaren Infos. Wir wissen, dass Unternehmensteile verkauft wurden, kennen aber keinen Preis, weshalb diese Info eigentlich wertlos ist. Wir wissen, dass Confo sich mit den Mitarbeitern geeinigt hat und kennen die Konditionen. Was uns das kostet, wissen wir nicht. Wir kennen auch nicht den Verkehrswert der Immos, die Confo verkauft, weshalb wir eigentlich dazu nichts sagen können.
Wir kennen keine mögliche Preisrange, um die es bei den Vergleichen mit den Klägern gehen kann, noch wissen wir, ob Deloitte und andere sich am Vergleich beteiligen. Also können wir hierzu nichts sagen. Wissen wir überhaupt, ob Kläger der Sammelklage an TILP bei Vollmachtserteilung eine Verpflichtung zu Zustimmung zu einem von TILP vorgeschlagenen Vergleich abgegeben haben (davon würde ich ausgehen) oder müsste dann jeder Einzelne befragt werden?
Wir können nicht sagen, ob Vermögenswert die im Wege der Sicherungsübereignung an die Gläubiger in der Bilanz noch aufscheinen, wissen aber wohl, dass die Verbindlichkeiten aufscheinen.
Wir wissen alles in allem viel zu wenig, um mit den bekannten Zahlen und Fakten auch nur annähernd eine Beurteilung der Lage abzugeben, geschweige denn eine Bewertung des Unternehmens vornehmen zu können.
Fakt ist auch, dass MJ und Co frei herumlaufen und ihr Vermögen verwerten. Aber können wir etwas über deren Beteiligung bei einem Vergleich sagen? Würde ich als Anwalt zu einer Schadensgutmachung raten, um nicht die Höchststrafe bei einer strafrechtlichen Verurteilung auszufassen? Ja.
Auf was sollten wir also hoffen?
Können die Kläger überhaupt einem Vergleich zustimmen ohne zu wissen, ob Confo ganz oder zur Hälfte dem Unternehmen gehört? Ohne zu wissen, ob Tekkie Town rückabgewickelt wird und einer weiterer Schadensbetrag auf Steinhoff zukommt? Ohne zu wissen, wer in welchem Ausmaß außer Steinhoff selbst mitzahlt?
Schließlich ist auch nicht klar, wie sich der Schaden der Kläger errechnet. Die schlechten Investitionen von MJ sind sicherlich nicht Teil des Schaden. Uneinbringliche Kredite, die Steinhoff vergeben hat, sind sicherlich nicht Teil des Schadens. Überteuerte Liegenschaftskäufe oder Markenrechte sind sicherlich nicht Teil des Schadens.
Mit all diesem Wissen kann eine Einschätzung der Lage bei Steinhoff nicht erfolgen. Der Markt kanns nicht, Mr Spaghetti-Präsident kanns nicht. Wie relevant kann dann der derzeitige Kurs sein?
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