BUCHWERT IM VERHÄLTNIS ZUM AKTIENKURS
Der Buchwert setzt sich aus Sach- und Finanzanlagen zusammen und stellt die Substanz einer Firma dar. Er wird bei Unternehmensbewertungen häufig als Untergrenze angesetzt, weil man diesen Wert beim einzelnen Verkauf aller Vermögensgegenstände erzielen würde. Bezogen auf die Aktienanzahl ergibt sich der „Buchwert pro Aktie“. Ähnlich wie beim Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und Kurs-Cash-Flow- Verhältnis (KCV) gilt diese Kennzahl als Gradmesser dafür, ob Aktien als günstig oder teuer einzustufen sind. Außerdem sagt die Differenz zwischen dem aktuellen Kurs und dem Buchwert pro Aktie aus, wie hoch das Eigenkapital eines Unternehmens – gleichzeitig aber auch seine Aussichten – an der Börse bewertet werden. Notiert die Aktie unterhalb ihrer eigentlichen Substanz, ist dies ein Zeichen für starken Pessimismus. In der Regel lässt sich daraus aber auch daraus ableiten, dass der Kurs nicht mehr viel Raum nach unten hat. Umgekehrt sind Unternehmen tendenziell überbewertet, wenn sie weit über ihrem Buchwert notieren. Der Buchwert pro Aktie kann aber auch täuschen, daher sollte er nicht die einzige Kennzahl sein, die zu Rate gezogen wird: Unternehmen können in ihrer Bilanz immaterielle Vermögenswerte, wie z.B. ihren „guten Namen“ oder eigen erstellte Software, aktivieren. Dabei kann der Buchwert auf hohe Summen klettern, die dann auf dem Parkett leicht unterschritten werden. Zudem ist fraglich, ob es überhaupt sinnvoll ist, immaterielle Vermögen zu aktivieren – gerade in Krisenzeiten ist eine solide Substanz lebensnotwendig. jop HANDELSBLATT, Freitag, 05. Oktober 2001
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