ü[if gte mso 9]> Normal 0 21 MicrosoftInternetExplorer4 <![endif]ýIn Amerika gibt es viele Partner für grüne Energietechnik, aber einer von ihnen sehnt sich ganz besonders nach einem Ausweg aus der Ölfalle. Das ist das Pentagon. Wenn Umweltminister Sigmar Gabriel einen Partner für die Entwicklung alternativer Treibstoffe oder langlebiger Brennstoffzellen sucht – das Pentagon steht Gewehr bei Fuß und hat in der Frage die Unterstützung aller Parteien im amerikanischen Kongress.
Die Legende besagt, Washington habe den Irak-Krieg wegen des Öls geführt. Wäre es so, die US-Generäle würden nicht die Hände ringen. Die US-Armee hat keinen Zugriff auf irakische Ölvorkommen. Stattdessen muss sie Benzin auf dem freien Weltmarkt kaufen, die US-Luftwaffe ebenso, und der teure Treibstoff wird in verwundbaren Konvois von Kuwait zu den Stützpunkten geschafft. Bisher überlässt Kuwait den USA rund zwei Drittel des benötigten Treibstoffs zum Vorzugspreis. Knapp ein Drittel des Bedarfs jedoch deckt die Armee auf dem Weltmarkt – 200.000 Gallonen pro Tag. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Benzinverbrauch pro Soldat verdreißigfacht. Das liegt an der Steigerung der Zahl der Lufteinsätze und an den vielen Generatoren für die Quartiere mit Computerinfrastruktur. Die Benzinpreise sprengen alle Etats. Das Defense Science Board des Pentagons hat im Februar einen Bericht vorgelegt, der die Dringlichkeit einer gezielten und langfristigen Energiestrategie eindrucksvoll unterstreicht.
Der Krieg ist Vater vieler Dinge. Es passt nicht unbedingt in das Weltbild – aber effizienter Klimaschutz wird womöglich ein militärisches Kind werden. Alternativenergie ist heute neben der Abwehr improvisierter Minen und der Entwicklung ferngelenkter Flugzeuge die dritte überragende Priorität des Pentagons. Seit 2006 arbeiten die Militärs fieberhaft an kleinen Solarzellenstationen, die die Gefechtsstände von Generatoren unabhängig machen sollen. Der Anlass waren Notrufe der Offiziere im Irak, die mit dem Ausbruch des Aufstands ihre Tankkonvois gefährdet sahen. Solche Stationen werden nun geliefert, wenngleich sie noch längst nicht befriedigend arbeiten. Im Januar hat die Luftwaffe erstmals stolz ein Großflugzeug mit Biosprit von Kalifornien nach New York fliegen lassen. In der Entwicklung sind auch Jeeps und andere Fahrzeuge mit Hybrid- oder Zellenantrieb.
Besonders hohe Dringlichkeit hat die Verfügbarkeit langlebiger Kleinbatterien und Akkus. Die vernetzte US-Armee der Zukunft beruht auf batterieversorgten Geräten – Laptops, Satelliten, GPS-Empfänger, Laserzielfinder, militärische iPods für den Abruf eines Lagebilds. Die US-Armee ist wahrscheinlich der größte Kunde für Kleinbatterien auf der ganzen Welt. Neben den Benzinkosten ist kaum etwas unangenehmer für Soldaten als der Ausfall taktischen Geräts mitten im Gefecht, weil die Batterie erschöpft ist. Das gilt natürlich nicht nur für den Irak, sondern auch für Afghanistan. Das Pentagon setzt aus Geldgründen voll auf Grün, und es muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Das Internet wurde vom Militär ersonnen, doch die Technik trat zuerst ihren Siegeszug im Zivilleben an, bevor die Generäle sich ihrer einstigen Erfindung bemächtigten. Bei der grünen Energie könnte es anders kommen. Der Druck auf den Kriegsetat kann dazu führen, dass die Welt endlich die Ressourcen bündelt und ihre Finger vom ökologischen Wahnsinn des Agrardiesels lässt, weil mit militärischer Hilfe langlebige Brennstoffzellen marktreif werden.
Deutschland ist der Vorreiter bei vielen Techniken, nach denen sich das Pentagon alle Finger leckt. Die Briten kooperieren mit dem US-Militär bei der Entwicklung von Kampfjets, die Italiener helfen beim Bau des neuen Hubschraubers für das Weiße Haus. Deutschland kann in eine Kooperation bei der grünen Energie einsteigen, die bei uns etliche Arbeitsplätze schafft – sofern Vorbehalte gegen militärische Anwendung ziviler Patente hintanstehen. Beim neuen Tankflugzeug der US-Luftwaffe hat Airbus bereits Boeing aus dem Felde geschlagen. Es war ein Geschäft für den Energieträger von gestern. Vom Öl unabhängig zu werden ist das Fernziel des Pentagons.
Barack Obama ***– das Ziel bekommt unter dem nächsten Präsidenten eine Priorität, die einen deutschen Umweltminister nicht gleichgültig bleiben lassen kann. Es mag absurd klingen: Nicht nur Deutschland, sondern womöglich auch das Klima wird am Hindukusch verteidigt.
|