Freitag, 28. Juli 2006 Auf Zinserhöhungskurs M3 wächst weiter
Das Wachstum von Geldmenge und Krediten hat sich im Euro-Raum im Juni etwas abgeschwächt. Die Daten signalisieren aber weiter Inflationsgefahr und werden die Europäische Zentralbank (EZB) nach Einschätzung von Analysten auf Zinserhöhungskurs halten. Die Geldmenge M3 erhöhte sich im Juni nach Angaben der EZB im Vergleich zum Juni 2005 bereinigt um 8,5 Prozent nach revidiert 8,8 Prozent im Mai.
Auch das Wachstum der Buchkredite an den privaten Sektor ging etwas zurück, blieb mit elf Prozent aber auf hohem Niveau. "Insofern ist von den M3-Zahlen keine Entwarnung gekommen, sowohl was die Inflationsgefahren als auch den Handlungswillen der EZB angeht", sagte Uwe Angenendt, Chefvolkswirt der BHF-Bank. Es sei fest mit der signalisierten Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf einen Leitzins von drei Prozent in der kommenden Woche zu rechnen. Zu starke Geld- und Kreditversorgung können in der Zukunft zu steigender Inflation führen. Die EZB warnt schon lange, dass die noch immer niedrigen Zinsen das Geldmengenwachstum antreiben und hat unter anderem mit Verweis darauf im Dezember, März und Juni den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte auf 2,75 Prozent angehoben. Bis zum Jahresende erwarten Volkswirte noch insgesamt drei Zinsschritte auf dann 3,5 Prozent. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (April bis Juni) wuchs die Geldmenge wie zuvor mit einer Jahresrate von 8,7 Prozent. Das Geldmengenwachstum liegt schon seit rund fünf Jahren weit über dem Referenzwert von 4,5 Prozent, bis zu dem die Geldversorgung nach Ansicht der EZB nicht zu stärkerem Preisanstieg führt, war aber lange Zeit verzerrt. M3 umfasst Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen bis zu zwei Jahren Laufzeit. Leichte Entspannung bei Kreditvergabe
Die Wirtschaft werde weiter aber reichlich mit Geld versorgt. Helaba-Volkswirtin Claudia Windt sagte, die Geldmenge passe zu der sehr robusten Konjunktur im zweiten Quartal. "Die EZB muss auf der Grundlage dieser Zahlen aber nicht ihren schon signalisierten Kurs zusätzlich verschärfen und die Zinsen nächste Woche etwa um 50 statt 25 Basispunkte erhöhen." Die Zentralbank achtet besonders auf die Kreditvergabe, da über die Bankkredite das Geld erst entsteht. Die Zuwachsraten für Konsumentenkredite schwächten sich um einen Hauch ab auf 9,6 Prozent. Die Bankfinanzierungen für Immobilien legten noch um 11,8 Prozent nach 12,1 Prozent zu. "Die Zahlen könnten eine Entlastung für die EZB sein", sagte Thorsten Polleit, Volkswirt von Barclays Capital. Dennoch sei das Niveau des Wachstums nach wie vor hoch. "Die Überschussliquidität ist in der Eurozone auf einem hohen Niveau, und ich glaube nicht, dass die aktuellen Zahlen die EZB von einer Zinserhöhung abhalten werden." __________________________________________________ VIVA ARIVA!
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