das kapital: In dieser Berichtssaison zählt der Ausblick
10.07.2006
Wenn die Gewinnwarnungen von 3M und AMD nicht gewesen wären, hätte die Quartalsberichtssaison diesmal fulminant begonnen. Für den Aluminiumhersteller Alcoa, der das Spektakel üblicherweise einläutet, wird in Q2 fast eine Gewinnverdoppelung erwartet. Da andere US-Grundstoffwerte, gerade in der Chemie, bescheidenere Ergebnisse vorlegen werden, wird dem Gesamtsektor laut S&P nur ein Plus von 14 Prozent vorhergesagt. Aber im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2005, als die Gewinne im Grundstoffsektor noch fielen, ist das ein ordentlicher Umschwung.
Die Ergebnisentwicklung ist alles in allem etwas ausgeglichener als in den Quartalen zuvor. Insgesamt sollen die Gewinne im S&P 500 um gut neun Prozent wachsen. Nach den heftigen Zuwächsen in den vergangenen Jahren wird den Ölfirmen jetzt nur noch ein Gewinnplus von 26 Prozent vorhergesagt. Ein Gewinnrückgang wird bloß in zwei Sektoren prognostiziert: im nichtzyklischen Konsum, wo etwa Procter & Gamble sowie Altria leicht belasten, sowie im IT-Sektor, wo Intel schwer belastet.
Die US-Umsätze haben im April und Mai laut offizieller Statistik in der Industrie um 6,5 Prozent zugelegt, im Einzelhandel gar um 7,3 Prozent. Die Umsatzseite steht den Gewinnschätzungen also weiter kaum entgegen, zumal die Finanzwerte, die um neun Prozent zulegen sollen, von einer anhaltend hohen Kreditnachfrage profitiert haben sollten. Die Rohstoffkosten haben um 30 Prozent zugelegt, und der Zinsaufwand dürfte langsam zunehmen. Jedoch lag der handelsgewichtete Dollar, anders als in den beiden Vorquartalen, im zweiten Quartal wieder unter dem Vorjahr (1,8 Prozent), was den Auslandsgewinnen zuträglich gewesen ist. Und der größte Kostenblock, der Personalaufwand, sollte weiter deutlich hinter den Umsätzen zurückgeblieben sein.
Die Quartalszahlen selbst dürften also gut genug ausfallen, um die Märkte zu beruhigen. Etwas Unbehagen bereiten jedoch die für das dritte und vierte Quartal prognostizierten Gewinnsteigerungen von 13 und 11 Prozent. Angesichts der jüngsten Konjunkturabschwächungstendenzen ist es gut möglich, dass so manches gutes Ergebnis von einem schwachen Ausblick überschattet wird.
ftd heute
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