Die Verschuldung ist im KGV über die im Jahresüberschuss enthaltenen Finanzierungskosten implizit enthalten. Sofern man davon ausgehen kann, dass das Finanzierungskostenniveau nachhaltig ist, d.h. die Finanzschulden zu den aktuellen Konditionen unendlich oft revolviert werden können und mithin der erwirtschaftete levered FCF nicht für die Schuldentilgung verwendet werden MUSS und mithin den Anteilseignern zur freien Verfügung steht, wird die Finanzverschuldung ausschließlich über die im Konzernergebnis enthaltenen Finanzierungskosten und im levered Beta berücksichtigt.
Wenn TV das EBITDA wie geplant weiter signifikant steigert, sinkt der dynamische Verschuldungsgrad (EBITDA/Net Debt bzw. CF/Net Debt) und mithin auch der levered Betafaktor ohne einen einzigen EURO FK-Tilgung. Wird der Flow to Equity anstelle von Ausschüttungen und Aktienrückkäufen zur Thesaurierung genutzt, sinken Net Debt und Betafaktor weiter und steigern den Unternehmenswert.
Die alles entscheidende Frage ist, ob das Unternehmen sich in der aktuellen Finanzstruktur in einem eingeschwungenen Zustand befindet oder nicht. Wenn ja, dann kannst du den Unternehmenswert ohne jede Anpassung der Finanzierungsstruktur unmittelbar als Barwert der ewigen Rente ableiten.
Wenn du hingegen davon ausgehst, dass die derzeitige Finanzierungsstruktur nicht nachhaltig ist, das Unternehmen demnach tatsächlich Schulden tilgen MUSS, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein, dann benötigst du eine der ewigen Rente vorgelagerte Übergangsphase, in der erwirtschaftete Zahlungsüberschüsse zum Abbau der Bruttofinanzverbindlichkeiten (=effektive Reduktion der nominalen Finanzverschuldung) verwendet werden, mithin den FK-Gebern zufließen.
Ich gehe davon aus, dass das angemessene Peergroup KGV für TVs aktuelle Finanzierungsstruktur mindestens 20 beträgt, d.h. TV ohne einen einzigen EUR an zusätzlicher Schuldentilgung mit einem Multiple von 20 statt aktuell 11 bewertet werden müsste, um auch nur näherungsweise marktkonform bewertet zu sein.
Irgendwie scheinen viele Marktteilnehmer zu vergessen, dass Zinszahlungen das Entgelt für eine dauerhafte FK-Nutzung sind und wollen zusätzlich zum Zins auch noch Tilgungszahlungen wertmindernd berücksichtigen. Man sollte hat wissen, ob man einen Equity-Value (= Unternehmenswert der EK-Geber) oder Entity Value (= Gesamtunternehmenswert von EK+FK-Gebern) ermitteln möchte und ob dies im Ertragswertverfahren (-> Finanzierungskosten über Zinsaufwand im JÜ implizit enthalten) oder im DCF-Verfahren (Zins- und Tilgungszahlungen werden erst beim Übergang vom FCF zum FTE explizit berücksichtigt) geschieht.
Offensichtlich werden von einigen Marktteilnehmern die Grundlagen von Ertragswert- und DCF-Verfahren mutmaßlich aus Unkenntnis willkürlich vermischt.
Eine KGV-basierte Bewertung ist ein klassisches Ertragswertverfahren.
Die Nachhaltigkeit der Finanzierungsstruktur wird hier implizit durch Bezugnahme auf ein nachhaltiges Konzernergebnis und ein nachhaltiges KGV gewährleistet.
Die Bezugnahme auf einen willkürlich gewählten bereinigten oder unbereinigten Jahresgewinn ohne Anpassung des dem Unternehmenswachstum und der Finanzierungsstruktur angemessenen nachhaltigen KGVs ist freilich Bullshit.
Meiner Ansicht nach ist TV bereits heute auf einem nachhaltigen Umsatz- und Ergebniswachstumspfad, weshalb eine Peergroup-KGV-basierte Bewertung Sinn macht.
Leider existiert aktuell keine öffentlich zugängliche IDWS1-Bewertung für TV.
Ich gehe davon aus, dass die 1E-Übernahme auf Grundlage einer IDWS1-Bewertung vollzogen wurde.
Somit kann man zumindest indirekt auf die aktuell marktüblichen Transaction-Multiples für SAAS Unternehmen schließen.
Zum aktuellen KGV25e von ca. 11 wird man auf der ganzen Welt keine Übernahme eines mit TV vergleichbaren Unternehmens tätigen können, auch nicht für 15 oder 20...
Wenn diese Annahme zutrifft, liegt das aktuelle Kursniveau bei kaum mehr als 50% des objektivierten Unternehmenswertes.
Das aktuelle Kursziel der DZ-Bank von 21 EUR kommt meiner Vorstellung eines fairen Marktwertes für TV relativ nah.
https://www.finanznachrichten.de/...uft-teamviewer-auf-kaufen-322.htmDer aktuelle Kurs ist von Fairness und Realitätsbezug m.E. Lichtjahre entfernt.
Wie gesagt, die Shortzocker wollen offensichtlich auf Biegen und Brechen ihren Gapclose erreichen und das nächste Tannenbäumchen im Chart bis zur Wurzel zu Ende malen...
Wenn nur genügend Lemminge fest daran glauben, wird Symmetrie im Chartbild zur Gesetzmäßigkeit...
Wer sich mal die Mühe zur Erstellung einer Mehrjahresergebnisübersicht macht und den Chart darüber legt, sollte erkennen, dass die fundamentale Unternehmensentwicklung mit dem Chartbild in keinster Weise korreliert. So stark TV beim IPO überbewertet war, so drastisch sehe ich heute die Unterbewertung. Der Markt hatte im Nachhinein niemals Recht und zeichnet das Abbild irrational handelnder Marktteilnehmer ohne irgendeine halbwegs realistische Vorstellung vom tatsächlichen Unternehmenswert.