News - 31.10.07 21:42 Dell kappt Gewinn von vier Jahren
Der texanische Computerkonzern Dell hat mit einiger Verspätung Bilanzmauscheleien erklärt, die zu einer Verminderung des Gewinns um 92 Mio. $ führen. Zuvor war Dell von einem Minus von 50 bis 150 Mio. $ ausgegangen.
In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC nannte Dell vor allem nicht richtig verbuchte Softwareverkäufe und Garantien als Grund für die Unregelmäßigkeiten.
Die finanziellen Auswirkungen sind überschaubar, wenngleich Dell die Ergebnisse für mehr als vier Geschäftsjahre revidieren muss. Der Konzern hatte die interne Untersuchung bereits im August abgeschlossen und damals bekannt gegeben, dass führende Manager und Angestellte die Bilanzen geschönt hätten. So wollten sie vortäuschen, dass Quartalserwartungen erreicht wurden.
Die Bilanzfälschungen sind eine weitere Panne in der anhaltenden Krise beim weltweit zweitgrößten PC-Hersteller. In den vergangenen Jahren verlor Dell an Wachstumstempo und Marktanteilen, verfehlte trotz Bilanzfälschung einige Prognosen, verkaufte weniger innovative Produkte als die Konkurrenz und vergraulte mit schlechtem Service die Kunden. Davon profitierte vor allem der Konkurrent Hewlett-Packard (HP), der Dell vom Platz des weltgrößten PC-Herstellers verdrängen konnte. Im Januar feuerte Firmengründer Michael Dell schließlich den Vorstandschef Kevin Rollins und riss das Ruder nach nur 30 Monaten im Verwaltungsrat wieder an sich. Damals versprach er, sein Unternehmen zu "reparieren und zu neuen Höhen zu führen".
Mit der Einreichung der SEC-Dokumente, die Dell nun die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms ermöglicht, hat Michael Dell eine Baustelle behoben. Das Problem ist aber noch nicht aus der Welt. Dells Buchführungspraxis wird seit vergangenem Jahr sowohl von der amerikanisichen Börsenaufsicht SEC als auch vom New Yorker Büro der US-Bundesstaatsanwaltschaft untersucht.
Dells Erklärung für die frisierten Bilanzen beinhaltete auch falsch verbuchte Mittel von Lieferanten. Unklar ist, ob dazu auch Gelder des Chipkonzerns Intel gehören, der seit Jahrzehnten einer der größten Dell-Zulieferer ist. Intel ist ins Rampenlicht geraten, weil der kalifornische Konzern, so Anschuldigungen des Konkurrenten AMD , Großkunden wie Dell durch unrechtmäßige Rabatte und Marketinggelder an sich binden soll.
Obwohl die Dell-Aktien am Mittwoch mit einem leichten Plus auf die Nachricht vom Dienstag reagierten, könnten die Papiere nicht lange davon profitieren. Langfristig ginge es bei Dell um grundlegende Änderungen, die "stark auf der Ausführung des Managements" beruhen, schrieb Louis Miscioscia, Analyst bei der amerikanischen Investmentbank Cowen and Company in einem Bericht.
Dell wird nicht nur vom Konkurrenten HP bedrängt, auch der weltweit drittgrößte Anbieter Lenovo hält den Druck auf die Texaner weiter hoch.
Von Helene Laube (San Francisco)
Quelle: Financial Times Deutschland
News druckenName Aktuell Diff.% Börse ADV MICRO DEVICES 13,08 +0,62% NYSE Dell Inc. 30,60 +2,68% NASDAQ HEWLETT PACKARD CO 51,68 +0,17% NYSE Intel Corporation 26,90 +2,40% NASDAQ
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