Beim Solarmaschinenhersteller Meyer Burger (ehemals Roth & Rau AG) freut man sich zurzeit über volle Auftragsbücher. Pro Woche verlassen zwei bis drei 25 Tonnen schwere Maschinen die Produktionshallen am Standort des Technologie- und Produktecenters im Hohenstein-Ernstthaler Gewerbegebiet ,,Am Sachsenring II". Die High-Tech-Anlagen zur Beschichtung und Strukturierung von Oberflächen für Photovoltaikzellen gehen in die ganze Welt.
"Wir sind im Moment in unserem Segment der Weltmarktführer", sagt Gunter Erfurt, seit 1. November 2ÖI5 Vorstandsvorsitzender der Meyer Burger AG. „Wir sind mit unserer Technologie in der Lage, ein Modul zu bauen, das I5 bis 20 Prozent mehr Energie erzeugt als herkömmliche. Deshalb sind wir im Moment ein gefragter Technologiepartner und Lieferant von High-End-Lösungen für High-Tech-Industrien wie der globalen Photovoltaik-Branche. Wir haben uns in den vergangenen Jahren gegenüber unseren Mitbewerbern diesen Technologievorsprung erarbeitet, das zahlt sich jetzt aus. Ich glaube, ich kann mit Recht sehr stolz auf mein Hohenstein-Ernstthaler Team sein", ergänzt der 42-jährige gebürtige Chemnitzer.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Krise im Jahr 2009 - damals hieß das Unternehmen noch Roth & Rau AG - machte auch um das Technologieunternehmen und den führenden Hersteller von High-Tech-Anlagen und Lösungen für die Photovoltaikindustrie keinen Bogen. Der Markt verbuchte keine Wachstumsraten mehr, die Kapazitäten der Equipment-Hersteller waren größer als der Bedarf. Niemand kaufte mehr Maschinen. Das börsennotierte Unternehmen Roth & Rau kam um eine Entlassungswelle nicht herum. 2011 kaufte das an der SIX in Zürich börsennotierte Schweizer Technologieunternehmen Meyer Burger Technology AG die Roth & Rau AG. Damit begann ein Restrukturierungsprozess, der die Konzentration auf die Kernkompetenz des Technologieunternehmens zum Ziel hatte und das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur brachte. Als sich der Markt erholte, wuchs der Mitarbeiterstamm stetig. "Im Dezember hatten wir wieder mehr als 500 Mitarbeiter und wir suchen weitere qualifizierte Fachkräfte", sagt Erfurt.
Inzwischen ist die Roth-&-Rau-Ära Geschichte. Mit der Umbenennung in Meyer Burger (Germany) AG im Herbst 20I5 wurde das Hohenstein-Ernstthaler Unternehmen noch enger mit dem Schweizer Mutterkonzern verknüpft. Das soll auch den Wiedererkennungswert der Marke Meyer Burger global stärken. Der größte Markt für die Hohenstein-Ernstthaler ist derzeit Asien, vor allem China. Die Asiaten wollen ihre bestehenden Fertigungslinien modernisieren und deren Produktivität weiter erhöhen. Inzwischen streckt Meyer Burger die Fühler auch verstärkt nach Südamerika aus. Erst kürzlich informierte sich mit Wellington Dias, Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates Piaui, ein hochrangiger Politiker im sächsischen Unternehmen über die Technologien. In Piaui soll in Kürze eine Fabrik zur Herstellung von Solarmodulen entstehen.
Auf ihren Lorbeeren ruhen sich die Hohenstein-Ernstthaler bei der Meyer Burger keineswegs aus. Sie arbeiten bereits an einer neuen Generation von Solarzellen, sogenannte Heterojunction-Modulen. Die Lichtempfindlichkeit der neuen Zellen liegt deutlich höher als die bisher möglichen 21 Prozent „Sonnenausbeute". Module mit den in Hohenstein-Ernstthal erzeugten Heterojunction-Zellen werden derzeit in Schönbühl in der Schweiz getestet. Auf dem Dach der Betriebszentrale von Migros Aare, einem Zusammenschluss von Supermärkten, Fachmärkten und Gastronomiebetrieben, liefert diese neue Generation von Modulen Strom.
Freie Presse - 22.01.2016
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