Shell senkt Schätzungen für eigene Ölreserven um 20 Prozent
LONDON (dpa-AFX) - Der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch/Shell hat die Schätzungen für seine als gesichert geltenden Ölreserven um 20 Prozent gesenkt.
Wie das Unternehmen am Freitag in London mitteilte, sind vor allem in Nigeria und Australien die Vorkommen bei den Ölfeldern im derzeitigen Entwicklungsstand überschätzt worden. Damit verringert Shell die zum 31. Dezember 2002 bilanzierten Reserven um 3,9 Milliarden Fässer Öl.
Neunzig Prozent der 3,9 Milliarden fielen unter die Kategorie so genannter unentwickelter geprüfter Vorkommen. Die Folge sei eine Kürzung bei den so genannten geprüften oder als sicher geltenden Ölreserven. Hintergrund für die Neubewertung seien unter anderem einige Tiefreservoir-Untersuchungen (depth reserve studies) im vierten Quartal 2003 gewesen.
RESERVEN BEWERTEN
Die Überprüfung sollte die Reserven nach den gängigen Standards innerhalb der Industrie bewerten, teilte die Royal Dutch/Shell-Gruppe weiter mit. Nach Angaben des Unternehmens werden die Kürzungen bei den als gesichert geltenden Reserven keine "materiellen Effekte für die Bilanz irgendeines Jahres, einschließlich 2003" haben. Bei einer Investorenkonferenz am Vormittag bekräftigte die Firmenleitung diese Aussage.
Zudem werde auch die gegenwärtige Produktion in näher Zukunft nicht beeinträchtigt sein. Shell gehe auch davon aus, dass die gekürzten 20 Prozent bei fortschreitendem Entwicklungsstadium der Ölfelder wieder in die Bewertung aufgenommen werden können. Die 3,9 Milliarden Barrel (je 159 Liter) gliedern sich in rund 2,7 Milliarden Barrel Rohöl und rund 1,2 Milliarden Barrel Gas. Am 31. Dezember 2002 hatte Royal Dutch/Shell Group Reserven für eine Produktionszeit von 13,3 Jahren.
AKTIE AUF TALFAHRT
Die Umbewertung bedeutet für das Unternehmen, dass es bereits erkundete, aber noch nicht erschlossene Ölreserven künftig möglicherweise nicht fördern und vermarkten beziehungsweise dies erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen kann.
Die Aktie reagierte sehr stark auf die Nachricht und verlor gleich zum Handelsauftakt an den Börsen in London und Amsterdam mehr als 7 Prozent. Bis zum späten Vormittag betrug das Minus immer noch deutlich mehr als 6 Prozent. Die Analysten der Investmentbank Merrill Lynch hatten den Titel am Freitag zudem von "Buy" auf "Neutral" herabgesetzt.
Royal Dutch/Shell gehört zu 60 Prozent der Royal Dutch Petroleum Co of the Netherlands und zu 40 Prozent der Shell Transport and Trading Plc./sk/she/ari Quelle: DPA-AFX
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