und hier noch ein Info :-)
Nachfrageboom hievt Uran auf Rekordhoch von Claus Hecking Der weltweite Bedarf nach Kernbrennstoff wächst weiter. Wachsende Preise fossiler Energieträger bescheren der Atomenergie eine Renaissance. Uranförderer geraten unter Druck.
Die Renaissance der Atomenergie treibt den Preis für Uran von einem Rekord zum nächsten. Zurzeit müssen für ein englisches Pfund (454 Gramm) des Kernbrennstoffs mehr als 110 $ bezahlt werden, 16-mal so viel wie 2001. Kein anderer Rohstoff hat sich so dramatisch verteuert wie das radioaktive Schwermetall.
Verantwortlich für diese Preisexplosion ist ein gravierender Angebotsengpass. Nach Angaben der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) werden jährlich nur etwa 40.000 Tonnen Uran gefördert. Die mehr als 400 Kernreaktoren rund um den Globus benötigen aber rund 70.000 Tonnen des Brennstoffs - und der Bedarf wird weiter wachsen. Schließlich sind weltweit mehr als 150 neue Reaktoren geplant, rund 30 befinden sich bereits im Bau.
Schwellenländer entwickeln neue Meiler
Vor allem aufstrebende Schwellenländer wie Indien, China oder Russland konstruieren neue Meiler. Aber auch Industrienationen wie die Vereinigten Staaten oder Japan setzen wieder verstärkt auf Kernkraft, um sich unabhängiger von ausländischem Öl und Gas zu machen. In den USA forciert George W. Bush höchstpersönlich den Ausbau.
"Wir brauchen mehr Nuklearenergie", forderte der Präsident vor wenigen Monaten - und stellte denjenigen sechs Kernkraftwerken, die als erste ans Netz gehen, sogar Steuervorteile in Aussicht. Die OECD prophezeit daher, dass sich der jährliche globale Uranverbrauch bis 2025 auf mindestens 82.000 Tonnen erhöht, im Extremfall sogar auf 100.000 Tonnen.
Bislang konnte die Angebotslücke vor allem durch Uran aus alten Lagerbeständen sowie verschrotteten Atomwaffen gestopft werden. Doch auch dieser Nachschub nähert sich seinem Ende. "Es sind enorme Anstrengungen nötig, um die Uranproduktion auf ein adäquates Niveau zu bringen", sagt Thomas Neff, Nuklearexperte des Massachusetts Institute of Technology. Nach dem Tschernobyl-Unfall im Jahr 1986 und der darauf folgenden weltweiten Ächtung von Atomkraftwerken fuhren die Minenbetreiber ihre Investitionen stark zurück.
Jetzt aber ist das Interesse neu erwacht - der wachsende Stromverbrauch und die hohen Preise für fossile Energieträger bescheren der Kerntechnologie ebenso neue Anhänger wie die neu aufgeflammte Diskussion über den Klimawandel. Schließlich werden bei der Erzeugung von Atomstrom praktisch keine Treibhausgase emittiert.
Erschließung dauert Jahre
Die Uranförderer können kurzfristig kaum auf den Boom reagieren: Die Erschließung neuer Abbaustätten dauert drei bis fünf Jahre - und zu allem Überfluss wurde im Oktober 2006 auch noch die gigantische Cigar-Lake-Mine in Kanada überschwemmt, die ein Sechstel der globalen Nachfrage decken sollte.
Nach Schätzungen der Beratungsfirma Ux Consulting haben Spekulanten wie Hedge-Fonds in den vergangenen beiden Jahren insgesamt etwa 10.000 Tonnen Uran gekauft, um von der Rally zu profitieren. Einige Experten sehen jedoch das Ende der Hausse näherrücken: "Da langfristig die Nachfrage befriedigt werden kann, bezweifle ich, ob ein Preis von mehr als 100 $ gerechtfertigt ist", sagt Gerhard Kirchner, Direktor beim Uranexplorer Uranerz.
Quelle:
FTD.de, 22.05.07 07:00 Uhr © 2007 Financial Times Deutschland
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