Nel: Rekorde, Rekorde, Rekord. Aktie im Minus. Bitte? News: Aktuelle Analyse der Nel Asa Aktie von Tobias Krieg | 16. Februar 2022
Stell Dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin. So oder ähnlich müssen sich die Aktionäre von Nel derzeit fühlen.
Das Unternehmen hat vor wenigen Stunden Zahlen für das vierte Quartal vorgelegt und Rekordumsätze sowie Rekordaufträge gemeldet. Trotzdem notiert die Aktie aktuell bei 1,26 Euro und somit 1,49% im Minus. Was ist da los?
Für die Leser unter Ihnen, die meine Analysen nicht kennen, sollte vielleicht vorab erwähnt sein, dass ich in den letzten Monaten mehrfach vor der Nel -Aktie gewarnt habe. Sie können mir also gerne einen bärischen Bias unterstellen.
Zu dem Einbruch haben am Ende wohl viele Faktoren beigetragen. Der Hype um Wasserstoff-Aktien hat nachgelassen. Die Bewertung war und ist im Verhältnis zum operativen Geschäft, selbst bei all dem vorhandenen Potenzial, außerordentlich hoch.
Man musste zwischenzeitlich Abschreibungen auf Beteiligungen vornehmen und legte mehrfach enttäuschende Zahlen vor.
Der CEO musste seinen Hut nehmen, der Börsengang von Hyon verläuft bisher katastrophal und Nel gibt nach wie vor ständig neue Aktien aus.
Soweit zu all den Argumenten der Bären. Rekordumsatz, Rekordaufträge
Das Unternehmen macht aber auch Fortschritte. Im vierten Quartal lag der Umsatz bei 248,1 Mio. Norwegischen Kronen (24,5 Mio. Euro). Damit hat man die Erwartungen von 246 Mio. leicht übertroffen und einen Rekordumsatz erzielt.
Allerdings sollte, nein muss, man das von einem Wachstumswert, der fast mit dem zwanzigfachen des Jahresumsatzes bewertet wird, auch erwarten.
Und genau da liegt der Haken. Was von Nel als Rekord angepriesen wird, entspricht auf Jahressicht nur einer Umsatzsteigerung von 8%. Darüber hinaus bedeutet das, dass die Dynamik nachgelassen hat, denn in den Quartalen zuvor konnte man schneller wachsen.
Es ist allerdings richtig, dass man ein Rekordniveau an Aufträgen an Land ziehen konnte. Das lässt hoffen. Der Auftragsbestand summiert sich inzwischen auf 1.230 NOK. Das entspricht ungefähr dem Umsatz der letzten anderthalb Jahre.
Nel dürfte also vorerst voll ausgelastet sein. Das war man aber auch schon zuvor. Man scheint nur nicht in der Lage zu sein, die vorhanden Aufträge auch operativ zu bewältigen. Operative Probleme und Rekordverluste
Leider ist das nicht das erste Mal, dass Nel operative Probleme hat. Es ist vielmehr ein Dauerzustand und solange sich daran nichts ändert, wird das Wachstum unter dem Potenzial zurückbleiben.
Das ist vor allem mit Blick auf die Kostenbasis ein Problem. Denn für die Aktionäre von Nel kann nur ein Mehrwert geschaffen werden, wenn man aus den enormen operativen Verlusten herauswachsen kann. Und dann auch nur unter der Voraussetzung, dass die Verwässerung der Aktienbasis nicht alle Fortschritte zunichtemacht.
Genau an dieser Front liegt der Hund begraben. Die Verluste werden immer größer, die Kostenbasis wächst schneller als der Umsatz und man rutscht immer tiefer in die roten Zahlen. Das führt natürlich dazu, dass man ständig im großen Stil neue Aktien ausgeben muss. Abwärtsspirale
Und je weiter die Kurse fallen, desto mehr Aktien muss man ausgeben, um die gleiche Menge an Kapital zu beschaffen. Für Anleger sind fallende Kurse also gleich im doppelten Sinn problematisch.
Schauen wir uns nur exemplarisch das letzte Quartal an. Der Umsatz ist um 8% auf 248,1 Mio. NOK gestiegen, die Kosten allerdings um 20% auf 444,8 Mio. NOK.
Dadurch ist der operative Verlust um 41% auf -196,7 Mio. NOK gestiegen.
Setzt man die Kennzahlen in Relation, erkennt man, wie unglaublich weit Nel von der Profitabilität entfernt ist. Man gibt schließlich fast das doppelte von dem aus, was man einnimmt.
Und die Lücke schließt sich leider nicht. Die Bruttomarge und operative Marge haben sich inzwischen das vierte Jahr in Folge verschlechtert. Der will doch nur die Kurse drücken!
Es ist tatsächlich so, dass ich versucht habe, mit größtmöglichem Optimismus an die Analyse heranzugehen. Daher hatte ich auch eingangs vor meiner grundlegend bärischen Haltung in Bezug auf Nel gewarnt.
Aber das sind eben die Fakten. Die Daten stammen von Nel selbst. Hier können Sie sie nachlesen.
Und daher ist es auch verständlich, dass die Börse verhalten auf diese neuen Informationen reagiert.
Unter dem Strich bleibe ich skeptisch, was die Aktie angeht. Sicherlich, Wasserstoff hat großes Potenzial. Das bedeutet aber nicht, dass sich Nel auch durchsetzen wird. Es gibt schließlich genug andere Akteure und viele davon haben tiefere Taschen und mehr Budget. Oder glaubt irgendjemand, dass die Konkurrenz von Nel schläft und sonst niemand das Potenzial von Wasserstoff erkannt hat?
Es wäre trotzdem möglich, dass es jetzt zu einer Erholung kommt. Der Kurs von Nel hat sich seit Mitte November zeitweise fast halbiert. Gelingt jetzt ein Anstieg über den kurzfristigen Abwärtstrend (lila), wären Kursgewinne in Richtung 1,32 Euro denkbar. Darüber wäre Luft bis 1,48 Euro.
Solange dieser Ausbruch allerdings nicht gelungen ist, droht jederzeit ein Rückfall. Unter 1,24 Euro wäre der Weg bis 1,20 Euro frei. Wird diese Unterstützung durchbrochen, müssen Verluste in Richtung 1,13 – 1,05 Euro eingeplant werden.
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