Für Yukos ist das Rennen endgültig vorbei. Vielleicht aber nicht für Gasprom. Es gibt Spekulationen über Verbindungen zum ominösen Sieger Baikalfinans. Sonntag, 19. Dezember 2004 Strohmann für Gasprom? Yukos-Tochter geht an Nobody
Bei der Zwangsversteigerung des Yukos-Ölförderbetriebs Juganskneftegas hat der Energiekonzern Gasprom überraschend nicht den Zuschlag erhalten. Sieger der Auktion wurde die bislang völlig unbekannte "Baikalfinanzgruppe". Ihr Gebot lag bei 260,7 Mrd. Rubel, umgerechnet sieben Mrd. Euro. Yukos, der einstmals größte russische Ölkonzern, ist damit praktisch zerschlagen. Im Vorfeld der Auktion war von einer Teilnahme der Baikalfinanzgruppe nichts bekannt geworden. Beobachter vermuten jetzt, dass Baikalfinans nur als Strohfirma für Gasprom auftrat. Andere spekulieren, dass hinter der Gruppe der Ölkonzern Surgutneftegas steht. Sowohl Surgutneftegas als auch Gasprom dementierten allerdings eine Verbindung zu dem Auktionssieger. Das Mindestgebot für Juganskneftegas lag bei 6,6 Mrd. Euro. Gasprom, der einzige weitere Bieter, ist über das Mindestangebot nicht hinausgegangen .Nach unabhängigen Schätzungen ist das westsibirische Unternehmen allerdings doppelt so viel wert. Der Kreml will mit dem Verkauf einen Teil seiner angeblichen Steuernachforderungen an Yukos von 20 Mrd. Euro eintreiben. Das Vorgehen der Behörden ist international umstritten. Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Industriellenverbandes, Igor Jürgens, sprach von einem skandalösen Ausgang der Auktion. "Es ist absolut nichts bekannt über dieses Unternehmen (die Baikalfinanzgruppe). Interessant, wo sie wohl das Geld herhaben." Gasprom bot am Sonntag ohne ausreichende Finanzierung. Ein internationales Bankenkonsortium aus Dresdner Bank, Dresdner Kleinwort Wasserstein, ABN Amro, JP Morgan Chase, BNP Paribas und Calyon hatte den bereitgestellten Kredit von zehn Mrd. Euro eingefroren, nachdem ein US-Gericht auf Antrag von Yukos dem Ölkonzern Gläubigerschutz zugesprochen hatte. Yukos hatte Mitte Dezember in den USA Insolvenz angemeldet und ein Gerichtsurteil zum Aufschub der Versteigerung erwirkt. Das Bezirksgericht in Houston (Texas) lehnte am Samstagabend einen Einspruch von Gasprom gegen das Urteil ab. Allerdings sahen sich die russischen Behörden nicht an die Entscheidungen des US-Gerichts gebunden. Surgutneftegas hatte als einziger privater Ölkonzern in Russland vor Monaten eine Übernahme des wichtigsten Yukos-Förderbetriebs nicht kategorisch ausgeschlossen. Die Ölreserven von Surgutneftegas grenzen an die Produktionsstätten von Juganskneftegas in Westsibirien. Im Gegensatz zu Yukos gilt Surgutneftegas in Analystenkreisen als undurchsichtig geführtes Unternehmen. Dem Vorstandsvorsitzenden Wladimir Bogdanow werden gute Beziehungen zum Kreml nachgesagt
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