Berlin (ddp). Nach der Debatte um den Tag der Deutschen Einheit streiten die Grünen nun über einen islamischen Feiertag in Deutschland. Fraktionsvize Hans-Christian Ströbele schlug am Dienstag einen gesetzlichen Feiertag etwa zum Ende des Fastenmonats Ramadan vor. Dafür könne man einen der vielen christlichen Festtage streichen. Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt lehnte den Vorstoß mit den Worten ab: «Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, zu fordern, in Saudi-Arabien solle der Pfingstmontag gefeiert werden.»
Nach Ansicht Ströbeles würde ein islamischer Feiertag eine gesellschaftliche Aufwertung für die mehr als drei Millionen Islamgläubigen in Deutschland bedeuten. «Genau solche Zeichen sind angesichts der Anschläge von Holland nötig», begründete er seinen Vorschlag. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zeigte sich offen für einen islamischen Feiertag in Deutschland. Darauf müssten sich aber erst einmal die Muslime verständigen.
Göring-Eckardt nannte es zwar richtig, dass sich Gesellschaft und Arbeitgeber überlegen müssten, wie sie Religionsfreiheit gewährleisten könnten. Der Vorschlag eines staatlichen Feiertags helfe aber nicht weiter.
Auch beim Regierungspartner SPD stieß Ströbele auf Unverständnis. Innenexperte Dieter Wiefelspütz sagte: «Das ist zwar gut gemeint, passt aber nicht in die gegenwärtige wirtschaftliche Lage.»
Aus der Union kam harsche Kritik. «Der Vorschlag zeigt, dass die Grünen ganz offensichtlich an ihrer blauäugigen Multi-Kulti-Politik festhalten wollen», sagte Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU). Der Unions-Innenexperte Hartmut Koschyk (CSU) warf Ströbele vor, Moslems gegen Christen und Christen gegen Moslems aufzuhetzen. «Noch ist der Qualm der ausgebrannten Moscheen und Kirchen in den Niederlanden nicht ganz abgezogen, da zündelt der grüne Fraktions-Vize Ströbele und versucht den Kampf der Kulturen nach Deutschland hineinzutragen», sagte Koschyk.
Die Liberalen forderten ein Ende der Diskussion. «Angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland ist es völlig verfehlt, nach einem neuen Feiertag zu rufen», erklärten die FDP-Abgeordneten Rainer Funke und Max Stadler. Es gebe wichtigere Maßnahmen der Integration als diese Debatte.
(Quellen: Ströbele, Trittin, Wiefelspütz und Beckstein in der Tageszeitung «Die Welt» (Dienstagausgabe). Göring-Eckardt im Berliner «Tagesspiegel» (Mittwochausgabe); Koschyk, Funke und Stadler in Erklärungen)
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