Nach dem Höhenflug kommen Tanker-Aktien unter Druck Frachtkapazitäten übersteigen die Nachfrage London - Die Aktien von Reedereien für Öltransporte steuern auf die sichere Havarie zu. Dieser Ansicht ist zumindest die Mehrzahl der Analysten, die die Titel für völlig überbewertet halten. Denn während der Schiffstransport aufgrund des Rekordölpreises immer weiter zurückgeht, nimmt die Zahl neuer Tanker beständig zu. Hinzu kommen die höheren Kraftstoffkosten, die seit Jahresbeginn über 40 Prozent zugelegt haben. Auf Tanker-Reedereien wie Frontline, Overseas Shipholding Group und Teekay kommen schwere Zeiten zu.In den vergangenen zwei Jahren ist der Bloomberg Tanker Index um 44 Prozent gestiegen, während die Frachtraten gleichzeitig um 49 Prozent zurückgingen. "Das sieht alles gar nicht gut aus", sagt Andreas Vergottis, Verwalter des auf Frachtwerte spezialisierten Hedgefonds Tufton Oceanic: "Auf uns kommt eine Riesenwelle neuer Probleme und neuer Frachtkapazitäten zu."Der Kurs von Frontline, der weltgrößten Reederei im Öltransportgeschäft, hat sich in den letzten neun Jahren verfünfzigfacht. Das hat aus dem Verwaltungsratsvorsitzenden des Unternehmens, John Fredriksen, mittlerweile den reichsten Einwohner Norwegens gemacht. Dem Magazin Forbes zufolge beläuft sich sein Vermögen auf etwa sieben Mrd. Dollar. In diesem Jahr hat die Frontline-Aktie in Oslo 33 Prozent zugelegt auf 238 Kronen. Ebenso gut sieht es bei der Konkurrenz aus: Titel von Overseas Shipholding aus New York haben sich seit Januar um 27 Prozent auf 71,56 Dollar verteuert. Für Teekay ging es 32 Prozent hoch auf 57,72 Dollar. So weitergehen kann das aber nicht, sagt Vergottis und fügt hinzu, dass die Aktien derzeit 30 Prozent zu hoch bewertet sind. Henrik With, Analyst bei DnB Nor Markets, geht davon aus, dass die Frontline-Aktie elf Prozent verlieren wird. Für Teekay prognostiziert er sogar einen Rückgang um 26 Prozent. Mehr als 70 Prozent der auf die Branche spezialisierten Analysten raten davon ab, die Aktien zu kaufen.Ihre negative Einschätzung der Lage hängt auch damit zusammen, dass in den letzten Jahren das größte Schiffbauprogramm in der Geschichte angetreten wurde. Teekay, Frontline und Overseas Shipholding orderten 522 neue Tanker, nachdem die Ölnachfrage weltweit anzog.Die Seetransporteure spekulierten darauf, ihre Gewinne dadurch weiter steigern zu können. Bereits 2004 hatten die drei Größten der Reedereibranche ihren Gewinn auf insgesamt 2,2 Mrd. Dollar verdreifachen können. Doch durch die neuen Schiffe wuchs die Tankerflotte in diesem Jahr um 3,8 Prozent an und damit deutlich stärker als die Ölnachfrage zulegte. Sicherlich werden einige Tanker von Öl auf andere Rohstoffe umgestellt werden, aber von einem Tag auf den anderen geht das auch nicht. Bloomberg
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