taugen nichts:
Es ist ein Thema, bei dem Thomas Leif auf positive Resonanz in der Leserschaft hoffen durfte, auch und gerade, weil es sich so gut eignet, ohne tief gehende Kenntnis der Materie darüber herzuziehen. Die Unternehmensberater-Gilde, die Leif in „Beraten & verkauft – McKinsey & Co. – der große Bluff der Unternehmensberater“ unter die Lupe nimmt, genießt in der öffentlichen Meinung ein Ansehen, das noch unter dem von Politikern anzusiedeln sein dürfte und somit kaum noch in positiven Zahlen auszudrücken ist. Bereits der tendenziöse Titel von Leifs Buch weist dem Leser den Weg, den er bei der Lektüre beschreiten soll: Entlarvung ist des Autors Anliegen, und dieser selbst gestellten Aufgabe kommt er mit großer Detailverliebtheit nach.
Leif hat keine Angst vor großen Namen, schreibt ausführlich über die Großen der Branche, allen vorweg McKinsey. Aber auch Roland Berger, Boston Consulting oder Accenture bekommen ihr Fett ab. Die Verstrickungen zwischen Beraterbranche und politischen Entscheidungsträgern sind genauso Thema des Buches wie das Unwesen, das Berater häufig in der öffentlichen Verwaltung treiben, etwa bei der Begleitung des Umstrukturierungsprozesses innerhalb der Bundeswehr.
Inkompetenz trifft unkritische Bejubelung
Leif, als TV-Chefreporter des SWR und Vorsitzender des „Netzwerks Recherche“ ein profilierter Journalist, vermag trotz der spürbar negativen Einstellung gegenüber der Branche durchaus zu differenzieren. Erkannt und dargestellt werden beispielsweise die Zusammenhänge zwischen Inkompetenz in den Führungsetagen und dem unkritisch bejubelten Erfolg der Berater. „Berater leisten Ersatzdienste für ein überfordertes Management an der Spitze und im Mittelbau von Unternehmen und Behörden“, stellt der Autor fest und hat damit zweifelsohne den Kern des Problems getroffen: Der Einkauf von Beratern ist immer ein Zeichen fehlender Qualifikation der Unternehmensleitung. Unter den Entscheidungen zu leiden haben dann meist die nicht entscheidungsbefugten Mitarbeiter in den unteren Ebenen, das Management jedoch glänzt noch durch die Umsetzung von Ideen, auf die es von alleine nicht gekommen ist.
Letzten Endes hinterlässt das Buch einen etwas faden Beigeschmack. Das liest sich alles gut, bestätigt aber überwiegend nur eine Meinung, die sich in der potenziellen Leserschaft längst gebildet hat. Das Problem der Inkompetenz von Führungseliten in diesem Land wird zwar angesprochen, jedoch nicht ausreichend als eigentlicher Nährboden für die „Bluff-Branche“ beschrieben. Aber vielleicht hat sich der Autor das auch einfach nur für ein Nachfolgebuch aufgehoben.
Leser-Kommentare (2)Kommentar schreiben Klauck (30.01.2007 14:02 Uhr) Recht hat er... Wenn man die Rekrutierungspraktiken der Beraterfirmen genauer betrachtet - Wahnsinn! Schnellkurs in BWL und auf geht's! Wie sagte schon ein gewisser Mr. Gecko in Wall Street: Gier, die Gier ist, was alles treibt! Weitere Kommentare wzelm (30.01.2007 13:48 Uhr) Den Nagel auf den Kopf Unternehmensberater ist für mich das "Unwort" 20003, 2004, 2005 usw. Wir wurden von unserer Bank "gezwungen" einen Unternehmensberater ins Haus zu holen, da wir angeblich nicht in der Lage waren, unsere Zahlen "bankfähig" zu gestalten. Das Resultat: Kündigung unserer Kredite. Noch heute gilt unser inniger Dank dem Unternehmensberater - er hat gut verdient. Kommentar schreiben Login Überschrift Name
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