Deutsche Bank: Was tun?
Donnerstag, 4. Dezember 2008 um 08:24
Von Armin Brack
Wer in der jetzigen Phase die Kapitalausstattung hat, um Zukäufe zu tätigen, legt die Grundlage für den künftigen Erfolg. Auf die Deutsche Bank trifft das zu.
„Einige Neupositionierungen und Anpassungen werden notwendig sein, doch wir haben das Potential, langfristig Rekordergebnisse des Jahres 2007 wieder zu erreichen.“ Und: „Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere Marktkapitalisierung im aktuellen Umfeld nicht den wahren Unternehmenswert der Deutschen Bank wiedergibt.“
Der das sagt, ist Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank. Nur: Es glaubt ihm keiner. Die Aktie ist auf anhaltender Talfahrt und hat von den alten Hochs bei über 100 Euro inzwischen über 70 Prozent abgegeben.
Keine andere der großen deutschen Privatbanken hat eine Kernkapitalquote von mehr als 10 Prozent. Nur „die Blauen“ haben die finanzielle Flexibilität, jetzt massiv zuzukaufen und die angesprochenen „Neupositionierungen und Anpassungen“ tatsächlich umzusetzen.
Dabei stehen an erster Stelle die Beteiligung und die später angestrebte Mehrheitsübernahme an der Postbank. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden stärkeren Reglementierungen im Bereich Investmentbanking und dem Eigenhandel wird das Privatkundengeschäft zusehends wichtiger. Die Postbank mit ihrer hohen Zahl an Privatkunden und hohen Einlagen ist hier genau das richtige Vehikel um den Bereich auszubauen.
Weniger bekannt ist eine weitere geplante Übernahme, nämlich die des britischen Eisenbahn-Vermieters Porterbrook. Sie meinen, das sei ein langweiliges Geschäft? Von wegen! Porterbrook Konkurrent Angel Trains hat mit einem ähnlichen Geschäftsmodell bis zuletzt Rekordmargen erwirtschaftet. Die RBS hatte Angel Trains 1997 für 408 Millionen britische Pfund gekauft und dann in diesem Jahr für 3,6 Milliarden Pfund weiterverkauft.
Das war aber vor der Verschlimmerung der Finanzkrise. Die Deutsche Bank nutzt nun die schlechte Stimmung und die Ausverkaufskurse und reißt sich Porterbrook billig unter den Nagel. Skeptiker befürchten nun, dass sich nun britische Gewerkschaften mit ihrer Forderung die nationale Eisenbahn wieder zu verstaatlichen, durchsetzen können.
Damit wäre Porterbrook natürlich in seiner Existenz gefährdet. Höchst unwahrscheinlich, dass es so kommt. Aber das Beispiel ist typisch für die momentane Stimmung am Markt: In allen Bereichen wird mit dem Schlimmsten gerechnet und damit ist so ziemlich das schlimmste Szenario bereits im Kurs eingepreist. Auch das macht die Aktie momentan so interessant.
Fazit: Die Abwärtsrisiken sind weiter schwer abschätzbar. Vieles spricht aber dafür, dass die Deutsche Bank gestärkt aus der Finanzkrise hervorgehen wird.
|