» Im Visier des Störenfrieds «
von Jenny Genger und Sven Clausen TUI-Chef Michael Frenzel hat viele Kritiker. Nun kommt ein weiterer hinzu: Ein berüchtigter Privatinvestor ist aufgetaucht, der unbequem werden könnte. Vor wenigen Tagen brachen in Hannover hektische Recherchen los. In der TUI-Zentrale schwirrte ein Name herum: Richard Mayer. Wer ist das? Und was will der bloß noch? Das hat er nicht verraten. "Ich habe keinen Kontakt zur TUI aufgenommen", sagte Mayer der FTD. Doch der vermögende Bayer hat TUI-Aktien gekauft - "für einen Millionenbetrag", wie er sagt. Anfang des Jahres war das, obwohl immer mehr Analysten empfehlen, die Finger von den Papieren zu lassen. Der Kurs war Ende 2006 auf den schon kritisch niedrigen Wert von 15 Euro zugerutscht. "Ich kauf keine teuren Papiere. Nur welche, die unterbewertet sind", raunt Mayer mit schwerem bayrischem Zungenschlag. Er habe doch in den Zeitungen gelesen, dass allein die Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd mehr wert sei als das, was für den Gesamtkonzern an der Börse geboten wird. "Das hat der Herr Frenzel in Interviews doch selbst gesagt", erklärt Mayer. - Das ist ein Problem von vielen für TUI-Chef Frenzel - eines der größten. Denn auch das sagt er: "Unser Ziel muss es sein, den Börsenkurs zu steigern, nur das ist ein dauerhafter Schutz gegen Übernahmen." TUI wäre mit einem Marktwert von 4 Mrd. Euro und einem Streubesitz von 90 Prozent eine leichte Beute. Zumal Investoren dabei eine gewinnbringende Aufspaltung in die beiden Sparten Touristik und Schifffahrt vorschwebt.
Schwierige HauptversammlungFrenzel sträubt sich gegen eine Zerschlagung. Dabei haben ihm Anleger wie der einflussreiche britische Vermögensverwalter Hermes schon vor Monaten ordentlich eingeheizt und ein Ultimatum für eine Trennung der Bereiche gestellt. Die massive Kritik eskalierte so stark, dass viele Seiten einen Rauswurf des Vorstandschefs forderten. Frenzel setzte im Dezember zum Befreiungsschlag an, der aber gründlich misslang: Die Aktie brach ein. Analysten murrten unzufrieden. Angesichts der Probleme in der Touristik "müsste eigentlich noch mehr passieren", sagte DWS-Fondsmanager Henning Gebhardt der FTD. Er rätselt über das "unentschiedene Hin und Her des Konzerns" beim Engagement im Kreuzfahrt- und Flugbereich. Der führende deutsche Fondsanbieter hat TUI-Aktien im Portfolio und fordert dem Management auf jeder Hauptversammlung viel ab. Dieses Mal droht Schlimmeres: "Herr Frenzel wird es auf der Hauptversammlung voraussichtlich nicht einfach haben, für den Vorstand die Entlastung zu bekommen", so Gebhardt. Auch die Mitte des Jahres anstehende Vertragsverlängerung hält er für "kaum zu rechtfertigen". - Und nun kommt auch noch Mayer. Der 56-Jährige gehört zu den Schreckgespenstern, die in vielen deutschen Konzernen herumgeistern: Kleinaktionäre, die sich mit Aktien eindecken und Klagen lostreten - gerade dann, wenn die Firmen verwundbar sind.
Der gelernte Bankkaufmann, der durch Erbschaft und Börsengeschäfte reich geworden ist, war in den letzten Jahren häufig mit dabei, wenn eine Möglichkeit lockte, Konzernbeschlüsse anzufechten und höhere Abfindungen oder Vergleichszahlungen zu erwirken: so vor wenigen Tagen bei Buderus, zuvor bei Eon, Sanofi-Aventis, Degussa, EnBW, Debitel, Celanese und anderen. Für öffentliche Furore sorgte Mayer vergangenes Jahr bei DaimlerChrysler. Er zwang den Konzern per Amtsgerichtsbeschluss, auf der Hauptversammlung über die Krisenherde Smart und Maybach zu sprechen - ein massiver Eingriff, auch wenn Mayer damit keine weiteren Verfahren in Gang gesetzt hat. Diesen Vorgang hat die TUI nun schon mal studiert. Offiziell äußert sich der Konzern aber nicht dazu. Der Vorstand kann sich jedoch auf einiges gefasst machen. "Frenzels Meinung ist unwichtig", blockt Mayer ab. Eine Aufspaltung des Konzerns hält er für sinnvoll, gute Beispiel hätten dafür Bayer/Lanxess und HypoVereinsbank/Hypo Real Estate geliefert. Was Mayer bei der TUI im Schilde führt, lässt er offen: "Ich fordere weder Aufspaltung noch sonst irgendetwas." Bis zur Hauptversammlung am 16. Mai hat er ja noch etwas Zeit. http://www.ftd.de/unternehmen/handel_dienstleister/156136.html
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