Die wichtigsten Wochen in dem noch jungen Jahr von Jochen Steffens
In dieser Woche wird eine erste Tendenz für die dann folgenden entscheidenden zwei Wochen festgelegt. Zwar werden nur wenige interessante Konjunkturdaten veröffentlicht, so am Dienstag die US-Handelsbilanz und am Freitag die US-Verbraucherpreise. Aber, und das ist wichtiger, nächste Woche wird sowohl die Zinssitzung der Fed am Dienstag den 18.03.08, wie auch am Donnerstag schon der große Verfallstag erwartet. Diesmal nicht wie gewohnt am Freitag, sondern am Donnerstag, da am Karfreitag die Börsen geschlossen haben.
Diese Verfallstagswoche wird höchst interessant. Und die Woche nach Ostern noch interessanter, da Richtungswechsel an den Börsen gerne mal nach großen Verfallstagen gestartet werden.
Verfallstag als Bremse
Das hat damit zu tun, dass bis zu diesem Verfallstag die Positionierungen auf den Terminmärkten häufig bewirken, dass der Markt sich nicht „frei“ entwickeln kann. Zu viele größere Adressen versuchen, den Markt zum Verfallstag in ihre Richtung zu manipulieren.
Dieser große Verfallstag am 20.März 2008 wird umso interessanter, da natürlich auf der einen Seite viele ältere Long-Terminkontrakte durch den Einbruch zum Jahresanfang in Schieflage geraten sind, auf der anderen Seite stehen vielen neuen Short-Positionierungen noch keine entsprechend großen Long-Positionen entgegen.
Eigentlich sollte das den Markt in eine Seitwärtsbewegung zwingen. Wenn aber ein nachhaltiger Ausbruch erfolgen sollte, egal in welche Richtung, dürfte diese Bewegung aufgrund des nahen Verfallstages sehr heftig werden.
Erst wenn der Verfallstag vorbei ist, wird der Markt sich neu orientieren und positionieren. Ich bin gespannt, ob dann der Markt so langsam auf die Auswirkungen der extrem stark sinkenden Zinsen und die Präsidentschaftswahl in den USA spekuliert – so wie ich das eigentlich erwarte.
Trendbruch im Nasdaq100

Etwas bedenklich finde ich den Nasdaq100. Hier ist es zu einem Trendbruch gekommen. Nun gehöre ich beileibe nicht zu den Charttechnikern, die bei einem Trendbruch in heillose Panik verfallen. Ich halte nicht viel von den Trendlinien eines derart langen Trends, besonders wenn diese so deutlich sind, wie hier im Nasdaq100. Zu oft werden diese dazu genutzt, über falsche Ausbrüche charttechnisch orientierte Menschen aus einem Index zu treiben. Aber ein schönes Signal ist das trotzdem nicht.
Was mich in diesem Zusammenhang etwas verwundert, ist, dass der Nasdaq100 in der letzten Woche vor diesem Trendbruch angefangen hatte, eine relative Stärke zu den anderen Indizes aufzubauen UND dass wir in der letzten Woche häufiger erlebt haben, dass das Smart Money in der letzten Handelsstunde einsteigt.
Als „Smart Money“ bezeichne ich in diesem Zusammenhang die Anleger, die in der letzten halben Stunde des US-Handels einsteigen, um quasi auf einen besseren nächsten Handelstag zu spekulieren. Immerhin müssen diese dann bis zum nächsten Morgen in den USA warten, um ihre Positionen notfalls wieder verkaufen zu können (natürlich besteht die Möglichkeit diese Positionen über den US-Futurehandel nahezu 24 Stunden am Tag absichern, aber das ist ein anderes Thema).
Sehr oft, wenn man in den USA ab 21.30 Uhr (MEZ) starke Käufe bis zum Handelsende (22.00 Uhr) erkennen kann, ist das ein Zeichen dafür, dass zumindest eine technische Gegenbewegung zu erwarten ist. Wenn dazu auch noch eine relative Stärke des Nasdaq auftaucht, bedeutet das, dass die Risikobereitschaft der großen Jungs wieder zunimmt (wenn sie abnimmt, fließt das Geld eher in die Blue-Chips. Wenn größere Adressen auf einen Aufwärtstrend hoffen, steigen sie hingegen eher in den Nasdaq ein, da hier im Falle einer Rallye mehr Prozente zu machen sind.)
Fazit
Ja – also: Es gibt einen Trendbruch, der bedenklich stimmt, und es gibt bekannte aber noch zarte Anzeichen, die eher optimistisch stimmen. Es gibt massive Maßnahmen der Fed, die sich irgendwann auswirken werden. Letzten Endes bleibt es dabei: Sehr schwierig:
Jetzt schon einsteigen, in der Hoffnung der Markt beruhigt sich in Richtung Zinssitzung, ist auf jeden Fall zu früh. Durch den Ausbruch der Indizes aus der Seitwärtsbewegung nach unten und dem Bruch des Aufwärtstrends im Nasdaq100 wie auch dem schwachen Freitag ist die Gefahr, dass wir noch einen dynamischen Abwärtsrutsch erleben, viel zu hoch!
Wenn sich die Indizes also heute, spätestens morgen nicht fangen, müssen wir mit diesem Abwärtsrutsch einfach rechnen. Sollten wir diesen erleben, dann, wie gesagt, muss man unten einsteigen. Ob wir aber im Falle eines weiteren dynamischen Abwärtsrutsches die Hochs in den US-Indizes in diesem Jahr noch einmal erreichen, ist mehr als zweifelhaft!
Auf der Short-Seite bleibt es jedoch auch nach wie vor gefährlich. Die Stimmung in den USA ist sehr bearish, die Gefahr eine Short-Squeeze extrem hoch. Zumal die Fed die Märkte jederzeit mit weiteren Maßnahmen auch noch vor der Zinssitzung an Dienstag nächster Woche überraschen kann.
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