Alstom: Termin für Schließung der Generatorenfabrik wackelt
Neue Produktion für Mannheim Von unseren Redaktionsmitgliedern Matthias Kros und Daniel Albrecht
MANNHEIm/köln. Am leidgeprüften Alstom-Standort Mannheim steht erstmals eine Erweiterung der Produktpalette bevor. Von Mitte nächsten Jahres an sollen in dem Werk, das in der Vergangenheit immer wieder durch Stellenabbau in den Schlagzeilen stand, so genannte Gaskühler für Raffinerien und Kraftwerke gebaut werden. Das schaffe sofort rund 30 neue Arbeitsplätze, sagte Betriebsrats-Vize Ralf Eschmann gestern in Mannheim. Mittelfristig soll sich diese Zahl mindestens verdoppeln.
Mit dieser Maßnahme kommt das Alstom-Management erstmalig seiner Zusage aus dem Jahr 2006 nach. Danach wollte das Unternehmen schnellstmöglich auf dem Werksgelände neue Fremd- oder Eigenproduktion ansiedeln und dadurch 150 neue Jobs schaffen. Im Gegenzug soll Ende Dezember die Generatorenfabrik mit ihren rund 100 Mitarbeitern geschlossen und nach Polen verlagert werden. Laut Eschmann wackelt dieser Termin aber bereits: "Die Generatorenfertigung ist voll ausgelastet, es fallen sogar Überstunden an", sagte der Arbeitnehmervertreter.
Insgesamt sei die Schließung "eine kolossale Fehlentscheidung, die das Unternehmen bares Geld kosten wird", ist Eschmann sicher. Der Wegfall der Kapazitäten könne dazu führen, dass Aufträge nicht rechtzeitig fertig würden oder sogar abgelehnt werden müssten. Zudem sei es möglich, dass es nach erfolgter Verlagerung zu Qualitätsproblemen komme.
Das Alstom-Management sieht das allerdings anders: Andreas Wittke, Vorstandsmitglied von Alstom Deutschland, bekräftigte gestern, dass der Konzern an der geplanten Schließung der Generatorenfabrik zum Jahresende festhält. "Der Abzug der Generatorenfabrik ist ein brisantes Thema", räumte der Manager am Rande einer Fachkonferenz in Köln ein. Dennoch verteidigte er die Aufgabe der traditionsreichen Produktion: "Die Entscheidung ist seinerzeit aufgrund von wirtschaftlichen Erwägungen getroffen worden, daran hat sich meines Erachtens nichts geändert."
Der Betriebsrat in Mannheim vermutet hinter der Schließung dagegen eine Art Trotzreaktion des Managements. Die Geschäftsführung wolle die Pläne nur nicht zurücknehmen, um in den monatelangen Verhandlungen um die Zukunft des Werkes in Mannheim nicht vollends das Gesicht zu verlieren. Alstom hatte ursprünglich wesentlich mehr Stellen in Mannheim streichen wollen, musste aber wegen der unerwartet guten Auftragslage zurückrudern. Die Schließung der Generatorenfabrik blieb somit als einzige Maßnahme übrig.
Alle Jobs bleiben erhalten Tröstlich ist für den Betriebsrat nun aber die Tatsache, dass alle Arbeitsplätze gerettet werden konnten. "Sämtliche betroffenen Kollegen kommen in der Turbinenfertigung, im Service oder der neuen Gaskühler-Produktion unter", freut sich Eschmann. Zudem würden sogar in allen in Mannheim verbliebenen Bereichen händeringend Mitarbeiter gesucht. "Teilweise werden sogar Kollegen, die bereits im Ruhestand sind, wieder zurück geholt".
Mannheimer Morgen 30. November 2007
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