Mannheimer Morgen 21. März 2009 Umstrukturierung: Kraftwerksbau und Service zusammengelegt
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Roth
Mannheim. Der Kraftwerksbauer Alstom legt seine beiden großen Bereiche Power Systems (Neugeschäft mit Kraftwerken) und Power Service (Dienstleistungen für Kraftwerke) weltweit zusammen. "In dem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld müssen wir unsere Effizienz steigern und die Kostenbasis optimieren", schreibt Alstom-Vorstandschef Patrick Kron in einer internen Mitteilung, die dieser Zeitung vorliegt. Am Montag soll der Zusammenschluss der Bereiche öffentlich gemacht werden. Chef der neuen Sparte wird Philippe Joubert, der derzeit die Sparte Power-Systems führt. Service-Chef Walter Gränicher bekommt eine neue Aufgabe, könnte aber auch in den Vorruhestand treten. Die Power-Sparte kam im Geschäftsjahr 2007/2008 auf einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro, Service setzte 3,6 Milliarden Euro um. Welche konkreten Folgen die neue Struktur hat, auch für den Standort Mannheim, ist noch unklar. Vom Auftragseingang und Auftragsbestand her gibt es keinen Anlass für Umstrukturierungen. Der Auftragsbestand reicht beispielsweise in Mannheim noch für die nächsten drei Jahre. Alstom spürt derzeit nichts von der Wirtschaftskrise. Allenfalls könnten Kraftwerksaufträge verschoben werden. Doch die Auftraggeber sind oftmals im staatlichen Eigentum, so dass diese Gefahr nicht als groß eingeschätzt wird. Kenner der Materie vermuten, dass die Alstom-Zentrale in Paris, ganz in französischer Manier, in einem größeren Block mehr Macht und Entscheidungskompetenz an sich ziehen will. Fraglich sei allerdings, ob eine solche Einheit im operativen Geschäft dann noch flexibel genug sei oder zu träge werde. In der Historie der deutschen Alstom waren die Bereiche Neugeschäft und Service übrigens schon einmal vereint, zu alten BBC-Zeiten. Gut möglich, dass sich beide Sparten bisher auch Konkurrenz bei den gleichen Kunden machten. Power Systems will neue Kraftwerke verkaufen, die Servicesparte dürfte eher zum Modernisieren alter Anlagen raten.
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