Von der Standhaftigkeit und der Standfestigkeit
Vor kurzem war in einem Thread der Spruch zu lesen:
"Standhaftigkeit ist eine edle Tugend. Solange man eine Situation immer wieder aufs Neue betrachtet und die eigene Einschätzung wertfrei unverändert bleibt."
So sehr dieser Spruch auf den ersten Blick unangenehm berührt (wer möchte schon eine Einschätzung frei von Wert und unverändert haben) - so hat er doch ein gutes Potenzial. Das mit wenig Änderung, zur Entfaltung kommen kann.
Ändert man den Spruch ein wenig, dann zeigt sich Folgendes:
"Standhaftigkeit ist eine edle Tugend. Solange man eine Situation immer wieder aufs Neue betrachtet und die eigene Einschätzung dabei, unverändert wertungsfrei bleibt"
So verändert, zeigt der Spruch das auf, was mit das Wichtigste an der Börse (und auch im Leben selbst) ist. Nämlich, der Stand-Haft-igkeit das hinzuzufügen, das es braucht, damit aus ihr Stand-Fest-igkeit werden kann.
Immer wieder sind Aktionäre "nur" stand-haft ... ihrem Stand verhaftet. Aus einer Haft heraus jedoch, ist der Blick nur sehr eingeschränkt, da nur von einem Punkt aus auf die Dinge geschaut werden kann. Wird aus der Standhaftigkeit eine (innere) Standfestigkeit, kann der Aktionär seinen Standpunkt wechseln, um auch mal "von der anderen Seite" auf die Dinge schauen zu können. Oft wird erst aus solch einem Perspektivwechsel, aus dem Schauen ein "Sehen". Und dadurch, ein Erkennen.
Allein aus der Standhaftigkeit heraus, macht der Aktionär manchmal etwas, was er besser lassen sollte - statt seine Aktien festzuhalten, umklammert er sie ... klammert sich an ihnen fest. Durch die Standfestigkeit ist ihm auch anderes möglich. Er kann (seine Aktien) festhalten und(!) auch, wenn es die Situation erfordert ... loslassen.
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