Neue Jobs entstehen nicht zwingend in dem Land, in dem die alten verloren gegangen sind. So war das nur früher mal, vor der Globalisierung.
Heute herrscht eine globale Lohnkonkurrenz. Deutschland zählt inzwischen zu den Ländern mit den weltweit höchsten Löhnen und höchsten Steuern.
Die im Weltvergleich recht hohen Löhne verdanken deutsche Arbeitnehmer der "glorreichen Vergangenheit" - nämlich der einstigen Sonderstellung unseres Landes als führende Auto- und Industrienation und 150 Jahren hartem Gewerkschaftskampf. Die koloniale Gewinnformel lautete: Rohstoffe und Energie günstig im Ausland einkaufen, daraus gefertigte Waren wie Autos teuer ins Ausland exportieren.
Die resultierenden Gewinne waren hoch genug, um auch noch den ausufernden Sozialstaat und die blühende Bonus-/Bonzen-Wirtschaft bei VW mitzufinanzieren.
All dies läuft nun nicht mehr - und sogar auf mehreren Ebenen nicht: Energie wurde in D. aus politischen (teils dogmatischen) Gründen stark verteuert. Und konkurrierende Länder wie China sind zugleich als Auto-/Industrienationen und als Billiglohnländer erstarkt.
Jobs können unter diesen Voraussetzungen nur dann in D. gehalten werden, wenn das hiesige Lohnniveau schrittweise auf das der Billiglohnländer sinkt - oder die Produktivität so stark gesteigert wird, dass das bisherige Lohnniveau gehalten werden kann. Aber auch bezüglich Produktivität gibt es ein globales Wettrennen.
Lohnkürzungen wollen die Gewerkschaften verständlicherweise verhindern. Doch großangelegte Streiks können mit Pech nach hinten losgehen und bewirken, dass die überteuerten Jobs hierzulande für immer verloren gehen.
Das Schumpeter'sche Prinzip der "Kreativen Zerstörung" trifft nämlich nicht nur bestimmte Wirtschaftszweige oder Produktgruppen (Glühbirne ersetzt Walfisch-Ölfunzeln, Transistorradios ersetzen Volksempfänger, Internet ersetzt die gedruckte Zeitung), sondern trifft auch traditionell überteuerte Standorte, eben weil das Kapital global mobil geworden ist und sich die profitabelsten Standorte aussuchen kann.
Wer den Kapitalismus will und gutheißt, dem bleibt nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass die wahre und einzige Macht von denen ausgeht, die das Kapital besitzen. Wem das nicht passt, dem bleibt nur die Option, nach Kuba oder Venezuela auswandern, wo es freilich erst recht keine Jobs gibt.
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