Der deutschen Wirtschaft geht es mittlerweile super. Das zeigt der Einkaufsmanagerindex von IHS Market von heute. Im Juli ist er um 2,4 auf 62,5 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Statistik 1998. Ich bin beruflich stark im Maschinenbau unterwegs und da kann ich das nur bestätigen. Da läuft es fast so richtig rund.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/...GkYdNeg2NtfbG-ap6
Generell läuft es im deutschen Verarbeitenden Gewerbe, also der deutschen Industrie sehr gut, denn im Mai gab es laut der deutschen Statistikbehörde Destatis im Mai den höchsten Auftragsbestand seit der Statistikerhebung:
https://www.destatis.de/DE/Presse/...lungen/2021/07/PD21_347_421.html
ist echt erstaunlich was da gerade passiert in der deutschen Wirtschaft und das trotz großen Probleme in den Lieferketten und den sich immer mehr ausbreitenden Chipmangel.
Zuletzt wurden wieder Lieferketten unterbrochen, als nach einem Corona Ausbruch im zweitgrößten chinesischen Container-Hafen in Yantian, der Großteil temporär dicht gemacht wurde. Der dabei aufgekommene Containerstau gilt in der Schifffahrtsbranche als ein noch größeres Problem als die tagelange Sperrung des Suezkanals Ende März. Die Schifffahrt ist ohne mit das Kernproblem bei der derzeitigen "Lieferkrise". Dazu kommt noch, dass es ein Mangel an Containern gibt. Das hat dazu geführt, dass die Kosten für einen Standard 40m3 Container sich verdreifacht haben auf rd. 5.500 $ pro 40m3 Container.
Auch der Chipmangel weitet sich aus wie wir in dieser Woche von Daimler erfahren haben. Daimler könnte in diesem Jahr rd. 5,5 Mio. Mercedes verkaufen, aber sie werden "nur" rd. 5 Mio. verkaufen können, weil ihnen verschiedene Chips/Halbleiter fehlen. Dieser Chipmangel hat sich noch zugespitzt seit es in Malaysia wegen stark steigenden Corona Infektionszahlen zu einem weiteren Lockdown gekommen ist und nun stehen dort einige Chip-Fabriken still. Daimler fährt nun eine interessante Strategie. Die S-Klasse wird zu 100% produziert (sehr margenstark) und das was an Chips dann übrig bleibt geht in die E-Klasse Produktion und darum gibt es in einigen Daimler E-Klasse Standorte Kurzarbeit, weil Daimler nicht genügend Chips hat. Aber nicht nur Daimler leiden unter dem Chipmangel, sondern alle anderen Autobauer auch.
Die Lieferkrise, vor allem durch die Containerschifffahrt hervorgerufen, die hohen globalen Wirtschaftsaktivitäten und die recht kräftig gestiegenen Rohstoffkosten (Stahl z.B. + 35% in diesem Jahr oder Kupfer +25% oder Öl +40%) sind die derzeitigen Haupttreiber der Inflation.
Dass Corona nach wie vor ein Problem für die Wirtschaft sein kann bzw, wird zeigt der Blick nach Großbritannien, denn dort hat sich trotz kompletter Öffnungen der Aufschwung merklich verlangsamt. Der Juli Einkaufsmanagerindex Großbritanniens rutschte um satte 4,5 auf 57,7 Punkte ab. Die sehr hohen Corona Inzidenzwerte mit einer 7 Tage Inzidenz von knapp 500 machen nun der britischen Wirtschaft zu schaffen. So sind z.B. alleine in England rd. 600.000 Menschen in Quarantäne und das sorgt z.B. derzeit in England für teilweise leere Supermarktregale. Die sehr hohen Corona Infektionszahlen haben in England auch die Kundennachfrage gedämpft, die nun vor allem das Gastgewerbe und die Transportunternehmen trifft. Die britische Fleischindustrie warnt nun sogar vor einem Zusammenbruch der Lieferketten. Tja es scheint wohl so zu sein, dass wohl sehr hohe Corona Inzidenzwerte der Wirtschaft mehr schaden als bestimmte Corona Einschränkungen beizubehalten.
https://kurier.at/wirtschaft/...s-wachstum-unerwartet-stark/401452474
England/Corona: Schattenseiten der radikalen Öffnung - Leere Supermarkt-Regale, Millionen Menschen in Quarantäne - Statt großer Freiheit herrscht in England Chaos-Sommer:
https://www.berliner-kurier.de/politik-wirtschaft/...sommer-li.172772
Dieses englische Corona Feldexperiment mit Vollöffnung ohne jegliche Corona Einschränkungen ist und bleibt interessant für mich. ich möchte zwar aktuell nun wirklich nicht in England leben wegen diesen nicht mehr beherrschbaren hohen Corona Infektionen, aber dieser englische "Feldversuch" an der Bevölkerung kann uns in Deutschland einen Weg zeigen wie wir es machen könnten bzw. wie wir es nicht machen sollten. Wie das Johnson in England macht finde ich hochgefährlich.
Obwohl in England nun schon seit Wochen die Corona Neuinfektionen sehr stark steigen (Anfang Juni bei 30 - Mitte Juni bei 85 - Anfang Juli bei 200 - heute bei 472), sieht die Lage in den englischen Krankenhäuser noch sehr entspannt aus. Die hohe Impfquote in England hilft dabei natürlich. Zwar steigen in England die Corona Erkrankten in den Krankenhäuser an von Anfang Juli bis heute um 3.200 auf 5.001, aber das sind momentan nur rd. 12% von den Corona Schwererkrankten der 3. Welle Mitte Januar. Der 7 Tage Corona Inzidenzwert lag damals im Hoch bei 617. Da waren es 40.000 Corona Schwererkrankten in den englischen Krankenhäuser und das englische Gesundheitssystem war komplett überlastet bei diesen Zahlen:
https://coronavirus.data.gov.uk/details/healthcare
Man kann mal echt gespannt sein wie sich das mit den Corona Schwererkrankten in England weiter entwickelt. Was man aber mit Sicherheit mittlerweile sagen kann, sehr hohe Corona Inzidenzwerte sind nicht hilfreich für die Wirtschaft und scheinen bei weitem kleinere Lockerungen wie Aufhebung der Maskenpflicht oder völlige Öffnungen von Großveranstaltungen ohne jegliche Einschränkungen wie Maskenpflicht oder Corona Tests nicht kompensieren zu können. Eher der Gegenteil scheint der Fall zu sein. Zumal man ja davon ausgehen kann, dass vor allem die älteren Menschen sich der Öffentlichkeit bei hohen Inzidenzwerten entziehen werden und das spürt dann zwangsläufig z.B. der Einzelhandel enorm. In England kann man dies ja schon erkennen. Klar ist aber auch wir brauchen einen Weg in eine einigermaßen Normalität ohne großartige Einschränkungen und natürlich ohne einen Lockdown für bestimmte Wirtschaftszweige. Der sollte aber meines Erachtens behutsam sein mit dem "auf Sicht fahren" Weg, denn eines ist auch klar wir in Deutschland werden die 4. Corona Welle bekommen in 4 bis 8 Wochen bei uns haben, denn überall auf der Welt ist die Delta Welle klar sichtbar. Vor allem in Asien wie z.B. in Indonesien, Thailand oder Malaysia werden aktuell überrollt von Delta.
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