Eine verbliebene Marktkapitalisierung bei Bayer etwas höher als allein die abspaltbare kleinste Sparte "Consumer Health" und dann weitere Leerverkäufe ist also nicht "dass die Jungs das etwas zu pessimistisch sehen" ?
Nochmal zum mitschreiben:
Selbst bei einer vollständigen Abwicklung der risikotragenden Einheiten (Glyphosat, PCB; was meiner Analyse nach jedoch nicht erforderlich sein wird und wovon wie meilenweit entfernt sind) liegt der erzielbare Verkaufspreis bei einer Abspaltung der verbliebenen Sparten noch immer etwa 2,5 mal so hoch wie die aktuelle Börsenbewertung.
Und Du bist allen ernstes der Meinung, dass ein Leerverkauf bei diesem Kursniveau nicht unter die Kategorie "es zu pessimistisch sehen" fällt ? Die Kausalität ist doch, dass der Kurs so niedrig steht weil Leerverkäufer ihn gedrückt haben. Und beim Rückkauf ihrer Positionen wird voraussichtlich ein weiter Weg des bisherigen Kursverfalls wieder neutralisiert werden.
Ich möchte mal das Beispiel Covestro zur Veranschaulichung des Unterschieds von Börsenpreis und Marktwert einbringen:
Covestro notierte schon eine Weile südwärts und lag nach meiner Erinnerung schon eine Weile um die 35 Euro herum. Das heißt, der "Markt" bewertete Covestro zu einem fairen Wert von etwa 35 Euro je Aktie. Nun kamen die Araber und Adnoc und boten informell 55 oder 58 Euro. Die informelle Antwort darauf war, dass man dieses Angebot als zu niedrig erachtet und den "Wert" höher sieht. Wie auch immer, mit dem informellen Angebot stieg der Börsenkurs schlagartig in Richtung 50 Euro. Wie kann es also sein, dass irgendwer 55 oder 58 Euro pro Aktie bietet, wenn doch der Börsenpreis bei nur um die 35 Euro liegt ? Warum kauft dieser Bieter die Aktie nicht einfach an der Börse ?
Die Antwort ist: Der Börsenpreis entspricht nicht dem tatsächlichen Wert des Unternehmens. Bei so gut wie jedem börsengehandelten Unternehmen (es gibt Ausnahmen u.a. im Techsektor) ist der Wert sinnvoller Einzelteile wesentlich höher als der Aktienkurs. An der Börse erhält man schlichtweg nicht den wahren Wert eines Unternehmens sondern einen Preis für eine Aktie.
In diesem Preis für eine Aktie steckt dann u.a. der Handel der ETFs und Fonds, die Ängste von vielen Kleinaktionären, die Portfolien großer Kapitalsammelstellen wie z.B. Versicherungen und nicht zuletzt die Handelsaktivität von großen Playern wie Investmentbanken und Hedge Fonds, deren Gewinn es dann ist, aus dem Delta zwischen Börsenpreis und Marktwert unter Berücksichtigung auch von aus Derivaten resultierenden Handelsinteressen Profit zu schlagen.
Einfacher fomuliert: Der "Wert" von Bayer ist wesentlich höher als der aktuelle "Preis" pro Aktie. Der Unterschied kommt vor allem deshalb zum tragen, weil interessierte Parteien es im Moment noch gut hinbekommen durch gezielte Maßnahmen für ein Abfallen des Kurses zu sorgen.
Diese Maßnahmen sind u.a.:
-Leerverkäufe die dafür sorgen, dass viele Anleger verunsichert sind (Angst) und mit einem Kauf warten ("nicht in das fallende Messer greifen möchten") bis sich ein Boden ausgebildet hat (wer sorgt für diesen Boden mit welchen Maßnahmen bzw. wer stellt eine Bodenbildung dann offiziell fest und welches Interesse haben diese Parteien ?). -Verzerrte Berichte von Kleinverlagen an der Börse die leider zu großen Teilen auch Personen gehören, die in der Vergangenheit schon oft in Verbindung mit Marktmanipulationen gebracht wurden. Manche wurden verurteilt, anderen konnte man nichts nachweisen. Bei vielen wurden jedoch zahlreiche Schreiberlinge verurteilt, die noch immer für diese Verlage schreiben. Eure Meinungen zu Bayer entstammen zu großen Teilen den verzerrten Analysen dieser Kleinstverlage. Ihr habt Angst davor, dass die Klagewellen bei Glyphosat und PCB so große finanzielle Verpflichtungen verursachen, dass Bayer praktisch pleite ist. Ich möchte jetzt nicht wieder die ganzen Ausführungen zu fehlenden Konzerndurchgriffsrechten, beschränkter Haftung einzelner Konzernteile und weiterer rechtlicher und wirtschaftlicher Erwägungen durchkauen. Nur so viel: Den Meisten von Euch sind diese Basics nicht bekannt. Die Meisten von Euch fürchten sich "vor einer Pleite wegen den Prozesskosten". Völlig Irrational. Aber Ihr glaubt es. Warum ? Siehe Absatz oben. -Mangelnde Transparenz im Markt: In den USA kann ich, sofern ich dafür zahle sofort, ansonsten etwas zeitversetzt, jederzeit sehen, wie viele offene Leerverkaufspositionen hinsichtlich eines Underlyings bestehen. In der EU ist das leider nicht möglich. Erst bei Überschreiten einer Schwelle von 0,5 Prozent muss dies veröffentlicht werden. Diese 0,5 Prozent sind bei einem Dax-Wert eine sehr hohe Schwelle. Selbst an Tagen mit enorm starker Handelsaktivität werden kaum 1 Prozent des Wertes einer Aktie als Volumen gehandelt. Mit dem Leerverkauf von nur 0,1 Prozent an diesem Tag kann man schon ziemlich viel bewegen. Es bleibt unentdeckt. Es ist sogar sehr leicht denkbar, dass z.B. im Falle Bayers 10 Hedge Fonds mit je 0,4x Prozent short sind. Das wären fast 5 Prozent aller Aktien. Es würde völlig unentdeckt bleiben. Hinsichtlich einer Einschätzung des weiteren Kursverlaufes wäre dies jedoch eine sehr wichtige Information. Wenn ich als großer Fondsanbieter, Stiftungsmanager oder auch als Kleinanleger sicher wüsste, dass z.B. im Falle Bayers 5 Prozent leerverkauft wären, würde meine Analyse sicher anders ausfallen als wenn es null gemeldete Leerverkaufspositionen gibt. In dem einen Fall liegt der Kursverfall an schlechter Beurteilung des Marktes. Im anderen Fall jedoch an massiven Shorts, die wiedereingedeckt werden müssen. D.h. es wird früher oder später sicher eine massive Nachfrage nach Aktien auftauchen. Ich könnte nun mit diesem Wissen im Ergebnis also Frontrunning betreiben. Doch diese Transparenz haben wir hier leider nicht. Ich bin sicher, der Kurs würde heute ganz anders aussehen. Leerverkaufsstrategien würden dann mehr darauf abzielen Fundamentales zu berücksichtigen. In Europa dagegen macht der Leerverkauf die Nachrichten und damit den Kurs.
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