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Zitat....Ambitioniert - aber auch finanzierbar? Desertec wird konkreter - doch viele Fragen bleiben offen.Für die einen rückt die Verwirklichung der Vision vom umweltfreundlichen Solarstrom aus der Wüste näher - für die anderen türmt sich ein Wolkenkuckucksheim am Horizont auf.
Zwölf Unternehmen haben am Montag in München die Grundsatzvereinbarung zur Gründung der Desertec-Industrial-Initiative unterzeichnet. Sie soll binnen drei Jahren konkrete Geschäftspläne und Finanzierungskonzepte erarbeiten, wie mit Sonnenkraftwerken in den Wüsten Nordafrikas und des Nahen Ostens bis 2050 rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs gedeckt werden können.
Wie kommt der Strom nach Europa? Neben der Solarenergie will Desertec auch Windenergie einsetzen. Zudem steht auch die Frage, wie der Strom nach Europa transportiert werden kann, auf der Aufgabenliste der Initiative.
Neben Europa sollen außerdem auch die Staaten selbst, in denen die Anlagen errichtet werden, mit dem Solar- und Windstrom versorgt werden. Diese Forderung wurde von NGOs zuletzt eingebracht, die einen Anteil der Länder, in denen der Strom erzeugt wird, eingebracht.
Finanzierung völlig offen Freilich: Die Finanzierung dieses Mammutprojekts ist völlig offen. Die Industrie setzt dabei auf die Politik. "Finanzierungshilfen sind nötig, um schnell voranzukommen", sagte der Aufsichtsratschefs der Desertec-Stiftung, Gerhard Knies. Die Schaffung der politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen sei die größte Hürde, räumte man am Montag bei der Präsentation der Unterschriften ein.
Die deutsche Bundesregierung hielt sich zuletzt bedeckt, wiewohl Kanzlerin Angela Merkel bei der Vorstellung des Projekts im Juni öffentlichkeitswirksam großes Lob für die nachhaltige Energieerzeugung spendete.
EU-Mittel: Tropfen auf heißen Stein Es stünden entsprechende EU-Mittel für die Mittelmeerunion von einer Milliarde Euro bereit, sagte Günter Gloser, Staatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt. Industriekreisen zufolge plant die Politik, bis zum Baubeginn weitere vier Milliarden Euro bereitzustellen.
Der Vertreter der Deutschen Bank, Caio Koch-Weser, zeigte sich zuversichtlich. "Wir freuen uns darauf, das Projekt so zu gestalten, dass es finanziert werden kann."
Solarexperte: Kosten künstlicher heruntergerechnet Allerdings melden sich immer öfter Kritiker zu Wort, etwa der deutsche Bundestagsabgeordnete und Solarexperte Hermann Scheer (SPD). Er bezeichnet die Wüstenstrompläne als Fata Morgana. Scheer ist Präsident von Eurosolar und Vorsitzender des Weltrats für erneuerbare Energien. Im Jahr 1999 erhielt Scheer den Alternativen Nobelpreis für sein Engagement zur weltweiten Förderung der Sonnenenergie.
Die erwarteten Kosten des Projekts Desertec würden künstlich heruntergerechnet, sagte Scheer laut einer Mitteilung am Montag in Bonn.
Zudem sei die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien innerhalb der EU nicht teurer und in absehbarer Zeit zu bewerkstelligen. Den Sahara-Staaten werde mit dem Solarstromprojekt nicht geholfen, die eigene Energieproduktion umzustellen.
Im Moment hauptsächlich deutsche Gesellschafter Der Gesellschafterkreis soll in Zukunft internationaler werden. Zu den Gründern gehören Konzerne wie die Münchener Rück, Siemens, RWE, E.ON, HSH Nordbank, Deutsche Bank, die Schweizer ABB sowie die Solarspezialisten und Anlagenbauer MAN Solar Millennium, Abengoa Solar, Schott Solar, Cevital und M+W Zander.
Die Gründung der Initiative soll nach der Grundsatzvereinbarung bis spätestens Ende Oktober mit der Gründung einer Planungsgesellschaft umgesetzt werden.
Politisch stabile Standorte? Die Initiative ist nicht unumstritten. Kritiker sehen vor allem die Standorte als problematisch an. Sie sorgen sich um politische Instabilität in den Regionen sowie eine mögliche Abhängigkeit Europas von den Staaten, in denen die Anlagen gebaut werden sollen.
Bis 2050 sollen rund 15 Prozent des europäischen Energiebedarfs umweltfreundlich mit Hilfe der Wüstensonne gedeckt werden. Die Kosten dafür werden auf rund 400 Mrd. Euro geschätzt.
Gewonnen werden soll die Energie durch Solarthermie. Bei dem Verfahren wird das Sonnenlicht mit Spiegeln gebündelt. Es erhitzt ein Spezialöl, das wiederum seine Wärme an Wasser abgibt und es zum Kochen bringt. Der Wasserdampf treibt dann Turbinen an, die Strom produzieren. Teile der Wärmeenergie des Tages können gespeichert werden, so dass auch in der Nacht noch Stromproduktion möglich ist. Neben der Solarthermie sind auch Windparks an den afrikanischen Küsten im Gespräch.
45 Mrd. Euro für den Stromtransport Der Strom soll durch ein neues Leitungsnetz über 3.000 Kilometer nach Europa gebracht werden. Es dürfte nach Berechnungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DRL) allein etwa 45 Mrd. Euro kosten.
Für die Stromübertragung sollen Gleichstrom-Hochspannungsleitungen verwendet werden, die wesentlich geringere Leistungsverluste aufweisen als die beispielsweise in österreichischen Überlandnetzen anzutreffenden Hochspannungsleitungen................
Warum man sich von einer Abhängigkeit von instabilen, zweifelhaften Regimen in eine andere begeben will, bleibt mir ebenfalls schleierhaft...
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