Aus der aktuellen BÖRSE am Sonntag · 31/1 1 Auszug: Merrill Lynch sieht die Goldaktien derzeit im Bereich ihrer historischen Tiefsstände ! Der Lockruf des Goldes Fieberthermometer der Weltwirtschaft Dass der Beginn der Gold-Hausse zeitlich mit den Anschlägen vom 11. September und dem Eintritt der USA in mehrere Kriege zusammenfällt, ist kein Zufall. Gold wird – wie auch Öl – in US-Dollar gehandelt und lässt sich nicht beliebig vermehren: Das gesamte bisher geförderte Gold passt in einen Würfel von einer Kantenlänge von rund 20 Metern. Im Gegensatz dazu kann das Angebot an US-Dollar deutlich ausgeweitet werden. Das hat zur Folge, dass der Goldpreis in der Regel dann steigt, wenn der USDollar fällt. Dieser Zusammenhang darf jedoch nicht mit der Behauptung gleichgesetzt werden, dass Gold vor Inflation schützen würde: „Als Inflationsschutz hat Gold oft enttäuscht. In vielen Jahren haben Anleger nach Abzug der Inflation Minus gemacht“, stellte der Dienstleister „Finanztest“ fest (07/2010). Auch die letzten Jahre waren beispielsweise von einer moderaten Preisentwicklung gekennzeichnet, während die Goldnotierung trotzdem stetig stieg. Alan Greenspan bezeichnete den Goldpreis stattdessen einmal als Thermometer für das Finanzsystem. Folgt man diesem Bild, sind die niedrigen Zinsen sowie eine deutliche Ausweitung der Geldmenge zwar der Nährboden für den kontinuierlichen Preisauftrieb des begehrten Metalls, jedoch nicht dessen Ursache. Letztere ist vielmehr in den weltweiten Ungleichgewichten und der aus dem Ruder gelaufenen Verschuldung zahlreicher Staaten zu suchen. Wie die Gradzahl beim Fieber, die kurzfristig stark ansteigen kann, ist der Goldpreis also ein Maß für die Schwere der Erkrankung. Preis für eine Unze Gold in dieser Woche einen neuen historischen Höchststand erreicht hat, notiert der HUI rund 13% unter seinem Rekordhoch vom April dieses Jahres. Auch auf Sicht der letzten zwölf Monate ist Gold rund doppelt so schnell gestiegen wie der Minenindex: Gold legte um rund 37% zu – der Amex Gold Bugs lediglich um rund 18%. Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch sehen mit Blick auf weitere Parameter, wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis, Goldaktien derzeit sogar im Bereich ihrer historischen Tiefstände (!!)notieren und rechnen mit einer Aufholbewegung. Eine Einschätzung, die auch der Fondsmanager und Goldspezialist Andreas Böger von Absolute Portfolio Management teilt: „Wir denken, dass die makroökonomischen Fundamentaldaten und die Unterbewertung der Minenaktien in den kommenden Monaten zu einer übergreifenden manischen Aufwärtsbewegung führen werden.“ Gold mit Abschlag kaufen Letztere sind momentan besonders interessant, da diese den Aufschwung beim Gold noch nicht nachvollzogen haben (!!). Das zeigt ein Vergleich des Goldpreises mit dem NYSE Arca Gold Bugs Index, der auch unter der Bezeichnung HUI bekannt ist und früher Amex Gold Bugs Index hieß. Während der Seit dem Jahr 2001 befindet sich der Goldpreis in einem stabilen Aufwärtstrend. Anfang August 2001 notierte er bei rund 280 US-Dollar. In den letzten Wochen und Monaten hat das Edelmetall laufend neue Höchststände erklommen und liegt jetzt bei rund 1.664 US-Dollar (Stand 5.8.2011, 14 Uhr). Innerhalb eines Monats stieg der Preis damit um rund 11%, innerhalb der letzten zehn Jahre um fast 600%. Echte Goldminen Neben der günstigen Bewertung sprechen auch fundamentale Faktoren für die Minenbetreiber. So konnten die großen Firmen, wie beispielsweise AngloGold and Barrick Gold, die letzten Lieferkontrakte, die in den Vorjahren zu deutlich niedrigeren Preisen abgeschlossen wurden, bereits 2010 auflösen. Der Goldpreisanstieg wirkt sich daher seit einigen Monaten viel stärker auf die Gewinnentwicklung der Konzerne aus. Betrug die durchschnittliche Bruttomarge bei Goldminenunternehmen im Jahr 2005 nur rund 190 US-Dollar pro Unze, verdreifachte sich diese 2010 auf über 600 US-Dollar. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres lagen die Produktionskosten pro Unze bei AngloGold bei 760 US-Dollar bei einem durchschnittlichen Marktpreis von 1.500 US-Dollar. In der Folge kletterte der Gewinn des drittgrößten Goldproduzenten allein gegenüber dem ersten Quartal um 68%. Trotz der sehr guten Rahmenbedingungen sollte man sich mit den Eigenheiten des Minensektors und den Bewertungsmethoden auskennen, wenn man ein Direktinvestment ins Auge fasst.
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