Austria Börsenbrief Spezial Chancenreiche Aktien 2007 im Small Cap Segment, Teil 5 Recherchiert und analysiert von Dipl.-Kfm., Dipl.-Volksw. Raimund Klapdor am 9. Oktober 2007 Die Aktie der Analytik Jena AG hat sich in den letzten Monaten eher schwach entwickelt. Unseres Erachtens ist dies aufgrund des Verlaufs des operativen Geschäfts jedoch nicht in dem auf dem Kurszettel ablesbaren Maße gerechtfertigt. Wir sehen diese Aktie nach wie vor (besonders auf dem gegenwärtigen Kursniveau) als zu billig an und sehen deutliche Kurspotenziale. Als Belastungsfaktoren für die Aktie dürften sich in den letzten Monaten der starke Dollarkurs und die Tatsache, dass sich offenbar ein Fond von seinen Anteilen getrennt hat, ausgewirkt haben. Ebenfalls scheinen einige Marktteilnehmer mehr von den Zahlen zum 3. Geschäftsquartal erwartet zu haben. Im 3. Geschäftsquartal (bis 30.6.2007) verlief das Projektgeschäft weiter schleppend und hat Verluste geschrieben. Das Instrumentengeschäft verlief jedoch sehr gut und konnte die Schwächen im Projektgeschäft kompensieren, so dass auch im traditionell schwachen dritten Geschäftsjahresquartal insgesamt ein kleiner Periodenüberschuss von 29 TEUR erzielt wurde. Nach den ersten drei Geschäftsquartalen steht ein Periodenergebnis von 1,164 Mio. Euro zu Buche, was einem Gewinn je Aktie von 0,24 Euro entspricht. Die Ziele für das gesamte Geschäftsjahr 2006/07 wurden im 9-Monatsbericht aufrecht erhalten: die Umsätze sollen um 12% auf 75 Mio. Euro steigen und das EBIT ein Plus von 26% auf 3,5 Mio. Euro verzeichnen. Bei diesen anvisierten Zahlen ist zu bedenken, dass hierin Anlaufkosten in Höhe von ca. 1,5 Mio. Euro für den Aufbau einer Tochtergesellschaft in Japan enthalten sind, welche im gerade begonnenen Geschäftsjahr 2007/08 den Break-Even erreichen soll. Im Hintergrundgespräch gewannen wir den Eindruck, dass auch das gerade abgelaufene 4. Geschäftsquartal in der Tendenz ebenfalls durch ein eher schwaches Projektgeschäft und ein starkes Instrumentengeschäft geprägt war. Insgesamt rechnen wir daher damit, dass die Gesamtjahresziele getroffen werden oder nur sehr geringe Abweichungen (nach oben oder unten) von den prognostizierten Zahlen zu erwarten sind. Größere (negative oder positive) Überraschungen erwarten wir hier nicht.
DE0005213508 Analytik Jena AG 9 Monate Hinweis: „Der Verfasser der Analyse legt gemäß § 48f Abs. 5 BörseG offen, dass er selbst an einzelnen Finanzinstrumenten, die Gegenstand der nachfolgenden Analyse sind, ein nennenswertes finanzielles Interesse hat.“ Analytik Jena AG
Sicherlich ist es enttäuschend, dass sich im Projektgeschäft Verzögerungen ergeben haben, so dass die Erwartungen für das Projektgeschäft im Geschäftsjahr 2006/07 offenbar nicht voll erfüllt werden konnten. Unseres Erachtens stehen die Chancen aufgrund hoher Auftragsbestände aber gut, dass sich das Projektgeschäft tatsächlich in den nächsten Quartalen stabilisiert. Bei einem weiter gut laufenden Instrumentengeschäft, welches man bei Analytik Jena sieht und sich reduzierenden Belastungen für die japanische Tochter sind deshalb die Aussichten gut, dass man im Geschäftsjahr 2007/08 einen deutlichen Gewinnsprung sehen wird. Im Instrumentengeschäft sind auch bei leicht steigenden Umsätzen deutlich positive Skaleneffekte wahrscheinlich, was zu starken Steigerungen beim EBIT und Jahresüberschuss führen würde. Weiterhin stimmt uns positiv, dass die fortgesetzte Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Euro die Ertragslage offenbar weniger belastet, als vielfach befürchtet. Wie wir erfuhren, konnten hier viele kleinere Verbesserungen (z.B. vermehrter Einkauf im US$-Raum; „natural hedging“) umgesetzt werden, die die Belastungen durch einen schwachen Dollar spürbar verringert haben. Charttechnisch sieht die Aktie momentan angeschlagen aus. Der mehrjährige Aufwärtstrendkanal wurde Anfang Juli leider nach unten verlassen, nachdem die Aktie seit Anfang des Jahres schon im Großen und Ganzen eher seitwärts tendiert hatte. Allerdings gibt es bei 5,50 Euro eine Unterstützungszone, die Stabilität geben sollte. Als kurzfristiger Risikofaktor könnte sich die Bekanntgabe des Jahresergebnisses erweisen, da das Projektgeschäft im abgelaufenen 4. Quartal die Erwartungen nicht erfüllt haben dürfte. Bewertungstechnisch sehen wir diesen Zusammenhang allerdings bereits im gegenwärtig gedrückten Kursniveau ausreichend eskomptiert, zumal das offenbar stark verlaufende Instrumentengeschäft für Kompensation gesorgt haben dürfte. Trotzdem ist es je nach tatsächlichem Jahresergebnis denkbar, dass der eine oder andere Anleger ob unbefriedigender Zahlen zum Projektgeschäft die Geduld verliert und den Titel auch auf dem gegenwärtigen Bewertungsniveau noch verkauft. Für den fundamental denkenden Investor bietet sich das gegenwärtige Kursniveau unter 6 Euro beim Blick auf die Bewertungsrelationen als langfristige Einstiegs- oder Aufstockungschance an. Laut Bilanz zum 30.06.2007 liegt das Eigenkapital bei 29,1 Mio. - dies ergibt einen Buchwert in Höhe von ca. 6,05 Euro je Aktie, womit die Aktie gegenwärtig unter Buchwert gehandelt wird, obwohl das Geschäft insgesamt profitabel ist. Wird die Jahresprognose beim EBIT ungefähr getroffen, dürfte sich der Buchwert nach unseren Berechnungen zum Geschäftsjahresende (30.9.2007) zudem um weitere 10 – 15 Cent je Aktie verbessert haben. Ebenfalls verfügt Analytik Jena über solide Bilanzrelationen; die Eigenkapitalquote liegt zum 30.6.2007 bei ca. 45%. Neben dieser Solidität in der Substanz wird Analytik Jena auch in der peer group (Cybio, Stratec, m-u-t AG) bezogen auf die Umsatz- und KGV-Bewertung mit Abschlägen gehandelt. Der Bewertungsabschlag ist auch der geringen EBIT-Marge des Konzerns in den letzten Jahren und der Unstetigkeit des Projektgeschäfts geschuldet. Bezüglich des „Sorgenkinds“ Projektgeschäfts steigt nach unseren Informationen der Druck großer Anteilseigner auf die Gesellschaft. So prüft die Gesellschaft inzwischen sehr konkret einige Optionen, sich von dem volatil verlaufenden Projektgeschäft zu trennen. Ein Verkauf hätte aus Aktionärssicht den Vorteil, dass die Ertragslage der Analytik Jena dadurch weniger schwankungsanfällig, besser prognostizierbar und bedeutend höhermargiger würde. Ein Verkauf würde sicherlich den Bedürfnissen vieler Marktteilnehmer nach guter Planbarkeit der Erlöse, der Konzentration auf ein Kerngeschäft und einer attraktiven Margensituation entgegenkommen und könnte dadurch den Auslöser für deutlich höhere Bewertungen der Aktie bilden. Aber auch ohne die „Phantasie“ eines (Teil-)Verkaufs des Projektgeschäfts scheint uns die Aktie inzwischen deutlich unterbewertet, so dass wir insgesamt empfehlen, die Aktie zu halten, bzw. an schwachen Tagen aufzustocken. Vorsichtige Gemüter sollten für eine Aufstockung die Bekanntgabe des Jahresergebnisses abwarten, mit der nach unseren Informationen Ende Oktober/Anfang November gerechnet werden kann.
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