ja, da liegen wir nicht weit auseinander. Ich bin auch kein Fan von Staatbeteiligungen. Aber ich glaube, man muss es dennoch etwas mehr differenzieren:
Die Gehälter der Mitarbeiter sind (zumindest in der Regel) zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer im Kollektivvertrag ausverhandelt. Wünscht man "besonderes Personal", wird man als Arbeitgeber tunlichst noch etwas drauflegen - ich denke, das rechnet sich aber auch. Könnte mir schon vorstellen, dass das bei AT&S bereits der Fall ist und dass man dadurch aber auch besser ausgebildete Mitarbeiter halten kann. Ist ja schon schwierig genug überhaupt ausreichend viel und ausreichend gut ausgebildetes Personal zu bekommen. Vielleicht erhofft man sich bei AT&S (als "NEbeneffekT natürlich nur ...), dass Ausländer-Beschäftigungsbewilligung und Aufenthaltserlaubnis von aus Asien oder Indien kommenden Mitarbeitern bei einer Staatsbeteiligung leichter gehen ?? Wäre ja durchaus denkbar, das hier "Strukturen" nutzbar gemacht werden könnten. Jedenfalls regiert der Staaat bei Gehältern nicht rein.
Die Betriebsvereinbarungen und "wohlerworbenen Rechte" (...) werden hingegen auf betrieblicher Ebene zwischen Betriebsrat und Unternemensleitung ausverhandelt. Keine Frage, da ist es bei VW zu einer ziemlichen Schieflage gekommen. Allerdings muss das nicht zwangsläufig auch bei AT&S so sein - und abgesehen davon, können Betriebsvereinbarngen auch gekündigt werden - das was ins Geld geht, sind ja nicht die "erzwingbaren" Betriebsvereinbarungen. Jedoch: Auch hier regiert der Staat nicht hinein. Das bleibt auf gewerkschaftlicher Ebene.
Was bleibt, sind die von Dir angesprochenen "unternehmerischen" Entscheidungen. Die müsste der Staat als Miteigentümer mittragen. Die könnte er auch mitgestalten. Wobei der Staat mit 25% zwar eine Sperrminorität hätte, nicht aber die Gestaltungshoheit. Was dennoch nicht zu unterschätzen ist, aber noch nicht ganz so dramatisch sein muss.
Eine Staatsbeteiligung KÖNNTE auch den Vorteil haben, dass hier ein signifikanter Miteigentümer vorhanden ist, der nicht unbedingt auf (raschen) Gewinn gerichtete Entscheidungen treffen muss. Speziell dann, wenn es auch um Fragen der Arbeitsplatzsicherung geht (wie der Leobender Bürgermeister meint) oder auch nur um Standortsicherung. DAS könnte gegebenfalls auch von Vorteil sein, denn dann fallen allfällige Heuschreckenphilosophien von großen Fondsgesellschaften weg. Der Staat wird ja wohl auch keine Leerverkäufe tätigen.
Allerdings könnte der Staat allzu riskante Expansionsverschuldungen eindämmen, da man hier ja auch mit Steuergeld unterweg ist. DAS würde der bisherigen Entwicklungstendenz von AT&S - nämlich neue Werke zu bauen, wenn die "alten gerade erst zu produzieren BEGINNEN (oder noch früher) - zuwieder laufen. Soweit es mich betrifft, schwanke ich da etwas, weil ich das auch nicht ganz so schlecht sehe, wenn man mal den Verschuldungsgrad etwas reduziert. Ist aber natürlich in der so stark nach Neuerungen ausgerichteten Branche nicht ganz einfach.
Bisher war's in meiner Beurteilung für den Staat als Eigentümer eigentlich eher positiv - finde ich .... :o)
Allerdings kommt der Staat dann als Aktionär in Bedrängnis, wenn Entscheidungen zum Vorteil des Unternehmens aber zum Nachteil des Staates - oder noch "schlimmer" - der Wähler*innen zu treffen wären. Denken wir mal an Personalreduzierungen, Kündigung von Betriebsvereinbarungen, oder auch - selstam genug - Ausschüttung hoher Dividenden, während die Bevölkerung darunter stöhnt, dass die Abgabenqoute bei Steuern und öffentlichen Abgaben zu hoch ist.
Noch schwieriger wirds, wenn der Staat von einer Regierung gelenkt ist, die mit Vermögensaufbau nicht so ganz auf liebevollem Fuß steht. Die seit Jahren angedachte und versprochene aber nicht umgesetzte Abschaffung der KESt auf Investitionsgewinne (nach einer Haltedauer) z.B. Wie soll sich der Staat und seine im AR entsandten Vertreter denn verhalten, wenn zugleich eine gewisse gesellschaftliche Position des Kapitals sagen wir mal "kritisch beäugt" wird.
Und NICHT zuletzt, hier aber schon: WER wird in den Aufsichtsrat entsandt ? Welche Kompetenzen hat die Person, wem ist sie weisungsgebunden ? wird diese Person gar auch noch Aufsichtsratsvorsitzende(r), angesichts der "relativen" Aktienmehrheit ? Da wäre, ich glaub, Du hast das früher mal geschrieben, ein politischer Versorgungsposten ja schon wieder das kleinere Übel, wenn man davon ausgeht, dass sich diese Person dann auch "vornehm zurückhält". Aber was, wenn es sich um eine politisch überzeugte Person handelt, die das, was zuvor in allen möglichen Sonntags und sonstigen Reden geäußert wurde, nun auf einenmal in einem international agierenden großen Unternehmen umsetzen will ??
Da gefällt mir der Staat im Betrieb weniger.
Insoferne wäre es mir eigentlich am liebsten, es käme gar nicht zu einer KE - schon gar nicht, wenn man nicht wirklich gut verstehen kann, wozu die nötig ist. Aber da bin ich ja eh nicht alleine ....
Folge ich Cicero in einem seiner letzten Postings, dann sind 303 bis 485 Mio Euro eine Menge Geld. Wenn damit aber der Umsatz um JÄHRLICH eine Mrd. steigt, dann sehe ich diesen Betrag schon etwas "kleiner" (auch wenn ich dss gerne auf meinem Konto hätte ..... :o) Und ebenso verkleinert sich die Notwendigkeit zur KE. Allerdings rechnet Cicero auch mit 25 % für die ÖBAG - es könnte ja auch 50 % (insgesamt) werden. Dann hat man schon etwas mehr frisches Geld im Spiel. Wie schon so oft und von so vielen hier im Forum geäußert - es gehört endlich klargemacht, wofür das Geld gebraucht wird.
Für mich bleibt es dabei: Am liebsten ohne Staat und auch ohne sonst wem. Aber wenn schon wer, dann muss der Staat nicht per se die schlimmste Lösung sein.
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