HANDELSBLATT, Montag, 2. April 2007, 11:45 Uhr Insider-Barometer
Dax-Manager greifen bei Aktien zu Von Christian Schnell
Den Kleinanlegern stecken die jüngsten Kursrückschläge an den Börsen der Welt noch in den Knochen. Nur zaghaft kaufen sie wieder zu. Die Manager der Dax-Konzerne sind da schon mutiger, wie das Insider-Barometer zeigt. Vorboten einer neuen Rally oder nur ein Strohfeuer?
Das Insider-Barometer wird monatlich erstellt. Grafik: Handelsblatt FRANKFURT. Die Kauflaune, die Top-Manager der größten deutschen Aktiengesellschaften in den letzten zwei Wochen gezeigt haben, signalisiert für Deutschlands wichtigstes Börsenbarometer weiteres Aufwärtspotenzial. Das zeigen die jüngsten Daten des Insider-Barometers, das das Forschungsinstitut für Asset Management (Fifam) an der RWTH Aachen zusammen mit Commerzbank Private Banking berechnet. Hier gehen die Aktienkäufe und -verkäufe von Vorständen, Aufsichtsräten und deren Angehörigen am eigenen Unternehmen aus den 160 Unternehmen des Deutschen Aktienindex (Dax), des MDax, TecDax und SDax ein.
Von den fünf jüngsten Top-Käufen betreffen vier Dax-Konzerne. Das gab es so seit der ersten Veröffentlichung des Insider-Barometers im Handelsblatt vor zehn Monaten noch nie. „Damit setzen die Dax-Manager ein eindeutiges Signal, dass sie trotz des jüngsten Kursanstiegs das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sehen“, sagt Fifam-Experte Olaf Stotz.
Aktienkäufen von Dax-Managern kommt gewöhnlich große Beachtung zu, weil diese Gruppe in der Regel bereits über Optionsprogramme bestens mit Papieren ihres Unternehmens versorgt ist. Wenn sie trotzdem über die Börse weitere Aktien zukaufen, gilt dies als besonders positives Indiz. Schließlich sind sie weit näher an Unternehmensdaten dran als gewöhnliche Aktionäre, so die Begründung.
Anleger können es jedoch den Insidern nachtun, indem sie ebenfalls diese Papiere ordern. Ein Renditeplus von vier Prozent ist möglich, wenn dies innerhalb von 25 Tagen nach Veröffentlichung des Insider-Geschäfts geschieht; das haben die Fifam-Experten berechnet. Bei den vier Dax-Werten ist eine solche Strategie nach Ansicht von Analysten zwar mit fundamentalen Daten unterfüttert. Um von Kursgewinnen zu profitieren, sollten Anleger jedoch langfristig orientiert sein, lautet der Expertenrat.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Welche Manager zuschlagen.
Insider sehen neues Kurspotential. Angaben in Punkten. Grafik: Handelsblatt So beispielsweise bei der Münchener Rück, wo vor zwei Wochen bereits vier Vorstände und ein Aufsichtsrat Aktien orderten. Nun folgten Vorstand Jörg Schneider und Aufsichtsrat Hans Jürgen Schinzler. Die Analysten von Commerzbank Private Banking sehen die Aktie zwar als attraktives Investment, beurteilen sie aber nur mit „halten“. Im Branchenvergleich trauen sie ihr nur eine durchschnittliche Entwicklung zu.
Gleiches gilt beim Reisekonzern Tui und dem Chemieriesen BASF. Bei Tui schließen sie „negative Überraschungen“ aus dem Kauf des Wettbewerbers First Choice nicht aus, bei BASF glauben sie, dass der Chemiezyklus sehr weit fortgeschritten ist. Auch wer beim Versorger Eon wegen der Käufe zweier Vorstände auf den schnellen Euro hofft, liegt womöglich falsch. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie gerade von ihrer Empfehlungsliste genommen. Die geplante Endesa-Übernahme könnte sich weiter schwierig gestalten, hieß es.
Auffällig sind auch die Top-Verkäufe, wo sich einige zuletzt sehr gut gelaufene Werte aus dem Technologie-Index TecDax wie Solarworld, Aixtron und Conergy finden. Den auffälligsten Verkauf mit fast 32 Mill. Euro gab es bei Solarworld, wo sich Gesellschafter Eifelstrom am 15. März außerhalb der Börse von einem Paket trennte. Ein guter Zeitpunkt, wie sich im Nachhinein herausstellte. Am letzten Donnerstag überraschte Solarworld die Börsianer mit einem überraschend schwachen Ausblick für 2007. Die Analysten der WestLB haben die Aktie danach auf „halten“ zurückgestuft. Auch beim Spezialmaschinenbauer Aixtron überrascht der Verkauf durch eine dem Aufsichtsrat Holger Jürgensen nahe stehende Gesellschaft nicht. Hat doch die Aixtron-Aktie seit Jahresanfang über 50 Prozent an Wert gewonnen.
|