Im Alltag in seinem Heimatdorf in der Provinz Zabul kann er das virtuelle Vermögen allerdings nicht nutzen. Lebensmittel und alle Waren des täglichen Bedarfs werden hier ausschließlich für Bargeld verkauft. Ein Umtausch von Kryptowährungen in Afghani oder Dollar ist in der abgelegenen Region kaum möglich. So ist er, trotz erklecklichen Gewinnen aus seinen Kryptohandelsaktivitäten, darauf angewiesen, sich unter anderem mit Baujobs Bargeld zu verdienen. Auch umgekehrt ist es für die meisten Afghanen kaum möglich, ihr Barvermögen im Land in Kryptowährungen umzutauschen. So könnten sie es vor einem drohenden Wertverlust des Afghani schützen.
Hawala-Banker tauschen Krypto- in lokale Währung um
Schilderungen von Afghanen auf Twitter zufolge bieten in Kabul erste Geldtransfer-Büros, die mit dem traditionellen Hawala-System arbeiten, an, Bitcoin-Transfers aus dem Ausland in lokaler Währung auszuzahlen. Wie in vielen armen Ländern spielen Geldüberweisungen von Auslandsafghanen in der Heimat eine wichtige Rolle für viele von deren Familien in der Heimat. Doch Filialen internationaler Unternehmen wie Western Union im Land sind ebenso wie die meisten Banken geschlossen.
Ob die Rolle von Kryptowährungen in Afghanistan unter den Taliban weiter wächst, ist kaum abzusehen. Unklar ist überhaupt, wie viel Kontrolle die neuen Herrscher überhaupt über die Wirtschaft und das Finanzsystem erlangen können. Aktuell versuchen die Islamisten alles, um die internationale Gemeinschaft und vor allem die USA zu überzeugen, Afghanistan weiter finanziell zu unterstützen und nicht vom globalen Finanzsystem abzuhängen. In den sozialen Netzwerken fordern einige ihrer Anhänger allerdings bereits lautstark, eine auf Bitcoin basierende Währung als Alternative zum teuflischen Dollar zu schaffen.
Der Beitrag ist zuerst erschienen auf ntv.de
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