Koo ist Pragmatiker, der bei Bedarf auch auf keynesianische Geldtheorie zurückgreift. Er sagt: QE kann in einer echten Rezession überhaupt nur dann Wirkung entfalten, wenn es ergänzend zum Deficitspending hinzutritt. Letzteres ist das kausale und kann nicht geldpolitisch ersetzt werden. Er begründet das aus keynesianisch: Wenn der eine sparen muss oder will, muss ein anderer identisch in den Kredit, damit er das auch kann. Eben deshalb billigt er QE1 auch einen begrenzten Erfolg zu, weil diese erste QE-Runde im Gegensatz zu Draghis Nullnummern die dramatische Eskalation des amerikanischen Budgetdeficits lediglich monetär komplett machte.
Postkeynesianer kritisieren diesen Ansatz, weil der die Behauptung unterstellt, dass die Ausweitung des öffentlichen Defizits im Kontext einer echten Rezession eine Sache diskretionärer Entscheidungen sei. Was sie natürlich nicht ist, denn der Staat geht dann natürlich bereits deshalb in Kredit, weil seine eigenen Einnahmen erodieren. Senkt er daraufhin trotzdem sein Spending, weil es ihm wie im Fall von Griechenland aufgenötigt wurde, steigen - wie man ja auch sah - seine Schulden nur um so mehr, weil er damit die eigene Steuerbasis vollends ruiniert. Ein Amokprogramm also, freiwillig macht das seit Brüning niemand mehr.
Aggregate Demand beschreibt auch keinen keynes'schen Stimulus, sondern ist das englische Wort für die gesamtgesellschaftliche Nachfrage. Für Keynesianer und Postkeynesianer ist das die kausale Funktion in einer Volkswirtschaft, im Gegensatz zum 'Angebot' der Neoklassischen. Keynes und mehr noch die Postkeynesianer halten den homoöconomicus für einen zutiefst irrationalen Zeitgenossen, getrieben von Ängsten und Gier, ohne blassen Schimmer von der Zukunft und deswegen allzeit bereit, 'Minskymomente' zu produzieren. Deshalb braucht es auch aus ihrer Sicht einen antizyklischen Counterpart in der öffentlichen Hand, um die Krisen, die der homo periodisch von Zaun bricht, wieder einfangen zu können. Ein Pragmatiker wie Koo kann damit natürlich wenig anfangen. Links ist daran gar nichts.
-----------
seeing well in the dark is the major function of an owl's eyes