comdirectDi, 06.03.1208:48 SINGULUS will mit neuer Anleihe die künftige Wachstumsstrategie finanzieren, Dr. Rinck im exklusiven Interview Kahl (www.aktiencheck.de) - Die SINGULUS TECHNOLOGIES Aktiengesellschaft (ISIN DE0007238909/ WKN 723890) aus Kahl am Main gilt als Weltmarktführer für die Herstellung von Maschinen und Anlagen für optische Speichermedien wie zum Beispiel Blu-rays. Mit dem Kauf von STANGL Mitte 2007 betrat SINGULUS TECHNOLOGIES zudem erfolgreich den Wachstumsmarkt Solar. Derzeit baut die Firma die Aktivitäten in den Segmenten Solar und Optical Disc weiter aus. Ziel ist es, sich in der Silizium- und Dünnschicht-Solartechnik an führender Stelle als Maschinenlieferant sowie als Entwicklungspartner für neue Zellkonzepte zu positionieren und die Technologieführerschaft im Optical Disc Bereich auszuweiten.
Um diese Ziele zu erreichen und die künftige Wachstumsstrategie umzusetzen, begibt die SINGULUS TECHNOLOGIES AG nun eine Anleihe (ISIN DE000A1MASJ4/ WKN A1MASJ) mit einem Emissionsvolumen von bis zu 60 Mio. Euro. Die Anleihe ist mit einem jährlichen Kupon von 7,75% ausgestattet und verfügt über eine anlegerfreundliche Stückelung von 1.000 Euro. Die Anleihe kann vom 12. bis zum 20. März gezeichnet werden und läuft fünf Jahre bis zum 22.03.2017.
aktiencheck.de führte ein Interview mit Dr.-Ing. Stefan Rinck, Vorsitzender des Vorstands der SINGULUS TECHNOLOGIES AG:
aktiencheck.de: Guten Tag, Herr Dr. Rinck. SINGULUS TECHNOLOGIES gilt als Weltmarktführer für die Herstellung von Maschinen und Anlagen für optische Speichermedien wie zum Beispiel Blu-rays. Die Geschäfte liefen jahrelang sehr schleppend, doch zuletzt wurden mehr und mehr Anlagen aus Ihrem Haus geordert. So haben Sie für 2011 Bestellungen für 40 bis 50 Maschinen erwartet, nach 30 im Vorjahr. Womit begründen Sie diese Entwicklung und rechnen Sie damit, dass diese nachhaltig ist? Teilen Sie auch die Ansicht einiger Marktbeobachter, dass die "CD tot sei"?
Stefan Rinck: Die CD ist sicher nicht ganz tot. Auch die DVD lebt noch ganz gut. Es werden noch sehr viele Filme auf DVD verkauft. Aber die Blu-ray Disc ist natürlich das Format der Zukunft.
Die Probleme von SINGULUS waren u.a. auf den langen Kampf der beiden Formate HD DVD und Blu-ray zurückzuführen. Eine Gruppierung unter Toshiba wollte die HD DVD mit 30 GB Speichervolumen und ein Konsortium um Sony, die Blu-ray Association, wollte die Blu-ray Disc mit 50 GB in den Markt einführen. Erst nach mehreren Jahren fiel die Entscheidung Anfang 2008 zugunsten Blu-ray, dem Format mit dem größeren Speichervolumen. Das größte Hollywoodstudio Warner Bros hatte sich während einer großen Elektronikmesse im Januar 2008 zugunsten des Blu-ray Formats entschieden. Erst 2009 wurden aber die Blu-ray Player so preiswert, dass immer mehr Konsumenten die Geräte gekauft haben. 2010 war dann das eigentliche Startjahr der Blu-ray. Unsere Prognose für die Lieferung von Blu-ray Anlagen lag für 2011 bei 40 bis 50 Anlagen. Wir haben über 45 Anlagen 2011 geliefert und als Umsatz realisiert. Wir glauben hier an einen nachhaltigen positiven Trend für mehrere Jahre.
aktiencheck.de: Die Akzeptanz der Blu-rays und der steigende Bedarf nach immer besseren Speicherlösungen der Unterhaltungsindustrie, inzwischen auch in Europa, werden auch durch die im Februar publizierten Vorabzahlen für 2011 untermauert. Denn das erste Mal seit Jahren wurde wieder ein Gewinn ausgewiesen. Hat SINGULUS damit nun endlich die lang ersehnte Trendwende vollzogen?
Stefan Rinck: Wir haben am 08. Februar unsere vorläufigen Jahreszahlen veröffentlicht. Sie wurden überwiegend positiv aufgenommen. Nach vorläufigen Zahlen hat SINGULUS im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz in Höhe von ca. 160 Mio. Euro (+ 34%) erzielt und liegt damit deutlich über den Zahlen des Jahres 2010 von 120,1 Mio. Euro. Mit einem positiven EBIT für das Gesamtjahr 2011 hat SINGULUS damit den angekündigten Turnaround geschafft. Der Auftragseingang für 2011 übertraf mit 151,5 Mio. Euro um 18% ebenfalls den Vorjahreswert von 128,2 Mio. Euro.
aktiencheck.de: 2007 haben Sie STANGL erworben und damit den Solarmarkt betreten. Der Solarbereich hat zuletzt dreistellige Wachstumsraten aufgewiesen, wenn auch auf - noch - niedrigem Niveau. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg und wie beurteilen Sie die weiteren Perspektive für diesen noch jungen Geschäftsbereich?
Stefan Rinck: Die Aktivitäten im Solar Segment haben sich trotz aller Marktunsicherheiten positiv weiterentwickelt. Das im Bereich optischer Speichermedien erworbene Know-how in der Vakuumbeschichtung, der Automatisierung und Prozessintegration wird von unseren Ingenieuren zur Entwicklung neuer, effizienter Solarproduktionsanlagen genutzt. Hiermit etablieren wir uns als Maschinenlieferant, aber auch zunehmend als Entwicklungspartner für hochleistungsfähige Solarzellen. Gerade bei SINGULUS in Kahl haben wir neue Anlagen für die Solarzellenproduktion entwickelt und in den Markt eingeführt. Mit neuen Anlagenkonzepten und innovativen Prozessen ermöglicht SINGULUS so die Weiterentwicklung der Solartechnik und damit eine nachhaltige Energieversorgung für kommende Generationen.
aktiencheck.de: Des einen Freud ist des anderen Leid. Kaum eine andere Branche leidet derzeit so stark unter Überkapazitäten und Preisdruck wie die Solarbranche. Mit Ihrer neuen Prozessanlage zur Vakuumbeschichtung von CIGS/CIS-Dünnschicht-Solarzellen scheinen Sie den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Denn viele Dünnschichthersteller sehen sich gezwungen, aufgrund des enormen Preisdrucks die Effizienz zu erhöhen. Welche Forschungsprojekte in diese Richtung werden aktuell geführt und wann ist diesbezüglich mit weiteren Neuigkeiten zu rechnen?
Stefan Rinck: Wir sind an einer ganzen Reihe von Neuentwicklungen. U.a. arbeiten wir an einem Projekt "CIS-Clustertool" zur Erforschung neuer Herstellungsverfahren und zur Wirkungsgradsteigerung von CIS-Dünnschichtphotovoltaik-Modulen in Zusammenarbeit der Unternehmen AVANCIS GmbH & Co. KG, SINGULUS TECHNOLOGIES AG, HERAEUS Noblelight GmbH und dem IfG Institute for Scientific Instruments GmbH. Im Herbst haben wir einen Auftrag für die Entwicklung und den Bau einer neuen Kathodenzerstäubungsanlage für CIS-Dünnschichtmodule aus Asien erhalten. Vor Kurzem konnten wir ein weiteres neues Projekt für CIS als Auftrag verbuchen. Wie Sie sehen, eine ganze Reihe von neuen Projekten.
aktiencheck.de: Apropos Forschungsprojekte: Gibt es Neuigkeiten zum spannenden Markt der MRAM-Speicher? Zum Hintergrund: Die MRAM-Speicher-Technologie verliert gegenüber herkömmlichen Technologien die gespeicherte Information im spannungslosen Zustand nicht und zudem wird weniger Energie verbraucht. Darüber hinaus werden alle gängigen Speicher in Lese- und Schreibgeschwindigkeit sowie in der Speicherdichte übertroffen.
Stefan Rinck: Wir haben ja bereits vor Jahren eine Vakuum-Beschichtungsanlage mit dem Produktnamen TIMARIS entwickelt und inzwischen acht dieser Systeme gebaut und geliefert. Wir haben einen deutlichen Entwicklungsvorsprung und international gibt es nur einen Mitbewerber.
aktiencheck.de: Ende Februar wurde bekannt, dass die SINGULUS TECHNOLOGIES AG nun eine Anleihe im Volumen von bis zu 60 Mio. Euro begeben will. Können Sie kurz erklären, warum Sie sich für diese Art der Finanzierungsform entschieden haben?
Stefan Rinck: Eine Unternehmensanleihe ist für Mittelständler ein geeignetes Mittel, um Wachstums zu finanzieren. Die Börsen haben das als Chance erkannt und den Weg geebnet, um Anleihen aufzulegen. Solche Anleihen sind auch für den privaten Anleger einfach zugänglich und begehrt.
aktiencheck.de: Haben Sie bei der Ausgestaltung der neuen Anleihe, die Stückelung liegt bei 1.000 Euro und der Kupon bei 7,75%, bevorzugt institutionelle Investoren, Privatanleger oder eine Mischung aus beiden ansprechen wollen?
Stefan Rinck: Wir bieten unsere Anleihe beiden Zielgruppen an. Ab dem 12. März können auch Privatanleger zeichnen. Sie müssen nur bei ihrer Hausbank oder bei ihrer Depotbank die Anleihe zeichnen und die ISIN / WKN: DE000A1MASJ4 / A1MASJ nennen.
aktiencheck.de: Eine vollständige Zeichnung unterstellt, besteht in absehbarer Zeit weiterer Kapitalbedarf?
Stefan Rinck: Aus unserer Sicht nicht. Wir sind ja nahezu schuldenfrei und wollen unser Wachstum finanzieren.
aktiencheck.de: Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Wie schätzen Sie die zu erwartende Umsatz- und Gewinnentwicklung Ihres Unternehmens für diesen Zeitraum ein?
Stefan Rinck: Genaues ist natürlich schwer zu sagen. Wir sind aber ganz optimistisch für die Zukunft.
aktiencheck.de: Wie ist die Anleihe besichert und gibt es eine Step-up bzw. Step-down-Klausel?
Stefan Rinck: Die Schuldverschreibungen begründen nicht nachrangige, nicht besicherte Verbindlichkeiten der Emittentin, die untereinander und mit allen anderen nicht besicherten und nicht nachrangigen Verbindlichkeiten der Emittentin gleichrangig sind, soweit diesen Verbindlichkeiten nicht durch zwingende gesetzliche Bestimmungen ein Vorrang eingeräumt sind.
aktiencheck.de: Vielen Dank für dieses Interview, Herr Dr. Rinck. (06.03.2012/ac/n/t)
Quelle: Finanzen.net / Aktiencheck.de AG
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