Dauerhaft Tickets ab 29 Euro bei Fahrten durch ganz Deutschland verspricht die Deutsche Bahn mit ihrem neuen Angebot "Dauer-Spezial" - theoretisch. Doch für viele Reisende bedeutet das nach Einschätzung der "Stiftung Warentest" nicht zwingend günstigere Preise. In der Bahn-Realität wird man laut dem Magazin teilweise mit anderen Angeboten sogar günstiger fahren können. Vor allem der Wegfall des "Surf&Rail"-Angebots werde echte Schnäppchenjäger ärgern. Bahnsprecherin Daniela Bals räumte ein, dass es Fälle gebe, in denen andere Tarif-Kombinationen unter umständen günstiger seien als der "Dauer-Spezial"-Tarif. Man biete jedoch "viele Fahrten zu 29 Euro" an. Fahrgäste hätten außerdem deutschlandweit größere Chancen, an ein günstiges Ticket zu kommen.
So früh wie möglich buchen "Stiftung Warentest" sieht in der Verteilung der günstigen Tickets eine mögliche Ungerechtigkeit. Da die Bahn in stark ausgelasteten Zügen auch weniger günstige Tickets anbietet, würden beispielsweise Hin- und Rückfahrt von München nach Rostock anstatt 58 Euro auch im Tarif "Dauer-Spezial" häufig 138 Euro (69 Euro pro Fahrt) kosten. Kombiniert man jedoch den Tarif "Sparpreis 50" mit einer "Bahncard 25", zahlt man für Hin- und Rückfahrt gerade mal 89,20 Euro. So ist also ein bereits bestehender Sparpreis in Einzelfällen günstiger als das Angebot "Dauer-Spezial" - vergleichen lohnt sich also. Für die besten Chancen auf ein Sparticket geben "Stiftung Warentest" und Bahnsprecherin Bals einen einheitlichen Tipp: Fahrgäste sollten so früh wie möglich buchen, Fahrkarten können bis zu drei Monate vor Fahrtantritt gelöst werden. Bals ergänzte, dass man die Hauptreisetage Freitag und Sonntag wenn möglich meiden sollte. Dann seien die Chancen auf ein Sonderangebot größer. Zugleich verteidigte sie die Verteilung der Kontingente nach Auslastung der Züge. Es könne "nicht im Interesse der Kunden sein, einen stark nachgefragten Zug noch stärker zu bewerben". Es bestehe die Gefahr, dass die Züge überbucht würden und nicht jeder Gast einen Sitzplatz bekäme. Für Schnäppchenjäger trotzdem ärgerlich: Bei einer Testbuchung für die Strecke Frankfurt nach Berlin an einem Freitag war mindestens für die nächsten drei Wochen kein "Dauer-Spezial"-Ticket zu bekommen, auch nicht für 69 Euro pro Strecke.
Ausgemustertes "Surf&Rail": Günstiger, aber weniger Strecken Wer spontan und sehr günstig verreisen wollte, konnte in der Zeit vor "Dauer-Spezial" auf das "Surf&Rail"-Ticket zurückgreifen. Das Angebot war nur im Internet buchbar und bot dafür auf 15 ausgewählten Strecken jede Woche unschlagbar günstige Preise. Für 29 bzw. 59 Euro bekam man auf den Wahlstrecken Hin- und Rückfahrt. Selbst im günstigsten "Dauer-Spezial"-Tarif kosten Hin- und Rückfahrt schon 58 Euro. Und ob man diese günstigen Tarife eine Woche vor Fahrtbeginn noch buchen kann, dürfte oft fraglich sein. Bals nennt den Tarif-Vergleich von "Surf&Rail" und "Dauer-Spezial" einen Vergleich von "Äpfeln mit Birnen". Schließlich bringe das Gästen nichts, die nicht auf einer "Surf&Rail"-Strecke unterwegs seien. Von der anderen Seite betrachtet bleibt aber Fakt: So günstig und kurzfristig wie mit "Surf&Rail" geht es mit "Dauer-Spezial" nicht auf die Schiene.
Kinderunfreundliches "Dauer-Spezial"? "Stiftung Warentest" bemängelt zudem, dass "Dauer-Spezial" auch einzelne Aktionen wie das "Frühlings-" oder "Sommer-Spezial" ersetze - und zudem bis zu 20 Euro teurer sei. Beim letzten "Frühlings-Spezial" kosteten die günstigen Tickets 29 oder 49 Euro pro Strecke, bei "Dauer-Spezial" werden Preise bis 69 Euro fällig. Außerdem scheint der "Dauer-Spezial"-Tarif vor allem für Familien eher ungeeignet. Kinder, die älter als sechs Jahre sind brauchen ein eigenes Ticket - auch in Begleitung der Eltern. Bei allen anderen Angeboten ist die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren im Preis inbegriffen, wenn sie in Begleitung der Eltern unterwegs sind. Das galt auch für die günstigen "Surf&Rail"-Tickets. Bals betonte allerdings, dass auch bei früheren Aktionen wie dem "Frühlings-Spezial" Kinder ab sechs Jahren ein eigenes Ticket benötigt hätten. Durch die eingeschränkte Kindermitnahme bei "Dauer-Spezial" kann für Familien der "Sparpreis 50" oder "Sparpreis 25" die günstigere Alternative sein.
Fazit Insgesamt werden sich Bahnfahrer vermutlich noch früher festlegen müssen, wenn sie günstig mit dem Zug reisen möchten. Zwar ist die Zahl der für "Dauer-Spezial" zur Verfügung gestellten Tickets mit 750.000 pro Monat relativ hoch, verglichen mit etwa 80.000 "Surf&Rail"-Tickets pro Monat. Doch gerade auf stark nachgefragten Strecken und an Hauptreisetagen dürfte es schwierig bis unmöglich sein, kurzfristig an die günstigsten Tickets zum Spartarif von 29 Euro zu kommen. Zudem können Aufschläge fällig werden: Wer sich am Schalter beraten lässt, zahlt fünf Euro pro Strecke extra. Bei der Mitfahrt in reservierungspflichtigen Zügen oder im Liege- oder Schlafwagen kommen die entsprechenden Aufschläge zum "Dauer-Spezial"-Preis hinzu. Profitieren vom neuen Angebot könnten dagegen Passagiere auf exotischeren Strecken. Insgesamt gilt: Es gibt mehr günstige Tickets für ganz Deutschland. Aber günstiger fuhr man mit "Surf&Rail". mro
Und am besten auf den ICE verzichten,wenn keine 29€-Tikets mehr verfügbar!!!!
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