(Ist zwar schon etwas her, aber es bewahrheitet sich jetzt!)
KAUF NICHT IRGENDWAS WCM RELOADED Mittwoch, 17.12.2014, 00:00
Er will es noch mal wissen: WCM-Großaktionär Karl Ehlerding möchte zusammen mit Neu-Vorstand Stavros Efremidis den ehemaligen Börsenstar wiederbeleben. Im MONEY-Interview erläutern beide ihre Pläne und sagen, was die Aktionäre künftig erwarten können
FOCUS-MONEY: Sie wollen WCM wieder als Immobiliengesellschaft am Markt und an der Börse etablieren und haben jetzt für 81 Millionen Euro das erste Gewerbe-Portfolio gekauft. Kommen Sie nicht reichlich spät? Der Immobilienmarkt gilt als teils deutlich überhitzt.
Karl Ehlerding: Ich bin überzeugt, dass wir zum richtigen Zeitpunkt kommen. Überhitzungstendenzen sehe ich am Wohnungsmarkt. Hier gibt es in Deutschland immer weniger große, freie Bestände. Deshalb bevorzugen wir als Immobilienprofis, die in beiden Segmenten zu Hause sind, jetzt Gewerbeobjekte.
Stavros Efremidis: Bei Gewerbeimmobilien bieten sich noch sehr viele Opportunitäten mit guten Preisen und attraktiven Renditen. Hier kommen uns unser über Jahrzehnte aufgebautes Netzwerk und unsere Erfahrung sehr zugute. Profitables Wachstum können wir.
Ehlerding: Das erste Portfolio mit 81 Millionen ist nur ein Klacks gegenüber dem, was möglich ist. Wir haben eine volle Pipeline, und die werden wir Stück für Stück anzapfen.
MONEY: Es hat aber rund ein Jahr gedauert von der ersten Ankündigung bis zum ersten Deal.
Ehlerding: Wir mussten unser Haus finanziell und rechtlich zuerst auf ein festes Fundament stellen. Das ist inzwischen geschehen. Die Statik ist da, das Fundemant steht stabil. Darauf können wir jetzt zügig aufbauen.
MONEY: Und was soll die volle Pipeline hergeben?
Efremidis: Wir streben einen Immobilienbestand von einer Milliarde Euro auf mittlere Frist an. Schon 2015 wollen wir weitere großvolumige Transaktionen für WCM realisieren.
MONEY: Expandieren kostet Geld. Heißt das, dass die Aktionäre, wie derzeit, über Kapitalerhöhungen häufiger frische Mittel einschießen müssen?
Efremidis: Nachhaltig wachsen funktioniert ohne Eigenkapital nun mal nicht. Wir können neue Objekte aber auch mit eigenen Aktien bezahlen. Immerhin verfügt WCM über ein genehmigtes Kapital von 144 Millionen Euro, das Zehnfache des Grundkapitals. Für den aktuellen Deal - vier Gewerbeobjekte in Frankfurt, Düsseldorf, Bonn und Bremerhaven - haben wir erst einen kleinen Teil davon verbraucht.
Ehlerding: Rund 124 Millionen Aktien können wir also noch drei Jahre lang als Akquisitionswährung einsetzen. So lange läuft das genehmigte Kapital. Das PortfolioObjekt in Bremerhaven wurde mit 4,9 Millionen eigenen Aktien bezahlt. Die Verkäufer haben dabei einen Verrechnungspreis von 2,70 Euro je Aktie akzeptiert - fast 40 Prozent über dem Börsenkurs zum Kaufzeitpunkt. Und ähnliche Dealstrukturen, bei denen sich der Wert der Währung Aktie am inneren Wert unseres Unternehmens orientiert, streben wir auch künftig an.
Efremidis: Auch eine neue Barkapitalerhöhung rechnet sich für uns daher erst bei höheren Börsenkursen. Sonst würde das zu teuer.
MONEY: Das heißt, WCM will weiter Geld von den Aktionären. Auf Dividende müssen die dann noch lange warten.
Efremidis: Das sehe ich nicht so. Wir wollen WCM am Markt nachhaltig als Dividendentitel positionieren. Das sind wir unseren Aktionären schuldig, und dafür sind wir durch unsere Verlustvorträge und unser positives steuerliches Einlagenkonto prädestiniert. Wir können insgesamt eine Milliarde Euro an Dividenden steuerfrei ausschütten.
Ehlerding: Ich spreche an dieser Stelle aus Sicht der Aktionäre, welche die Immobilie in Bremerhaven jetzt in die WCM eingebracht haben und die dafür auf Mieteinnahmen verzichten. Als Kompensation dafür erwarten diese Aktionäre - zu denen meine Familie zählt - Ausschüttungen von Dividenden. Und das bereits für das Geschäftsjahr 2015. Die Erwartungen dieser Aktionäre gehen im ersten Schritt in Richtung von zehn Cent je Aktie.
MONEY: Das wäre bei den aktuellen Kursen ein Wort, auch wenn die Ausschüttung erst im Frühjahr 2016 erfolgt.
Ehlerding: Wir würden damit über mehr als sechs Prozent Dividendenrendite reden. Nach Steuern. Damit könnte WCM zu einem Dividendenkönig am deutschen Aktienmarkt werden.
Efremidis: Um das nötige Geld dafür zu haben, wollen wir so schnell wie möglich einen stetigen Cashflow generieren. Dabei planen wir, zweigleisig zu fahren: zum einen als Bestandshalter von Gewerbeobjekten, um sichere Mieteinnahmen zu erzielen. Wir werden aber auch Immobilien erwerben, um sie bei sich bietenden Chancen wieder zu veräußern.
MONEY: Klingt einfach. Aber wie wollen Sie das bei dem schwierigen Markt erreichen?
Efremidis: Wir konzentrieren uns auf große Ballungsgebiete. Dort kaufen wir zum einen Core-Plus-Immobilien. In Frankfurt besitzen wir zum Beispiel den General Electric (GE) Tower mit GE als langfristigem Hauptmieter. In Düsseldorf ist es das Land Nordrhein-Westfalen.
MONEY: Das bringt sichere, aber keine übermäßigen Renditen mehr. Reicht das?
Efremidis: Das allein ist bereits sehr komfortabel. Wir haben zum Beispiel die aktuellen Projekte mit gut sieben Prozent Rendite erworben. Und wir zahlen für die Bankfinanzierung nur etwa zwei Prozent. Zusätzlich wollen wir Mehrwert mit Value-add-Objekten schaffen und Opportunitäten nutzen. Diese Immobilien sind in der Regel etwas älter, haben weniger langfristige Mietverträge und einen höheren Leerstand. Hier können wir Wertsteigerungen erzielen. Auf dem Wohnungssektor haben wir das bei der Kommunalen Wohnen AG, bei der ich lange Vorstand war, mit Erfolg praktiziert. Und glauben Sie mir: Die Expertise ist da, auch unser Team steht.
MONEY: Herr Ehlerding, WCM war in den 90er-Jahren eine große Erfolgsgeschichte, seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts dann praktisch tot. Warum versuchen Sie es jetzt noch einmal?
Ehlerding: Sie sagen es, WCM war über lange Jahre ein strahlender Stern am deutschen Aktienmarkt. Unsere Immobilieninvestments haben WCM groß und belegbar erfolgreich gemacht. Turbulenzen im übrigen Beteiligungsportfolio führten dann zum Niedergang. Wir wollen jetzt auch wegen unserer 26 000 Aktionäre wieder an alte Erfolge auf unserem ureigenen Spielfeld, den Immobilien, anknüpfen. Und letztlich geht es mir auch - das gebe ich zu - um meine Reputation.
Dieser Artikel stammt aus dem FOCUS-MONEY Magazin, Ausgabe Nr.1, 2015Inhaltsangabe Nr.1Magazin-Archiv
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