Drägerwerk profitiert vom Kampf gegen Schweinegrippe - Ziel erhöht
dpa-afx LÜBECK. Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Hersteller Drägerwerk hat im dritten Jahresviertel auch dank der hohen Nachfrage nach Beatmungsgeräten wegen der Schweingrippe seinen Gewinn gesteigert. Zudem begann das kürzlich aufgelegte Sparprogramm zu greifen. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr hob Drägerwerk am Donnerstag leicht an. Mit seinen Zahlen übertraf die im TecDax notierte Gesellschaft zum Teil deutlich die Schätzungen der Analysten. Der Überschuss habe sich von Juli bis September auf 3,7 (Vorjahr: 1,8) Mill. Euro mehr als verdoppelt, teilte Drägerwerk in Lübeck mit.
"Wir haben die Talsohle durchschritten", sagte Unternehmenschef Stefan Dräger während einer Telefonkonferenz mit Analysten. Eine Prognose für das kommende Jahr wollte er für sein Unternehmen zwar nicht geben, er erwartet aber ein Marktwachstum im einstelligen Bereich in beiden Sparten. Dabei geht Dräger von unterschiedlichen Entwicklungen in den Regionen aus: Es werde zweistellige Zuwächse, aber auch Rückgänge geben.
Die Aktie legte bis zum frühen Nachmittag bei einem etwas festeren Gesamtmarkt um 7,89 Prozent auf 30,75 Euro zu und führte damit den TecDax an. Analyst Ludger Mues von Sal. Oppenheim wertete die Zahlen als "leicht positiv". Er verwies auf die Aussagen des Unternehmens, wonach der Tiefpunkt zwar überstanden sein dürfte. Allerdings sollte der Markt nicht von einer V-förmigen Erholung ausgehen, sondern von einem etwas langsameren Aufwärtstrend.
Sparprgramm Soll 50 Millionen Euro Bringen
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug von Juli bis September 13,3 Mill. Euro und übertraf damit die Erwartungen von Analysten deutlich. Im Vorjahr hatte Drägerwerk einen operativen Gewinn von 11,0 Mill. Euro ausgewiesen. Der Umsatz kletterte um 2,4 Prozent auf 454,4 Mill. Euro zum Vorjahr. Dabei trugen beide Sparten - Medizintechnik und Sicherheitstechnik - zum Zuwachs bei. Während Drägerwerk im Ausland deutlich mehr umsetzte, gingen die Erlöse in Deutschland leicht zurück. Der Auftragseingang erhöhte sich in der Berichtsperiode um 8,5 Prozent auf 481,7 Mill. Euro. Das Auftragsvolumen bei Beatmungsgeräten habe im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich gelegen, sagte
Drägerwerk will mit seinem sogenannten "Turnaround-Programm" bereits im laufenden Geschäftsjahr deutlich die Kosten senken. Für 2009 rechnet das Unternehmen mit Einsparungen von 50 Mill. Euro. Von diesem Betrag sollen etwa 35 Mill. Euro nachhaltig sein. Bereits bis Ende September hat das Unternehmen aus Lübeck nach eigenen Angaben bereits 32,3 Mill. Euro eingespart. Im Gegenzug fielen bislang 18,3 Mill. Euro Kosten an. Für das Gesamtjahr sollen die Aufwendungen insgesamt 25 Mill. Euro betragen.
Angestellte Bekommen NUN Doch Weihnachtsgeld
Drägerwerk hatte im Juni Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt. Das Sparprogramm umfasst 400 Einzelpunkte und soll ab 2011 einen Ergebniseffekt von insgesamt 100 Mill. Euro pro Jahr bringen. Bisher betrafen die Maßnahmen überwiegend Einkauf, Reise- und Telekommunikationskosten, Marketing und Vertrieb sowie Logistik. Aufgrund der hohen Kapazitätsauslastung sowie der Verbesserung der Produktivität verzichte Drägerwerk auf die ursprünglich geplante Streichung des Urlaubs- und Weihnachtsgelds, schrieb Unternehmenschef Stefan Dräger an seine Aktionäre. Im kommenden Jahr will Drägerwerk rund 400 Stellen abbauen. Ende September beschäftigte das Unternehmen knapp 11 000 Mitarbeiter.
Für das Gesamtjahr 2009 erwarten die Lübecker aufgrund der weltweiten Krise weiterhin einen deutlichen Rückgang beim operativen Ergebnis (Ebit). Dabei sollten unter anderem die Umstellung des Produktmix" in der Medizinsparte sowie negative Wechselkurse das Ergebnis belasten. Der Umsatz soll jedoch jetzt nur noch "geringfügig unter dem Vorjahreswert liegen". Zuvor hatte Drägerwerk einen Umsatzrückgang von fünf Prozent prognostiziert. 2008 hatte Drägerwerk 1,925 Mrd. Euro umgesetzt. Das Ebit hatte vor Sonderposten 130,5 Mill. Euro betragen.
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