Ich weiss so ungefaehr, was Du meinst. Aber ich sehe das aus dem (ganz) grossen Blickwinkel, und der sagt mir einfach, dass ueber Jahrzehnte das ganze System auf immer weiter ausufernder Kreditvergabe beruht hat. Es muessen immer neue Kredite aufgenommen werden, um die Zinsen fuer die alten Kredite abzubezahlen. Es ist ein Pyramidenspiel. Irgendwann reicht die neu geschaffene Geldmenge nicht mehr fuer den Schuldendienst aus, es sei denn es wird massiv Geld gedruckt wie 1923. Diesem Punkt sind wir nicht mehr allzu fern.
Es wird oft die Analogie zu Japan bzgl. deflationaerer Tendenzen angefuehrt, aber das ist m.E. falsch, denn Japan ist nicht die Weltwirtschaft und war nicht mal synchron mit dieser. Die japanische Niedrigzinspolitik hat nur deshalb die Deflation dort nicht beendet, weil die Liquiditaet gar nicht in Japan blieb, sondern fuer Carry Trades aus Japan weggepumpt wurde.
Weiterhin wird oft behauptet, die Depression in den 30ern sei durch zu restriktive Zinspolitik der Fed verursacht worden. Dem stimme ich nicht zu. Die Depression ist massgeblich durch einen unglaublichen (aber im Vergleich zu heute trotzdem noch laecherlichen) Kreditboom in den Roaring Twenties verursacht worden. Damals wie heute ist das Kreditspiel irgendwann in sich zusammengestuerzt. Nur dass es damals echtes Geld in einem Goldstandard war, das die Leute nicht mehr zurueckzahlen konnten. Ergo Deflation. Heute haben wir keinen Goldstandard, also kann nach Belieben inflationiert werden, und genau das tut die Fed. Sie kaempft dabei gegen einen Feind, den Nixon 1971 schon abgeschafft hat. Das Ende vom Lied wird m.E. eine Hyperinflation sein. Beachte, dass Japan das EINZIGE Beispiel dafuer ist, dass Niedrigzinspolitik und Deflation zusammenauftraten, aber das liegt halt mMn an den o.g. Sonderfaktoren, die jetzt nicht gegeben sind.
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