Bilderberg ist ein Ultrakurzfristzocker. Der braucht und liebt Vola. Die Vorhersage, dass Jinko nach Zahlenvorlage steigen soll, habe ich hier schon zigfach gelesen. Eingetreten ist immer das Gegenteil. Weil die Zahlen des abgelaufenen Quartals niemanden interessieren. Es geht immer nur um den Ausblick, und da kann Jinko nur enttäuschen, zumal die Margen schon in Q2 UNTERIRDISCH SCHLECHT sein werden!
Die größte Gefahr für Jinko ist die Erwartungshaltung der Analysten. Ich schrieb schon zuletzt, dass es nach dem bereits gesehenen 80% Crash einfach nur ein Unding ist, dass der Konsens für das Gesamtjahr 2024 noch immer bei 2,47 USD steht und ein Maydorn weiterhin von KGV 4 oder 5 schwafelt.
Jinko hätte Chancen auf einen Anstieg, wenn die Analysten dem Kursabsturz folgend ihre Gewinnschätzungen für 2024 bereits auf einen deutlichen Jahresfehlbetrag gesenkt hätten und Jinko es dann mit einer Kraftanstrengung und drastischen Investitionskürzungen schafft, erstmals einen signifikant positiven FCF zu erzielen und die Schulden nachhaltig zu senken.
Jinko macht allerdings genau das Gegenteil. Man investiert trotz implodierender Bruttomargen munter weiter in Kapazitätsausbau und tut so, als ob 2025 urplötzlich alles gut würde. Nichts wird 2025 besser. Im Gegenteil wird der Kapazitätsaufbau in den USA natürlich dazu führen, dass auch dort die bisher hohen PV-Preise drastisch einbrechen. Zudem werden die USA die Subventionen irgendwann drastisch kürzen, was freilich vor allem den Gewinn einer First Solar, die derzeit unglaubliche 75% ihres Gewinns aus US Subventionen bezieht, schreddern dürfte.
Eine bei PV-Preis Senkungen und Subventionskürzungen strauchelnde First Solar wird Jinko und Co. weiter in den Keller reißen. Es gibt nur einen Ausgang aus diesem Teufelskreis, die Chinesen müssen ihre Industrie zwingen, 30 bis 40% der Produktionskapazitäten sofort stillzulegen und den ruinösen Preiswettbewerb einzustellen.
Aussagen hier im Forum, die Modulpreise werden sich nun vss. erst in 2025 erholen, implizieren ein völlig falsches Bild. Die Preise in einer von Skaleneffekten profitierenden Industrie werden nachhaltig NIEMALS STEIGEN! Es geht lediglich darum, dass die Preise nicht schneller als die Produktivitätszuwächse FALLEN dürfen, um die Gewinnmargen nicht fortwährend weiter zu senken.
Aber was sag ich da, schon das Wort Gewinnmarge ist hier völlig Fehl am Platz! Wir reden aktuell flächendeckend von Verlustmargen! Canadian hat im ersten Halbjahr auf Gesamtergebnisebene mehr als 80 Mio € VERLUST eingefahren. Wen interessiert die GuV einer USGAAP Bilanz, wo Währungsdifferenzen nur im Gesamtergebnis abgebildet werden?
Währungsdifferenzen im internationalen Handelsgeschäft sollen nicht dem operativen Geschäftsbereich zugerechnet werden? Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll...
Für die Frage der Insolvenzgefahr ist es vollkommen egal, ob das Eigenkapital über die GuV oder das sonstige Ergebnis (z.B. Verluste aus Währungsdifferenzen) vernichtet wird. Fakt ist, dass Canadian schon in H1 massiv EK vernichtet hat und es in H2 garantiert nicht besser wird.
Warum glaubt ihr, hat Jinko beschlossen, dass die vermeintlich großzügige Dividende exakt am Tag der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen (30.08.) ausgezahlt wird? Ich glaube nicht an Zufälle und gehe davon aus, dass wir am 30.08. miese Zahlen und einen noch mieseren Ausblick präsentiert bekommen. 2,47 USD Gewinnerwartung für 2024? Vergesst es! Ihr könnt froh sein, wenn da am Ende dank Einmaleffekten (Verkauf Produktionsanlagen oder PV-Parks) kein fettes Minus stehen wird. Die Q2-Prognose von 0,17 USD je Aktie halte ich ebenfalls für mit dem Kursverlauf nicht näherungsweise in Einklang zu bringen.
Wie gesagt, wenn für Q2 ein zum Crash der Aktie passender Verlust von 1 USD je Aktie erwartet würde, hätte Jinko positives Überraschungspotenzial. Dann könnte man sagen, der Markt habe die für jedermann sichtbare Krise beim Marktführer Jinko vielleicht übertrieben negativ eingepreist.
Statt dessen haben die Analysten ihre Prognosen aber nicht näherungsweise dem Crash entsprechend nach unter angepasst und damit weiterhin horrendes Enttäuschungspotenzial im Kurs belassen. Der Witz ist, dass Anleger wie ich seit Monaten schreiben, dass Aussagen wie KGV 4 etc. SCHWACHSINN sind und der Kurs nur fallen kann, solange die Mehrheit des Aktionariats sich nicht endlich eingesteht, was der Modulpreiscrash wirklich für die kurz-, mittel- und langfristige Profitabilität von Jinko bedeutet. Die bisherige Salamitaktik hilft ausschließlich Shortsellern und Ultrakurzfristzockern wie Bilderberg, denen es doch vollkommen egal ist, auf welchem Kursniveau sie Ping Pong spielen, solange die Vola extrem hoch bleibt. Für Buy and Hold Investoren indes ist dieses Szenario der Weg in den Ruin des hart erarbeiteten Privatvermögens. Man muss sich gedanklich davon lösen, dass starkes Wachstum einer Branche zwangsläufig zu steigenden Aktienkursen führt. Das gilt nur in Branchen, wo die Wettbewerber zumindest ein Mindestmaß an Kapital- und Preisdisziplin walten lassen. In der PV-Branche war der Wettbewerb schon immer ruinös und es scheint so, dass der Markt die Fehler von Anfang der 2000er Jahre wiederholt. Die Gier von Investoren angesichts UNENDLICH scheinenden Wachstumspotenzial ist derart unstillbar, dass sie es nur auf die ganz harte Tour lernen müssen... und im Abstand von 20 Jahren doch wieder nichts gelernt haben... Im Gegenteil wird nun ein noch viel größeres fremdfinanziertes Rad gedreht, in der Hoffnung, die Verluste aus der letzten PV-Krise überkompensieren zu können. Jinko war bisher eine grandiose Erfolgs- und Wachstumsgeschichte... rein renditemäßig allerdings nur für Unternehmensgründer und Vorstand, deren share based compensation immer weiter durch die Decke geht... Die Streubesitzgesellschafter hingegen bluten, bluten, bluten...
Sorry für die drastischen Worte. Aber ich mag einfach nicht mehr lesen, dass die nächsten Quartalszahlen bestimmt alles zum Guten ändern werden. Werden sie NICHT! Mag sein, dass Bilderberg weiter schöne Gelegenheiten für seine Daytrades bekommt. Für alle Longies hingegen endet die Misere garantiert nicht mit irgendwelchen Quartalszahlen, sondern erst, wenn die gesamte Branche die Reißleine zieht und ein drastisch anderes Wettbewerbsverhalten an den Tag legt. Hierfür gibt es keinerlei Anzeichen, solange geldgeile Investoren jede vermeintlich günstige Gelegenheit nutzen, um insolvente Buden wie MeyerBurger erneut mit 250 Mio EUR zu pampern, weil ab sofort bestimmt alles besser wird... Schaut euch mal an, was in den wenigen Monaten seit der Kapitalerhöhung aus den frisch investierten 250 Mio € wurde... Offensichtlich gibt es auf dieser Welt soviele reiche Idioten, die nicht einmal vor Investments in Firmen mit mehrfach gescheiterten Geschäftsmodellen zurückschrecken, weil der Hochglanzprospekt über die Chancen des US PV Markts doch so wahnsinnig hohe Renditen versprach...
Milliardenunternehmen wie Jinko und Co. drehen natürlich Däumchen, während eine Klitsche wie MeyerBurger eine neue US Produktion aufbaut und sich dann auf Kosten der US Steuerzahler dumm und dämlich verdient... Nein, sie sehen exakt die gleiche Chance, investieren wie blöde und am Ende machen dann alle Verlust... allein die Absatzprognose war stimmig... bei den Preisen und Margen hat man sich halt kolossal verrechnet... shit happens... beim nächsten Mal klappt's bestimmt...
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