Scheint mir nicht sonderlich schwer zu sein, zu prognostizieren, dass die Q2-Zahlen insbesondere bezüglich des EBITDA verheerend sein werden.
Neue Prognose für die Umsatzerlöse 2024: 790-820 Mio € => Mittelwert: 805 Mio € Umsatzerlöse Q1: 208,726 Mio €
Neue Prognose für das bereinigte EBITDA 2024: 15 - 35 Mio € => Mittelwert 25 Mio € bereinigtes EBITDA in Q1: 7,815 Mio € tatsächliches EBITDA in Q1: -18,207 Mio €
https://www.evotec.com/uploads/download-files/...t-3M-2024_German.pdf
Lt. Guidance sollen sich im zweiten Halbjahr erste Margenverbesserungen aus kurzfristig ergriffenen Einsparmaßnahmen zeigen. Wenn dem so ist, sollte der Mittelwert des bereinigten EBITDA in Q3 und Q4 über dem bereinigten EBITDA aus Q1 liegen, da die Einsparmaßnahmen ja bereits mit Blick auf die unbefriedigende Margensituation in Q1 ergriffen wurden und man von Sichtbarkeit erster Verbesserungen mit einem zukünftig geplanten EBITDA-Verbesserungsvolumen von 40 Mio € wohl nicht gegeben wäre, wenn der Mittelwert aus Q3 und Q4 unter der miesen Q1-Marge läge.
Somit gehe ich davon aus, dass das für H2 geplante bereinigte EBITDA mindestens dem Mittelwert der neuen Guidance i.H.v. 25 Mio € entspricht.
Für H1 rechne ich demnach bestenfalls mit einem EBITDA von Null EUR, aufgrund der Dramatik der Zielverfehlung zur Mitte Mai abgegebenen EBITDA-Prognose i.H.v. ca 100 Mio € sollte man indes nicht überrascht sein, wenn das bereinigte EBITDA im ersten Halbjahr tiefrot ausfällt. Wovon man indes sicher ausgehen muss, ist dass für Q2 2024 ein tiefrotes bereinigtes EBITDA und ein noch viel schlechteres tatsächliches EBITDA gemeldet wird.
Der Jahresfehlbetrag in Q1 lag bei 20,6 Mio €. In Q2 dürfte der Jahresfehlbetrag sich deutlich ausgeweitet haben.
Das nur nochmal zur vermeintlichen "Profitabilität" des Unternehmens.
Evotec mag wie viele andere Unternehmen Meisterin im Bereinigen von Ebitda und allen anderen Kennziffern sein. Die Wahrheit über Profitabilität steht einzig und allein unter dem Strich der GuV!
Es ist am Ende egal, ob ein Unternehmen wegen Einmaleffekten oder miesen operativen Geschäftsergebnissen in Schieflage gerät. Beides ist meistens Ausfluss schlechter Managemententscheidungen und die Häufung vermeintlich einmaliger oder außerordentlicher negativer Belastungsfaktoren ist eben auch meistens das Ergebnis schlechten Managements. In den meisten Fällen malen sich Unternehmen mit ihren bereinigten operativen Ergebnissen ein Idealbild, das sie in der Lebenswirklichkeit nie erreichen werden, weil im Leben immer wieder irgendwas Unerwartetes passiert und die wahre Kunst darin besteht, sich an exogene Schocks, Änderungen des Nachfrageverhaltens, Konjunktureinbrüche, Zinsänderungen o.ä. schnellst- und bestmöglich anzupassen und im Idealfall Krisen für Erneuerung, Marktanteilsgewinne und Optimierung der Profitabilität zu nutzen. Denn das betriebswirtschaftliche Oberziel eines jeden Unternehmens heißt bekanntlich Gewinnmaximierung, nicht Umsatzmaximierung oder Schaffung möglichst vieler Arbeitsplätze und Vorstandspöstchen. Anders ausgedrückt Shareholder Value!
Was Sozialpolitiker von SP, Grünen, Linksparte etc. nicht zu verstehen scheinen ist, dass die besten Wachstumsaussichten, die höchste Arbeitsplatzsicherheit und die bestmöglichen Vergütungschancen in den Unternehmen entstehen, die den Shareholder Value tatsächlich nachhaltig erfolgreich maximieren. Unternehmen wie Evotec, die offensichtlich null Kostenkontrolle und Margendisziplin besitzen, werden in der langen Frist immer wieder in Schieflage geraten. Daher sind Gewinnmargen nicht irgendein Popanz neoliberaler Turbokapitalisten sondern der zentrale und elementare Grundpfeiler eines jeden erfolgreichen Unternehmens.
Eine negative EBITDA-Marge bei mehr als 200 Mio € Umsatz in Q1 ist der Ausdruck eines absoluten Armutszeugnisses. Wenn ich meine Produkte unterhalb der variablen Kosten verkaufen muss, um mich im Markt zu behaupten, ist Liquidation oder Unternehmensverkauf die bessere Lösung. Angesichts eines Umsatzziels von ca. 800 Mio € ist es inakzeptabel, die Produktpreise unterhalb der Durchschnittskosten zu setzen, d.h. bottom line nicht einmal mit einer schwarzen Null zu kalkulieren. So kann ein neu gegründetes Unternehmen agieren, nicht aber ein seit 2 Jahrzehnten am Markt befindliches Unternehmen.
Die Bezugnahme auf reine Forschungsunternehmen wie Biontech, Moderna oder Morphosys ist bei einem Auftragsforscher mit vergleichsweise geringen Margen vollkommen abwegig. Biontech kann im Erfolgsfall zum bestverdienenden Unternehmen der Erde werden. Bei Evotec sind die Margen im Erfolgsfall auf zuvor vereinbarte Milestone-Zahlungen und Boni begrenzt. Den großen Gewinn machen im Erfolgsfall weiter die Pharma-Riesen.
Daher gehen sie gern Kooperationen mit Auftragsforschern wie Evotec ein, die in der Forschungsphase einen Teil des Risikos tragen, im Erfolgsfall aber nur mit Peanuts abgespeist werden. Den wirklichen Reibach machen Pfizer, Sandoz und Co. Wenn dem nicht so wäre, würden die den JPOD in Toulouse selbst bauen. Es wären keine Pharmariesen, wenn sie nicht besser als viele kleine Unternehmen wüssten, wie man Risiken/Kosten bestmöglich outsourct und Gewinne maximiert.
Und es funktioniert ja auch bestens, weil sich immer wieder kleine Putzerfische finden, die sich freuen, den Großkonzernen bei deren Gewinnmaximierung Hilfe zu leisten und nicht einmal angesichts negativer EBITDA-Margen zu realisieren scheinen, dass in ihrem Geschäftsmodell etwas sehr Grundsätzliches nicht stimmt, dass ihr Risiko-Chancen-Verhältnis selbst nach einer Vervielfachung des Jahresumsatzes seit dem IPO noch immer katastrophal schlecht ist.
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