In der Aktuellen Ausgabe des Aktionär wird NN als "Top-Tipp-Konservativ" empfohlen.
Die Besprechung hebt speziell auf die Chancen ab, welche durch Semaglutid entstehen. Besonders wird hier die orale Variante ins Spiel gebracht und auf das Potential als "Gamechanger" hingewiesen.
Es wird erwähnt, dass mit dieser Darreichungsform das lästige Spritzen von Insulin für die Patienten künftig entfallen würde.
Dies kann man so nicht uneingeschränkt stehen lassen! Semaglutid ist, ebenso wie Liraglutid (Victoza+Saxenda), ein GLP-1-Analogon und hat mit Insulin nichts zu tun.
Die Wirkung von GLP-1 ist eher als indirekt zu bezeichnen. Vereinfacht gesagt, löst GLP-1 eine Insulinausschüttung aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse aus, sobald Zucker im Blut auftaucht.
Diese Wirkung funktioniert also nur so lange, wie die Bauchspeicheldrüse in der Lage ist, ausreichend Insulin auszuschütten. Ist das nach Jahren des vortschreitens der Erkrankung nicht mehr der Fall, muss selbstverständlich Insulin gegeben werden. Der Zeitpunkt, wann dies der Fall ist, ist von Patient zu Patient sehr verschieden.
Erwähnt wird auch des "Fettsuchtmittel" Saxenda. Es würde derzeit etwas unter dem Radar der Analysten fliegen. Der Aktionär sieht für Saxenda allerdings ein gigantisches Potential, welches sie aus den Wachstumsraten von über 20% bei Fettleibigen ableiten.
Ok, hier wird aber Semaglutid völlig ignoriert! Warum sollte ein Patient zu Saxenda greifen, wenn er mit Semaglutid ein Medikament zur Hand hat, welches einen ebenso positiven Effekt auf das Gewicht hat und nur 1x pro WOCHE gespritzt werden muss? Saxenda dagegen, ebenso wie Victoza, 1x pro TAG. Vorausgesetzt natürlich Semaglutid erhält auf die entsprechende Zulassung, wovon man allerdings intern fest ausgeht.
Somit sind Victoza und Saxenda nicht on top zu Sema zu sehen, sondern sie decken prinzipiell die gleichen Patienten ab, da Liraglutid (Victoza + Saxenda) in die gleiche Substanzklasse gehört wie Semaglutid (GLP-1-Analoga) und den gleichen Wirkansatz hat.
Zum Schluss noch eine Überlegung zur oralen Variante zu Sema. Ja, es scheint zu funktionieren. Ja, es wäre ein deutlicher Vorsprung, den man hier zur Konkurrenz realisieren könnte. Zu bedenken ist allerdings, dass man deutlich mehr Substanz benötigt, um eine vergleichbare Wirkung zur Injektion zu erreichen. 14mg ist die Höchstdosis für Sema in oraler Form. Die Dosierungen für die Injektion werden 0,25, 0,5 und 1mg betragen.
Das ist prinzipiell kein Problem. Es stellt sich aber schnell die Frage nach dem künftigen Preis der oralen Variante. Aus der jüngsten Vergangenheit wissen wir aber sehr eindrücklich, was zu höhe Preisvorstellungen mit Produkten und somit mit dem Aktienkurs anrichten können.
Ich möchte betonen, dass ich selbstverständlich positiv für die Aktie bin. Man sollte aber auch die Lage aus allen Perspektiven betrachten.
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