"Der nächste Börsenmarkt wird furchtbar"

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neuester Beitrag: 11.10.10 16:52
eröffnet am: 07.10.07 20:14 von: Jorgos Anzahl Beiträge: 257
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14.05.10 14:40
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21585 Postings, 6723 Tage Jorgos...das Interview bleibt negativ.....

andelsblatt: Wie sehen Sie die Lage in den USA?

Celente: Regierungen und Notenbanken haben rund um die Welt gewaltige Stimulierungsprogramme lanciert. Mit einem Ziel, die Zinsen tief zu halten. Die Arbeitslosenrate wird trotz allem hoch bleiben. Wir schaffen hier in den USA nur niedrig bezahlte Stellen, in der Zeitarbeit und im Gesundheitssektor. Der Abstand zwischen Arm und Reich ist so groß wie in keinem anderen Industrieland. Im Jahr 1950 verdienten die Firmenchefs 20 Mal mehr als der Durchschnittsarbeiter, im Jahr 2010 ist 550 Mal mehr. Politisch sind wir weit vom früheren Unternehmergeist entfernt. Wenige Banken kontrollieren das ganze Land. Es sind Personen aus dem Finanzsektor und die von Goldman Sachs, die in der Regierung das Sagen haben.

Werden die Ankurbelungsmaßnahmen nicht fruchten?

Wenn die Stimulierungsprogramme auslaufen, wird der Immobilienmarkt zusammenbrechen und mit ihm die Finanzmärkte. Ich sehe die Welt in eine große Depression hinein laufen. Wenn die Konjunkturen abwärts driften, werden wir mehr und mehr Handelsbarrieren sehen.

Große Depression ist ein Schreckensszenario. Was wird aus Europa?

Die Europäische Währungsunion wird zerbrechen. Einige werden heraus gedrängt werden, andere das System freiwillig verlassen, um den drakonischen Zwangssparprogrammen im Gegenzug für Hilfen zu entgehen. Insgesamt werden die Europäer den Sturm aber besser überstehen als die Amerikaner. Alleine die Haushalte haben 13 Bill. Dollar Schulden, und sie haben keine Ersparnisse. Bei den Europäern sieht die Lage ganz anders aus.

Was ist mit dem Euro?

Der Euro fällt jetzt wegen der Griechenland-Krise. Aber deshalb vom Euro in den US-Dollar zu tauschen hieße: Von der Titanic auf die Lusitania zu wechseln, und die wurde bekanntlich auch versenkt. Das Rettungsprogramm für Griechenland vom Wochenende ändert gar nichts. Das ganze System funktioniert nur noch mit niedrigen Zinsen und damit billigem Geld.

Dreh- und Angelpunkt sind die explodierenden Schulden?

Die USA haben jetzt 13 Bill. Dollar an Staatsschulden aufgehäuft. Darüber hinaus haben wir Verpflichtungen aus dem Sozialsystem, dem Gesundheitssektor und den Pensionen in Höhe von 108 Bill. Dollar. Es werden insgesamt drei Bill. Dollar gebraucht, um die Südländer der Eurozone zu retten. Der kleine Mann wird die Zeche zahlen müssen. Die Großinvestoren kommen dagegen davon, die Banken werden mit Staatsgeldern gerettet. JP Morgan beispielsweise hat hohe Verbindlichkeiten in Griechenland, Spanien, Portugal. US-Präsident Obama sprach vor einigen Tagen von den Herrschern an der Wall Street als "Titanen der Industrie", aber sie produzieren nichts Reales, nur CDS, synthetische CDOs und Derivate. Das ist ein Casino.

Es bleibt die Frage: Was wird aus den Währungen?

Ich bin sehr bullish für Gold, weil die anderen Währungen nicht das Papier der Geldscheine wert sind, auf denen sie gedruckt sind. Meiner Meinung nach kann der Preis bis auf 2000 Dollar je Unze steigen. Von den meisten Anleihen würde ich die Finger lassen. Mein Bargeld habe ich aufgeteilt zwischen US-Dollar und dem kanadischen Dollar. Gut sehen die norwegische Krone wegen des Ölreichtums des Landes und der Schweizer Franken aus, weil beide Länder nicht so stark in die Krise verwickelt sind. Ansonsten besitze ich noch Immobilien. Am besten stehen relativ autarke und rohstoffreiche Länder mit überschaubarer Verschuldung und guten Handelsbilanzen da. Grundsätzlich würde ich keine großen Risiken eingehen. Das Gebot der Stunde ist: Kapital erhalten.

Sie beobachten sehr genau die geopolitische Lage. Wo liegen hier die größten Risiken?

Politisch prognostizieren wir einen Terrorakt wie im September 2001. Dann wird es ein Problem geben, an das eigene Geld zu kommen. Dann wird es wieder Bankfeiertage geben, an denen nichts mehr geht. Ein Bank Run und eine Flucht ins Gold soll schließlich verhindert werden. Meine größte Sorge aber ist die Eskalation des Krieges unter der neuen US-Regierung. Ich spreche von Afghanistan und Pakistan. Hier kann es schnell zu einer globalen Katastrophe kommen. Auch in der Israel-Iran-Konfrontation kann es schnell zu einer Eskalation kommen.

14.05.10 20:44
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21585 Postings, 6723 Tage JorgosIrgendwie erinnert mich die momentane

Zeit an die vor Lehmann. Damals las man auch ständig Warnungen, aber niemand hat sie richtig ernst genommen.
Momentan wimmelt es auch von schlechten Prognosen aber so richtig dran glauben will man nicht. Bis dann die Panik ausbricht.
Bin zwar grundsätzlich Optimist, werde aber Richtung Sommer mal meine Cashquote erhöhen, falls es die Märkte noch zulassen :;)))

20.05.10 16:29
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21585 Postings, 6723 Tage JorgosDer historische Computercrash zeigt doch,

dass die Computer gar nicht so dumm waren. Die haben in kurzer zeitlicher Abfolge gezeigt, wo die Richtung hingeht.
:)

20.05.10 22:50
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21585 Postings, 6723 Tage Jorgos....die Computer wussten anscheinend wirklich

was passiert....
Man sollte öfter auf sie hören. Sie haben wahrscheinlich nur die Pläne des Mr. Market zu früh veröffentlicht !;)

25.05.10 11:02
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21585 Postings, 6723 Tage Jorgos....wer auf den Computercrash gehört hätte,

11.10.10 16:52
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21585 Postings, 6723 Tage JorgosAmerikas kurzes Gedächtnis

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,722279,00.html

11.10.2010

Finanzkrise
Amerikas kurzes Gedächtnis

Von Marc Pitzke, New York

Haben die USA aus der Finanzkrise gelernt? Das Gegenteil ist wahr, sagt Filmemacher Charles Ferguson. Seine brillante Dokumentation "Inside Job" zeigt, wie Wall Street und Regierung schon wieder gemeinsame Sache machen. Das Fatale: Niemand protestiert dagegen.

Es ist eine fast intime Soiree. Gerade mal neun Zuschauer verlieren sich im Saal des Angelika Film Centers, eines Programmkinos im New Yorker Greenwich Village. Dabei ist der Film, der hier seine Publikumspremiere hat, wichtig, erschütternd und zutiefst empörend. Jeder Amerikaner, der wirklich wissen will, wer die Finanzkrise verschuldet hat (und zweifellos die nächste verschulden wird), sollte ihn sehen.

Doch Amerika will davon offenbar nichts wissen. Finanzkrise? Rezession? Old news!

In "Inside Job", seiner brillant-beklemmenden Dokumentation über den globalen Crash, weist Charles Ferguson genau das Gegenteil nach: Diese Geschichte ist längst nicht zu Ende - und hat sogar bereits begonnen, sich zu wiederholen. Was soll's, sagt Scott Talbott, ein Top-Lobbyist der Bankenbranche, auf Nachfragen von Ferguson mit nonchalantem Schulterzucken: "Jeder macht mal Fehler."

Von wegen Fehler. "Diese Krise war kein Unfall", sagt Ferguson. Sondern ein weltweiter, wortwörtlicher Bankraub, der Billionenverluste verursachte und Abermillionen Menschen die Existenz kostete, von Chicago bis China - für den aber, wie "Inside Job" in kühler Wut erinnert, bis heute kein einziger Schuldiger strafrechtlich belangt wurde. Statt dessen ziehen die gleichen Leute wieder die Strippen, an der Wall Street wie in Washington, und kassieren neue Bonusprämien ab.

108 Minuten Tour de Force durchs Finanzlabyrinth

Man könnte meinen, es gäbe zu dem Thema nichts mehr zu sagen. Doch keiner fängt die Chuzpe der Täter so eiskalt ein, demaskiert die Verantwortlichen so höflich, leuchtet die moralischen Abgründe so grell aus wie Ferguson, ein Politologe mit Reportertalent. Anders als der Polemiker Michael Moore ("Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte"), der seine Thesen zurechtschneidet, oder Hollywood-Nörgler Oliver Stone ("Wall Street: Geld schläft nicht"), der sich in stilisierter Dramaturgie verliert, wahrt Ferguson den Blick fürs Wesentliche.

Seine 108-minütige Tour de Force durch das Labyrinth aus Deregulierung und Derivativen, Ratings und Ramschhypotheken, CDO und CDS führt einem die zynische Manipulation des Systems besser vor Augen als alle bisherigen Traktate. Eine ernüchternde Lehre, die gerade jetzt nötig scheint, da viele Amerikaner die wahren Hintergründe der Krise schon wieder verdrängt haben - und, so warnt Ferguson, fröhlich in den nächste Wahn schlittern.

In der Tat machen in Umfragen immer mehr US-Bürger ihren Präsidenten Barack Obama für die Rezession verantwortlich - obwohl der zu Beginn der Finanzkrise noch überhaupt nicht im Amt war. Den Republikanern dagegen, die viel Geld von der Wall Street erhalten und die an der fatalen Deregulierungspolitik festhalten, messen die Wähler in Finanzfragen neuerdings größere Kompetenz zu als den Demokraten. Bei den Kongresswahlen in drei Wochen könnten die Republikaner die Macht im Kongress zurückerobern.

Amerikas hat ein kurzes Gedächtnis. So lief Fergusons aufwendig produziertes, von Matt Damon erzähltes Lehrstück am Wochenende denn zunächst auch nur in zwei New Yorker Programmkinos an, denen schrittweise weitere, kleine Häuser folgen sollen. Gleichzeitig sind die Megaplexes von eskapistischer Massenware belegt, darunter einer auffallenden Anzahl von Horrorfilmen für das bevorstehende Halloweenfest.

Gruselige Schurken, tragische Helden

Dabei ist "Inside Job" der ultimative Horrorfilm, voller gruseliger Schurken und tragischer Helden. Wie "Freitag der 13." beginnt auch diese Höllenfahrt in trügerischer Idylle - in diesem Fall in Island, dessen Finanzsystem Ende 2008 spektakulär kollabierte. Gier, Dummheit, Bankenzockerei: Die Ursachen klingen haarsträubend provinziell und so weit weg - bis der Zuschauer merkt, dass es die gleichen waren, die die USA ins Unheil rissen.

Die Schurken - Banker, Rating-Agenturchefs, Lobbyisten - sahnten ab und belohnten sich selbst mit Villen, Yachten, Privatjets, Strippern, Nutten und Koks, ohne je echte Konsequenzen fürchten zu müssen. Exzesse, die sich Ferguson anschaulich vom Wall-Street-Psychologen Jonathan Alpert und der VIP-Puffmutter Kristin Davis schildern lässt und mit dem Oldie "Takin' Care of Business" untermalt.

Politiker, Ökonomen und der langjährige gaben dem abgekarteten Spiel Flankenschutz. Der Einzige, der die Halunken zur Rechenschaft zog, war der New Yorker Generalstaatsanwalt und kurzzeitige Gouverneur . Als der selbst über einen Hurenskandal stürzte, knallten an der Wall Street - deren Sittenlosigkeit ungesühnt blieb - die Sektkorken, derweil Ms. Davis heute als Bannerträgerin der Anti-Prohibitionspartei für das Amt des Gouverneurs kandidiert.

Aus der Distanz sind die Mechanismen so vorhersehbar, dass es unfassbar ist, wie niemand etwas gemerkt haben will. Fast niemand: Ferguson lässt vor allem auch die wenigen Propheten zu Wort kommen, die das Chaos kommen sahen, doch verlacht wurden, Jahr für Jahr. 2005 warnte Raghuram Rajan, damals Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), vor einem "globalen Meltdown". 2006 orakelte Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini: "Die Blase platzt." Und 2007 kritisierte der Finanzjournalist Allan Sloan die Tricks der Banken als "absolut wahnsinnig".

Kritiker wurden verhöhnt

Doch selbst die "New York Times" tat Roubini als "Dr. Doom" ab, und Larry Summers, seinerzeit Präsident der Harvard University, verhöhnte Rajan als "Technikfeind". Kein Wunder: Als US-Finanzminister unter dem Demokraten Bill Clinton forcierte Summers die Deregulierung der Wall Street. Später wurde er durch lukrative Consulting-Jobs für selbige Branche, die er schützte, zum Multimillionär.

Summers Name taucht immer wieder auf in "Inside Job": Unter seiner Obhut hob die US-Regierung 1999 die Trennung zwischen Investment- und Geschäftsbanken auf, was deren Konsolidierung zu Molochen à la Citigroup erst ermöglichte. Er schaltete Brooksley Born aus, die als Chefin der Aufsichtsbehörde CFTC schon früh auf die Gefahr von Derivativen hinwies. Er steuerte den Commodity Futures Modernization Act, der 2000 jenen Finanzspekulationen freie Bahn gab, die acht Jahre später das ganze Kartenhaus zum Einsturz bringen würden.

Summers personifiziert, wie Ferguson aufzeigt, die Drehtür zwischen akademischer Welt, Wall Street und Politik, die auch nach der Krise weiter schnurrt. Obama, der im Wahlkampf noch eine "neue Kultur an der Wall Street" gefordert hatte, berief Summers 2009 zum Chef-Wirtschaftsberater - ausgerechnet diesen Mann, der einer der frühen Mitverursacher der Krise war. Ende des Jahres will Summers nun nach Harvard zurückkehren, um die nächste Generation von Wirtschaftsgurus auszubilden. Ferguson seufzt: "Nichts hat sich geändert."

Eine deprimierende Erkennntis. Die Lumpen kamen ungestraft davon, sackten sogar noch neunstellige "Abfindungen" ein. Allein Stan O'Neal, der als Vorstandsvorsitzender Merrill Lynch verheizte, kassierte 162 Millionen Dollar. Anschließend wechselte er ins Board des größten US-Aluminiumkonzerns Alcoa, dessen damaliger Vorstandschef die "strategische Vision" des Opportunisten lobte.

Die Wall Street spekuliert sich der nächsten Blase entgegen

Andere sitzen ungestört auf ihrem Thron. Etwa Glenn Hubbard, der Wirtschaftsdekan der Columbia University, der George W. Bushs Steuergeschenke für die Millionärsklasse mitformulierte, nun die Obama-Regierung "berät" und sich von der Wall Street sponsern lässt. Ob das kein Interessenkonflikt sei, fragt Ferguson. Hubbard reagiert beleidigt ("Das bezweifle ich") und bricht das Interview ab.

Und so spekuliert sich eine konsolidierte Wall Street der nächsten Blase entgegen. Kein Krisenprotagonist wurde verurteilt, Obamas Finanzreform ist dank eines Lobbyistenheers auf Minimalmaß geschrumpft, Goldman Sachs kassiert mehr denn je, JP Morgan Chase ist die neue Citigroup.

Unterdessen hat die Armutsquote in den USA historische Rekorde erreicht. Die US-Wirtschaft verlor im September 95.000 Arbeitsplätze. Die Einkommensschere klafft so weit auseinander wie nie zuvor, Schul- und Fortbildung ist für immer mehr Amerikaner unerschwinglich.

"Eine Wall-Street-Regierung", urteilt Ferguson denn auch über Obamas Team. Interviewanfragen verweigerten sämtliche Berater des Präsidenten. Ebenso wie Notenbankchef Ben Bernanke. Der hat seit 2006 tatenlos mitangesehen, wie die Wirtschaft ungebremst in die Krise stürzte. Geschadet hat es ihm nicht: Seine Amtszeit ist gerade erst verlängert worden.

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